Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
bildeten, auf denen sich Sonne und Wolken spiegelten. Die Stunden zogen dahin, und obwohl sie einige Entfernung zurückgelegt hatten, waren sie noch keinem Bewohner dieser Gegend begegnet. Allmählich wurde es dunkel, und die Schatten der Bäume wurden länger, aber bislang waren sie auf keinen Troll gestoßen.
    »Ist die Moorkatze immer noch da?«, fragte Khyber Pen schließlich.
    »Ja, gewiss«, antwortete der Junge. »Sie beobachtet uns wie ein streunender Hund. Soll ich sie mal zu uns herüberrufen?«
    Sie schlugen das Lager im Windschatten eines Felshanges auf, wo sie nahe einem Bach, der aus dem Berg sprudelte, Schutz in einem Kiefernwäldchen fanden. Hinter ihnen erstreckte sich das hügelige Land, durch das sie den ganzen Tag gewandert waren, bis zum Horizont und verlor sich dort in den Schatten des Zwielichts. Leider hatte Pen trotz großer Bemühungen kein Glück bei der Jagd; daher gab es nichts zu essen. Sie tranken das Wasser des Baches und kauten die Rinde eines kleinen Feigenbaums. »Macht euch keine Sorgen«, tröstete Pen seine Gefährten. »Ich gehe im Morgengrauen auf die Jagd. Dann erwische ich etwas.«
    Also legten sie sich hin, schauten zu, wie die Sterne hervorkamen, und lauschten den nächtlichen Geräuschen. Niemand sagte ein Wort. Khyber spürte wieder diese Leere, die sich nun in der Dunkelheit in ihrem Herzen ausbreitete. Nach einer Weile erhob sie sich und ging zwischen die Bäume, weil sie allein sein wollte, falls ihr die Tränen kamen. Sie fühlte sich so unerträglich traurig, dass sie kaum die Fassung wahren konnte. Dieses Gefühl hatte sich in ihr breit gemacht, als wolle es sie daran erinnern, wie schlecht sich die Dinge entwickelt hatten und wie aussichtslos die Lage war. Zwar konnte sie dagegenhalten, dass es ihnen gut ging und sie ihren Weg finden würden, aber das empfand sie nicht wirklich so. Stattdessen sah sie lediglich Verlassenheit und Hoffnungslosigkeit. Was sie auch unternahmen und wohin sie auch gingen, es würde nicht besser werden. Sie würden kämpfen und kämpfen und am Ende doch verlieren.
    In der Abgeschiedenheit konnte sie sich nicht mehr beherrschen, setzte sich und weinte hemmungslos. Sie wünschte, niemals auf diese Reise mitgekommen zu sein. Sie wünschte, ihr Zuhause niemals verlassen zu haben. Alles war nur deshalb geschehen, weil sie darauf beharrt hatte, diesen dummen Baum zu finden, von dem Pen glaubte, er müsse ihn suchen, was er aber vielleicht nur geträumt hatte. Aufgrund ihrer Widerspenstigkeit und ihres törichten, selbstsüchtigen Wunsches nach einer Flucht aus ihrem sinnlosen Leben war Onkel Ähren tot. Nun, immerhin hatte sie dieses Ziel erreicht. Sie würde niemals nach Arborion und nach Hause zurückkehren. Nicht, nachdem sie die Elfensteine gestohlen hatte. Nicht, nachdem sie ihren Onkel hatte sterben lassen. Die Bürde ihrer Schuld lastete wie ein fünfzig Pfund schweres Gewicht auf ihren Schultern, und sie konnte es nirgendwo ablegen. Sie hasste sich.
    Inmitten ihrer stillen Schmährede auf sich selbst bemerkte sie, dass jemand sie ansah.
    Oder etwas.
    Riesige Laternenaugen spähten sie aus der Dunkelheit an. Es war die Moorkatze.
    »Verschwinde hier«, schrie sie wütend und überlegte nicht, was sie da tat.
    Die Augen blieben, wo sie waren. Sie starrte sie finster an und fand es abscheulich, dass die Katze sie beobachtete, dass sie ihren Zusammenbruch und ihre Tränen gesehen und sie in ihrer schlimmsten Verfassung erlebt hatte. Aus irgendeinem Grund, der jeglicher Vernunft widersprach, war ihr das peinlich. Obwohl es nur ein Tier war, das Zeuge dieses Ausbruches gewesen war, kam sie sich dumm vor. Sie atmete einige Male tief durch und richtete sich auf. Die Katze würde sich nicht bewegen, ehe sie von allein Lust dazu hatte, daher ergab es wenig Sinn, sie zu beschimpfen. Stattdessen fragte sich Khyber erneut, was das Tier dort machte. Neugier, hatte Pen vermutet. Konnte sein. Sie warf der Katze einen Kuss zu, flüsterte ein paar Worte zur Begrüßung und winkte. Die Katze blinzelte nicht und bewegte sich nicht.
    Dann war sie plötzlich verschwunden wie Rauch im Wind. Khyber wartete einen Augenblick, bis sie sicher war, erhob sich und ging zu Pen und Tagwen zurück, die bereits schliefen. Anscheinend hatte sie die erste Wache. Auch gut, denn sie war kein bisschen müde. Sie setzte sich zu den beiden und schlang die Arme um die Knie. Hier oben war es kühl, viel kälter als in den Schlacken. Sie wünschte sich eine Decke. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher