Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
berichten habe. Es könnte dich in Gefahr bringen.«
Das Mädchen schaute den Onkel an, und der zuckte mit den Schultern. »Vor Khyber kann ich sowieso kaum etwas geheim halten«, sagte er lächelnd. »Sie hätte es ohne Frage noch vor Sonnenuntergang aus mir herausgekitzelt. Wenn es dir nichts ausmacht, soll sie sich deine Geschichte ruhig mit anhören.« Tagwen nickte. »Sie kann ja selbst entscheiden. Lassen wir es dabei.«
Er beugte sich vor, legte die Arme auf den Tisch und legte das bärtige Gesicht in Runzeln, als stehe er nun vor der schwierigsten Aufgabe seines Lebens. Dann erzählte er vom Verschwinden der Ard Rhys und den Umständen, von der Entlassung Kermadecs und der Felstrolle, seinem Entschluss, bei Griannes Bruder Hilfe zu suchen, der Ankunft in Patch Run und der Bekanntschaft mit Pen sowie ihrer anschließenden Flucht vor Terek Molt und dem Druidenluftschiff
Galaphile.
Er endete mit dem unerwarteten Auftauchen des Königs vom Silberfluss, der aus heiterem Himmel erschien, sie vor Terek Molt rettete und ihnen erklärte, was zu tun war. Je länger Tagwens Geschichte andauerte, desto lächerlicher klang sie in Pens Ohren, und desto törichter fühlte er sich, überhaupt hergekommen zu sein. "Was der König vom Silberfluss von ihm erwartete - falls es sich denn tatsächlich um diesen König handelte und nicht um einen böswilligen Schatten -, war unmöglich durchzuführen. Sich einzubilden, als ein Junge ohne Magie und ohne Helfer in die Verfemung zu gehen, war dermaßen arrogant und starrköpfig, dass niemand mit auch nur ein bisschen Vernunft je daran denken würde. Pen brauchte gar nicht erst genauer zu erfahren, was sich hinter der Feenmagie befand, mit der die Wesen der Verfemung aus dieser Welt ausgesperrt wurden, um zu wissen, dass er eine Reise dorthin nicht überleben würde. Vielleicht wäre es ihm möglich, den Dunkelstab von dem Tanequil zu holen - obwohl schon das fraglich war -, rational betrachtet durfte er jedoch nicht erwarten, die Ard Rhys retten zu können.
Als Tagwen fertig war, konnte sich Pen nicht überwinden, Ähren Elessedil anzuschauen. Wenn er sich an der Stelle des Druiden befände, würde er die ganze Angelegenheit mit einer Handbewegung vom Tisch wischen. Der Zwerg war so sicher gewesen, von Ähren Hilfe zu erhalten, doch inzwischen entdeckte Pen keinen Grund mehr, der dafür zu sprechen schien.
Dennoch blickte er den Druiden an, der ihn ebenfalls ansah.
»Da wurde dir eine fürchterliche Verantwortung auferlegt, Penderrin«, sagte Ähren Elessedil leise. »Dein Mut, sie zu akzeptieren, überrascht mich.«
Pen starrte ihn an. Diese Antwort hatte er von dem Druiden nicht erwartet. »Ich habe gerade gedacht, es wäre vielleicht gut gewesen, mir die Sache ein wenig länger durch den Kopf gehen zu lassen.«
»Bist du besorgt, weil du so rasch gehandelt hast? Oder weil man dich möglicherweise getäuscht hat, denn alles klingt ja so unglaublich?« Der Elf nickte. »Das Gefühl hatte ich auf der
Jerle Shannara
mehr als einmal. Ich fürchte, man kann es kaum vermeiden. Vielleicht muss man die Entscheidungen, die man in schwierigen Situationen getroffen hat, noch einmal genau durchdenken, um mit sich selbst ins Reine zu kommen. Blinder Gehorsam dem Schicksal und den Umständen gegenüber birgt Gefahren.« »Glaubst du, es war wirklich der König vom Silberfluss?«, fragte Pen plötzlich.
Der Druide spitzte den Mund. »Dein Vater ist ihm vor vielen Jahren auf dem Weg nach Arborion begegnet. Später hat er mir davon erzählt. Dabei hat er mir weniger beschrieben, wie der König vom Silberfluss aussah, denn das hat wenig zu bedeuten, da er seine Erscheinung verändert, sondern was geschah und wie er sich gefühlt hat. Dein Erlebnis klingt sehr ähnlich. Ja, Pen, ich glaube, er war es.«
Er blickte zu Khyber hinüber, die Pen aufmerksam und hingerissen betrachtete. »Khyber glaubt es ebenfalls, oder, Khyber?«
Sie nickte. »Ich glaube die ganze Geschichte. Aber was sollen wir jetzt tun, Onkel Ähren? Entschuldige, was werdet
ihr
jetzt tun?«, berichtigte sie sich.
»Ich habe dem Jungen vorgeschlagen herzukommen«, gestand Tagwen und richtete sich auf. »Daher ist es meine Schuld, dass du in diese Angelegenheit verwickelt wirst. Aber ich weiß, was du von der Ard Rhys hältst, und mir fiel niemand anderes ein, an den wir uns wenden könnten. Allein werden wir das wohl nicht schaffen. Schon bis hierhin sind wir nur mit viel Glück gelangt.« Er schnitt eine Grimasse. »Wie wir
Weitere Kostenlose Bücher