Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
ihnen den Weg weisen konnte. Die Felstrolle bestanden aus mehreren Stämmen, und zwischen diesen kam es immer wieder zu Feindseligkeiten, doch standen die Trolle momentan nicht mit anderen Rassen im Krieg, und deshalb brauchte man sich als Reisender auf ihrem Territorium nicht bedroht zu fühlen. Zumindest hoffte Khyber das. Darüber dachte sie beim Aufbruch eine Weile lang nach, allerdings hatten sie sowieso keine andere Wahl, und deshalb nutzte es wenig, sich unnötig Gedanken über mögliche Schwierigkeiten zu machen. Tagwen schien der Auffassung zu sein, dass jeder Felstroll, den sie trafen, sich hilfreich zeigen würde, sobald er Kermadecs Namen hörte. Vielleicht stimmte das. Khyber war unendlich glücklich, die Schlacken hinter sich zu haben, und daher war sie bereit, beinahe jedes Risiko einzugehen. Allein die Tatsache, nicht länger vom Dämmerlicht und dem Nebel des Sumpflandes eingeschlossen zu sein, sorgte bei ihr für Erleichterung.
Aber natürlich war das nicht alles. Vor allem ließ sie auch den Ort hinter sich, an dem Ähren Elessedil gestorben war. Sie hatte das Gefühl, sich vielleicht mit seinem Tod abfinden zu können, wenn sie ein wenig Abstand bekam. Zwar hatte sie sich überwunden, auch ohne ihn weiterzuziehen, doch fiel es ihr weitaus schwerer, sein Hinscheiden wirklich zu akzeptieren. Sein Verlust hinterließ Leere in ihr, denn er war für sie mehr als ein Onkel gewesen; er hatte ihr auch den Vater ersetzt, den sie als Kind verloren hatte. In ihm hatte sie einen Vertrauten und einen verlässlichen Freund besessen. Um den Schmerz zu überwinden, redete sie sich ein, er sei immer noch als Geist da und würde im Tode weiter auf sie aufpassen wie zuvor im Leben. Natürlich war das Wunschdenken, aber Schatten waren real und halfen manchmal den Lebenden, und sie brauchte diesen Trost, da sie tiefe Zweifel an sich selbst hegte. Denn sie glaubte kaum, dass ihre schwache Begabung für Druidenmagie genügen würde, um den Rest der Reise zu überstehen, gleichgültig, wie sehr Ähren versucht hatte, ihr das einzureden. Im Kampf gegen Terek Molt war es ihr gelungen, ihre Magie siegreich einzusetzen, leider jedoch nur durch das Opfer, das ihr Onkel gebracht hatte. Bei dem Gedanken an die unkontrollierbare Macht der Elfensteine, die sie durchflutet hatte, begann sie zu zittern, und sie wusste nicht, ob sie die Magie noch einmal beschwören konnte, selbst wenn es um ihre Verteidigung ging. Eigentlich war ihr schleierhaft, was sie im Falle einer Bedrohung tun sollte, und diese Unsicherheit bildete möglicherweise eine ebenso große Gefahr wie die Bedrohung an sich. Es war eine Sache, so zu reden, als sei sie voller Zuversicht und Entschlossenheit, eine ganz andere hingegen, dies tatsächlich unter Beweis zu stellen. Sie wünschte sich eine Gelegenheit, sich selbst auf die Probe zu stellen. Die hatte sie jedoch nicht.
So zogen sie durch den Morgen, und dabei fühlte sie sich ein wenig besser. Zeit und Abstand halfen wenigstens, die Trauer zu mildern, wenn schon nicht die Unsicherheit. Angesichts dessen, wie die Reise bislang verlaufen war, nahm sie dankbar alles, was sie bekommen konnte.
»Hast du sie gesehen?«, fragte Pen sie, als sie mittags an einem Bach Halt machten, um zu trinken und die Reste des Frühstücks zu verzehren.
Sie starrte ihn an. »Wen?«
»Die Katze. Sie läuft uns nach.«
»Die Moorkatze.«
Tagwen, der ein wenig abseits saß, fuhr herum. Die Augen hatte er vor Schreck weit aufgerissen. »Warum sollte sie das tun? Jagt sie uns?«
Pen schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Aber sie folgt uns bestimmt. Ich habe sie mehrmals zwischen den Bäumen gesehen. Sie hält sich im Verborgenen und läuft parallel zu uns. Vermutlich ist sie nur neugierig.«
»Neugierig?«, krächzte der Zwerg.
»Dieses Maskengesicht kann man nicht verwechseln«, fuhr Pen fort und ignorierte den Schrecken der Gefährten. Plötzlich grinste er Khyber an wie ein Junge, der ein Geheimnis teilt. »Ich habe beschlossen, sie Bandit zu nennen. Sie sieht aus wie einer, oder?«
Khyber war es egal, wie die Moorkatze aussah, und auch, dass sie ihnen offensichtlich in die Berge folgte. Ihrer Vorstellung nach hielten sich Moorkatzen meist in den Sümpfen und Wäldern auf und mieden höher gelegene Gebiete. Hoffentlich würde diese ebenfalls beim Aufstieg das Interesse verlieren.
Den übrigen Tag lang wanderten sie weiter durch eine Hügellandschaft mit vereinzelten Wäldern und Bächen, die in den Senken Seen
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