Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Ohmsford! Kann dieses Schiff nicht schneller fliegen?«
Pen gab sich keine Mühe zu antworten. Das Hochland war ein gutes Stück entfernt, und mit einem Blick über die Schulter stellte er fest, dass die
Galaphile
gerade die Bucht verließ und die Verfolgung aufnahm. Diese Gnomen waren Matrosen, die wussten, was sie zu tun hatten. Er hatte gehofft, es würde sich bei ihnen um Landratten handeln, aber er hätte es besser wissen müssen. Druiden würden sich nicht mit Leuten abgeben, die ihnen nicht zur vollsten Zufriedenheit dienten.
»Da das Terek Molt hinter uns ist, hatte ich Recht, was die Ard Rhys betrifft«, rief Tagwen und verschwand wieder.
Pen stellte das Großsegel schräg, damit er den Sturmwind ausnutzen konnte, der über das Wasser heulte. Der Kat vibrierte und zitterte, schoss jedoch vorwärts und ritt auf den heftigen Böen. Es hatte zu regnen begonnen, und der Niederschlag wurde stärker, je näher sie den Wolken kamen. Der Sturm würde ihnen helfen, sich zu verstecken, aber Pen wollte sich ihm nicht unbedingt über dem See aussetzen. Ein Orkan dieser Stärke konnte einen Kat-28 durchaus vom Himmel holen.
Er brachte sein Schiff auf eine Höhe von hundert Fuß über dem Wasser und hielt auf das Land zu. Den Duln und die Mündung des Rappahalladran hatten sie hinter sich gelassen, rechts war das Hochland bereits zu sehen, zerklüftet und nebelverhangen, unter einer Wolkendecke, die so niedrig hing, dass man den Horizont nicht sehen konnte.
»Penderrin!«, schrie Tagwen warnend.
Er drehte sich um und entdeckte die
Galaphile
hinter sich, wie sie aus Regen und Nebel aufragte und die Entfernung zwischen ihnen viel zu schnell verringerte. Wie viel Zeit war vergangen, seit sie geflohen waren? Ihm erschien es wie ein kurzer Moment. Pen blickte nach vorn, dann riss er den Kat nach Steuerbord und hielt geradewegs aufs Land zu, denn noch immer suchte er den Schutz des Hochlands. Wenn er die Hügel erreichte, würde er nach einem Platz zum Landen Ausschau halten, unter Bäumen oder im Schatten, wo man ihn aus der Luft nicht sehen konnte. Falls sich allerdings nicht sofort ein solcher Platz finden ließ, würde er weiterfliegen müssen. Im Augenblick erschien seine Lage hoffnungslos, und weil seine Chancen so gering waren, konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, was ihn eigentlich zur Flucht angetrieben hatte. Wenn nun Terek Molt die magische Fähigkeit hatte, sie zu verfolgen, so wie seine Tante? Druiden verfügten über die verschiedensten Arten von Magie.
Pen hingegen über keine.
Er flog direkt in den Nebel, ohne Rücksicht darauf, was sich dort verbergen mochte. Die Küste war von Klippen und Felsspitzen gesäumt, gefährlichen Hindernissen für jedes Schiff und für ein so kleines wie dieses tödlich. Über die Jahre hinweg war er häufig durch diese Berge geflogen, jedoch nie bei solch schlechtem Wetter und unter derart verzweifelten Umständen. Er wandte den Blick nicht von der Bewegung der Wolken und des Nebels ab und lauschte den Geräuschen des Windes. Weiße Schleier hüllten ihn ein. Sekunden später war er in einem undurchdringlichen Dunst aus Nebel und Regen allein.
Letzterer nahm an Heftigkeit noch zu, und bald war Pen bis auf die Haut durchnässt. Er hatte keine Zeit gehabt, sich entsprechende Kleidung zu schnappen, daher konnte er sich kaum schützen. Bei einem weiteren Blick über die Schulter entdeckte er die
Galaphile
nicht mehr, also befragte er schnell den Kompass und wechselte die Richtung nach Osten. Das Druidenluftschiff, so hoffte er, würde weiter dem Kurs folgen, den er gerade verlassen hatte. Pen überlegte auch, ob er den Kat höher ziehen sollte, um das Risiko zu mindern, mit den Klippen zu kollidieren, doch durfte er das nicht wagen; weiter oben war der Nebel dünner, und die Gefahr, entdeckt zu werden, wuchs. Die Verfolger waren noch zu nah.
Deshalb wurde er ein wenig langsamer und beobachtete, wie die Klippen zu beiden Seiten auftauchten und wieder hinter dem Schleier aus Nebel und Regen verschwanden, und vorsichtig lenkte er den Kat durch die Lücken. Der Sturm nahm weiter an Heftigkeit zu, rüttelte das Schiff durch und bedrohte die Stabilität. Pen schob die Hebel für die Triebwerke wieder vor, um den Wind auszugleichen. Dicke Regentropfen hämmerten wie Kiesel auf das Holzdeck. Er hatte die Verspannungen bereits gelöst und das Großsegel eingeholt, weil es in diesem Wind sonst leicht zerfetzt würde. Inzwischen zitterte er vor Kälte. Die Sicht war beinahe null.
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