Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Ohren. Er lachte. »Also, sie möchte ich auf keinen Fall hier haben. Die gehört nicht zu der Sorte, die anderen hilft, solange sie sich um sich selbst kümmern kann. Warum bist du so erpicht darauf, mich unter die Haube zu bringen? Du suchst doch auch nicht nach jemandem zum Heiraten.« Ohne eine Antwort stolzierte sie ins Haus. Bei ihrem Onkel waren alle guten Absichten vergebliche Liebesmüh. Er hatte natürlich Recht, aber darum ging es gar nicht. Für eine Heirat war sie viel zu jung, er hingegen bald schon zu alt und zu eingefahren in seinen Gewohnheiten. Tatsächlich traf das schon zu. In seinem Leben gab es für nichts außer der Arbeit Platz. Er würde bis zu seinem Tode allein bleiben, und das sollte sie schlicht akzeptieren. Bei ihren Besuchen konnte sie so viel wie möglich für ihn tun, ansonsten hoffte sie, er kam die übrige Zeit zurecht.
Gerade stellte sie das verbliebene Geschirr zurück, da hörte sie einen Ruf vom anderen Ende des Dorfes, und aus den Häusern und Werkstätten liefen Elfen auf die Straße und schauten zum Himmel.
»Ein Luftschiff«, sagte Ähren und sprang auf.
Nach Emberen kamen nie Luftschiffe. Der Ort war zu klein und zu abgelegen. Es gab nur diese eine Straße, und den größten Teil des Jahres war sie aufgeweicht und zerfurcht und praktisch unbefahrbar für Karren und Wagen. Khyber kam auf einem Pferd her, dem einzigen sicheren Fortbewegungsmittel. Fliegende Transportmittel waren dagegen selten in diesem Teil der Welt. Manche der Elfen aus dem Dorf hatten nie zuvor eines gesehen.
Sie folgte Ähren durch den Ort auf den Lärm zu und versuchte, das Schiff zwischen den großen Bäumen auszumachen. Wo es hier im Wald um Emberen herum einen Landeplatz finden sollte, wusste sie nicht, aber vermutlich gab es eine ausreichend große Lichtung in der Nähe. Ähren schritt voraus, die graue Druidenrobe schlackerte ihm um die Beine, und der Zielstrebigkeit seines Gangs entnahm sie die Sorge, dass wer auch immer den weiten Weg in einem Luftschiff hierher auf sich genommen hatte, nicht mit guten Absichten kam. Angesichts der Frage, wer es sein mochte, wurde sie ganz aufgeregt. Vielleicht nahm ihr Unterricht eine unerwartete und höchst interessante Wendung.
Die Menge erreichte das Ende des Dorfes und drängte sich auf einen Pfad, der zwischen die Bäume führte. Zwischen den Wipfeln bemerkte Khyber eine Bewegung. Das Luftschiff erschien kurz und verschwand sofort wieder, während es kreiste. Es war nicht sehr groß.
Khyber betrat die schmale Lichtung in dem Augenblick, als das Luftschiff zur Landung ansetzte und in einer weiten Kehre zwischen die Bäume steuerte. Inzwischen konnte sie genau erkennen, dass es sich um ein Skiff handelte, wie es Südländer gern für ihre Flüge über die Binnenseen verwenden. Trotz des steilen Sinkfluges war offensichtlich nicht die Energie ausgefallen, sondern der Pilot ging angesichts des engen Raums schlicht ein großes Risiko ein. Wer auch immer am Steuer stand, musste sein Handwerk hervorragend verstehen, sonst würde sich sein Schiff in Bruchstücken zwischen den Bäumen wieder finden.
»Sie landen!«, stellte jemand mit besonders rascher Auffassungsgabe fest.
Während der Pilot weiterhin auf die schmale Schneise zuhielt, zogen sich die Elfen aufgeregt zwischen die Bäume zurück. Khyber blieb, wo sie war, weil sie kein noch so kleines Detail der Landung verpassen wollte. Zwar war sie bereits an Bord von Luftschiffen geflogen, jedoch nie an einer so engen Stelle gelandet. Deshalb beobachtete sie genau, wie man ein solches Manöver durchführte. Außerdem wollte sie wissen, ob es dem Piloten gelang. Sie wurde nicht enttäuscht. Es schien, das Schiff würde ein Stück vor ihr aufsetzen, doch im letzten Moment schlingerte es, hüpfte über den Waldboden und kam auf sie zu. Wenn Ähren sie nicht aus dem Weg gerissen und zu Boden geworfen hätte, wäre sie vielleicht von den Metallstücken getroffen worden, die sich losrissen und in alle Richtungen flogen. Das kleine Skiff krachte auf den Grund, die Pontons rissen riesige Rillen auf, und schließlich blieb das Luftgefährt wenige Meter von ihnen entfernt stehen.
Ähren ließ ihren Arm los und zog sie auf die Beine. »Du musst besser aufpassen, Khyber«, mahnte er leise. Sie rieb sich den Arm und zuckte sorglos mit den Schultern. »Tut mir Leid, Onkel Ähren. Ich war so neugierig.« Die Elfen kamen zwischen den Bäumen hervor und betrachteten das Luftschiff und den Piloten, der aus der Kanzel
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