Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
diese Druiden eigentlich gekommen waren, um ihnen irgendwie zu helfen? Möglicherweise befanden sich an Bord des Schiffes nicht die Feinde, sondern Freunde seiner Tante. Die könnten aus dem gleichen Grund wie Tagwen hier sein - weil sie seinen Vater um Unterstützung auf der Suche nach der verschwundenen Ard Rhys bitten wollten. Vielleicht beging er gerade einen schweren Fehler. Er blickte den Zwerg an. Tagwen starrte mit weit aufgerissenen Augen hinaus auf den See. »Wir schaffen es nicht mehr, Pen«, flüsterte er.
Pen fuhr herum. Das große Luftschiff war schon hinter ihnen, glitt durch den Eingang zur Bucht und schwebte vor den Anlegern über dem Wasser. Es war schneller herangekommen, als Pen für möglich gehalten hätte, was ihm einen Eindruck davon vermittelte, wie schnell es tatsächlich war. Es könnte sogar sein, dass es fast an die
Schnell und Sicher
heranreichte, obwohl er kaum glaubte, dass auf dieser Seite der Blauen Spalte ein derartiges Schiff existierte.
Er las den Namen, der in auffälligen goldenen Buchstaben auf den großen geschwungenen Rammen stand.
Galaphile.
»Das ist ihr Luftschiff!«, rief Tagwen erschrocken. »Das Luftschiff deiner Tante. Sie haben einfach ihr Schiff genommen.«
»Duck dich!«, zischte Pen dem Zwerg zu. »Versteck dich!«
Tagwen ging hinter dem Schandeck des Pontons in Deckung, und Pen warf ein Segeltuch über ihn, damit er nicht mehr zu sehen war. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, doch auf jeden Fall hatte es keinen Zweck, Risiken einzugehen, bis er herausgefunden hatte, ob es sich bei den Besuchern tatsächlich um diejenigen handelte, für die der Zwerg sie hielt.
Auch hatte es keinen Sinn, so zu tun, als würde er sie nicht bemerken, daher drehte er sich um und beobachtete, wie der dunkle Rumpf der
Galaphile
hart auf dem Wasser aufsetzte. Der Himmel über dem See wurde zunehmend dunkler, und Gewitterwolken zogen mit den Sturmböen heran. Es würde ein schlimmer Orkan werden. Wenn Pen starten wollte, sollte er das lieber bald tun.
Er schaute zu, wie ein Beiboot vom Steuerbordponton zu Wasser gelassen wurde. Ein halbes Dutzend Passagiere mit Kapuzenmänteln saßen darin, dunkle Gestalten im Zwielicht des Spätnachmittags. Einige nahmen die Riemen und ruderten in Richtung Anleger. Pen erhaschte einen Blick auf ihre Gesichter, wenn sie sich zurücklehnten. Es handelte sich um Gnomen mit dunkler Haut, scharfen Gesichtszügen und kalt glitzernden gelben Augen.
Diese Gnomen strahlten etwas aus, das ihn von Tagwens Meinung überzeugte, obwohl er nicht genau sagen konnte, was es war. Schließlich war er zuvor in Patch Run oder auf dem See nie Gnomen begegnet. Er stieg in die Pilotenkanzel, entfernte die Abdeckungen der Trennröhren auf beiden Seiten des Kats und schob die Steuerung der Back- und Steuerbordtriebwerke so weit hoch, bis die Diapsonkristalle zum Leben erwachten. »Was auch geschieht«, flüsterte er Tagwen mit gesenktem Kopf zu, »zeig dich ihnen nicht.«
»Mach dir lieber Sorgen um dich selbst«, ertönte die gedämpfte Antwort.
Das Beiboot legte an, und die Insassen stiegen von Bord, gingen auf den Hof zu und verteilten sich in alle Richtungen, um jedem, der vielleicht fliehen wollte, den Weg abzuschneiden. Pen hatte inzwischen Angst befallen, während er allein auf Deck des Kat-28 stand, mit den Messer im Gürtel und dem Bogen zu seinen Füßen. Er fühlte sich überhaupt nicht in der Lage, sich angemessen wehren zu können. Gegen solche Männer vermochte er nicht zu kämpfen. Seltsam, dachte er, wie rasch er die Möglichkeit verworfen hatte, sie könnten friedliche Absichten hegen.
Einer trennte sich von den Übrigen und ging auf ihn zu. Bei diesem Mann handelte es sich nicht um einen Gnom, und er trug auch keinen grün-braun gesprenkelten Mantel wie sie, sondern die dunkle Robe eines Druiden. Es war ein Zwerg, und als er nun die Kapuze abnahm, um seinen Blickwinkel zu erweitern, sah Pen sofort, dass er doppelt so gefährlich war wie die Gnomen. Stämmig gebaut wie alle Zwerge, hatte er dicke Hände und grobe Züge. Für einen Zwerg war er allerdings recht groß, über einen Meter fünfzig, und sein Gesicht wirkte, als wäre es aus rauem Stein gehauen, faltig und runzlig, nicht weich und glatt. Mit seinen scharfen Augen entdeckte er den Jungen, und Pen spürte seine bohrenden Blicke wie Messer.
Doch Pen wich nicht zurück. Ansonsten wäre ihm nur die Möglichkeit geblieben, fortzurennen, und er wusste, das wäre ein schwerer Fehler.
»Kann
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