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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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würden sie morgen Ausrüstung finden. Irgendwo in der Nähe musste es doch eine Siedlung geben.
    Die Beine vor die Brust gezogen, das Kinn auf die Knie gelegt, lauschte sie Pens und Tagwens Atem und starrte in die Nacht.
    Einige Zeit nach Mitternacht wollte sie eigentlich einen ihrer Gefährten wecken, damit er die Wache übernahm, schlief jedoch ein. Als sie aufwachte, beschlich sie plötzlich das bestürzende Gefühl, dass die Dinge nicht so seien, wie sie sein sollten. Es lag nicht an der Stille oder dem Rascheln der Blätter im Wind, auch nicht an der Dunkelheit. Was ihren Blick anzog, als sie die Augen aufschlug, war der düstere Schatten, der wie ein Fleck über den Waldboden vor ihr kroch. Für einen Moment befürchtete sie, er lebe, und sie sprang auf und wich instinktiv zurück. Dann bemerkte sie die flache, zerklüftete Form und begriff, dass es sich um einen Schatten handelte, den etwas warf, das über sie hinwegflog.
    Sie sah hoch und entdeckte den
Rochen.
    Zunächst mochte sie ihren Augen kaum trauen und glaubte, es handele sich um eine Täuschung, um einen Streich, den ihr die Sichtverhältnisse spielten. Der
Rochen
konnte sich unmöglich hier befinden und durch diesen Himmel fliegen, so viele Meilen östlich von dem angenommenen Aufenthaltsort. Aber die Form war so deutlich, dass Khyber es schließlich als Tatsache akzeptierte. Offensichtlich waren die Fahrenden ihnen gefolgt, aus einem Grund, der ihr nicht sofort einleuchten wollte. Denn wenn sie ihnen nicht hinterhergeflogen waren, würden sie nicht hier sein.
    Insbesondere deshalb, weil sie genau auf sie zuflogen.
    Dennoch stimmte da irgendetwas nicht, etwas wirkte fremdartig und sogar ein wenig beängstigend. Das Schiff hatte nur das Großsegel gesetzt, dessen Leinwand sich im Wind blähte, doch die übrige Takelage war steif vom Deck bis zu den Spieren gespannt wie Spinnweben.
    Benommen starrte Khyber das Schiff an, verschlafen noch und nicht ganz darüber im Klaren, was sie eigentlich sah.
    Der
Rochen
flog über das Elfenmädchen hinweg und hatte bereits ein Stück Entfernung über den Hang nach Osten zurückgelegt, als er wendete und ein zweites Mal durch das sternenübersäte Firmament glitt, langsamer jetzt, als würde er etwas suchen.
    Dann, abrupt, sank er und hielt vorsichtig und langsam auf das Grasland kurz hinter dem Wald zu, in dem Khyber und ihre Gefährten schliefen. Dabei bekam das Elfenmädchen Gelegenheit, das zu sehen, was ihr zuvor entgangen war. Von dem Rahen baumelten drei Seile, die vom Gewicht der Leichen, die daran hingen, straff gezogen wurden.
    »Pen!«, zischte Khyber und schüttelte den Jungen wach, erschüttert von Schock und Furcht. Penderrin Ohmsford fuhr hoch und schaute in alle Richtungen. »Was ist los?«
    Schweigend zog sie ihn auf die Beine und zeigte zum Himmel, während Tagwen neben ihnen weiterschlief. Gemeinsam schauten sie zu, wie der
Rochen
auf das Grasland zuhielt wie ein Geisterschiff am mondhellen Himmel, und die Leichen baumelten an den Enden der Seile. In diesem Licht konnte Khyber sie erkennen: Gar Hatch und seine beiden Leute, mit weit aufgerissenen Augen, offenem Mund und leerem Gesicht. Ihre Mienen hatten etwas Faltiges, Verhärmtes an sich, als hätte man ihnen die gesamte Körperflüssigkeit entzogen und nur Haut und Knochen gelassen.
    »Was ist passiert?«, keuchte Pen.
    Dann schlössen sich seine Finger fest um ihren Arm, und er zeigte auf das Schiff. Sie sah es sofort. Cinnaminson stand in der Pilotenkanzel, ihre dünne, zerbrechliche Gestalt zeichnete sich gegen den Himmel ab, den Kopf hielt sie in den Wind, und die Kleider peitschten ihr um den Leib, derweil ihr die Arme schlaff an der Seite hingen. Ein Ende einer Kette war an einem Band um ihren Hals befestigt, das andere an der Reling der Pilotenkanzel. Khyber suchte das Deck von vorn bis hinten ab, aber sonst war niemand zu sehen. Niemand steuerte das Luftschiff, niemand war Kapitän, niemand Mannschaft, niemand außer den drei toten Männern und dem angeketteten Mädchen war zu sehen.
    Dann entdeckte Khyber etwas auf dem geblähten Großsegel, hoch oben in der Takelage, einen dunklen Schemen im Mondlicht. Dieser Schatten huschte wie eine Spinne in ihrem Netz über die Leinen, schwang sich mit ausgestreckten, gekrümmten Armen von Seil zu Seil. Mehr konnte sie nicht erkennen, Körper und Kopf verhüllte ein Kapuzenmantel, das Gesicht war verborgen. Die Gestalt wurde nur einen Moment sichtbar, dann war sie wieder hinter Segel und Schatten

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