Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
gestiegen war. Ein Knabe, jünger noch als sie, stand auf dem Deck des Skiffs und begutachtete kopfschüttelnd den Schaden. Sie starrte ihn an. Hatte der das Skiff geflogen? Dieser Jüngling? Dann tauchte aus einem der Laderäume im Steuerbordponton ein Kopf auf, und zwar der eines Zwerges, der sich offensichtlich nicht entscheiden konnte, ob er den Jungen erwürgen oder umarmen sollte.
»Das ist doch nicht etwa Tagwen?«, flüsterte Ähren ungläubig. »Schatten, ich glaube, er ist's. Was macht er denn hier?«
Mit Khyber an der Seite lief er hinüber, um eine Antwort auf seine Frage zu erhalten.
Dreizehn
Penderrin Ohmsford schleppte sich aus der Pilotenkanzel, strich sich die zerknitterte Kleidung glatt und betrachtete durchaus zufrieden das kleine Skiff. Jedes andere Schiff wäre bei diesem schnellen und harten Aufsetzen zerbrochen. Dass sie überhaupt heil nach unten gekommen waren, grenzte schon an ein kleines Wunder, allerdings hatte er auch bereits üblere Landungen erlebt und nicht an sich gezweifelt. Tagwen reagierte hingegen deutlich anders. Der Zwerg war aufgebracht, als er aus dem Laderaum stieg, in den er gefallen war, und richtete den zitternden Zeigefinger auf den Jungen.
»Was ist denn los mit dir? Willst du uns umbringen? Hast du nicht behauptet, du könntest dieses Ding fliegen? Also ich begreife überhaupt nicht, wie deine Tante behaupten konnte, du wärest ein guter Pilot! Das hätte selbst ich besser hinbekommen!«
In seinem Bart hingen Zweige, Laub und Erdklumpen, und aus dem Haar ragte ein ziemlich großes Blatt wie eine Feder, doch das bemerkte er gar nicht, da seine gesamte Aufmerksamkeit auf Pen gerichtet war. Der zuckte mit den Schultern. »Wir sind heil unten angekommen«, hielt er dagegen. »Das sollte doch wohl reichen.«
»Also mir reicht es nicht«, fauchte Tagwen.
»Und weshalb nicht?«
»Weil wir tot sein könnten! Diesmal hatten wir Glück! Und beim nächsten Mal? Oder beim Mal danach? Ich muss mich auf dich verlassen können! Natürlich habe ich gesagt, dass ich dich auf der Suche nach der Ard Rhys begleiten würde, aber ich wollte nicht gleich Selbstmord begehen!«
»Ich versteh überhaupt nicht, weshalb du so wütend bist!«, schrie Pen, den der Jähzorn des Zwergs langsam aufbrachte.
»Tagwen, bist du das? Meine Güte, er ist es!«
Der Ruf ertönte von der Seite und lenkte sie von ihrem Streit ab. Der Sprecher war ein Elf, der ungefähr so alt sein musste wie Pens Vater, jedoch schmaler gebaut war, und dessen Gesicht noch abgehärmter wirkte. Das Mädchen an seiner Seite hatte eine dunklere Haut und machte einen sehr ernsten Eindruck. Sie hatte den Blick auf Pen gerichtet, und er fühlte sich eingeschätzt, ehe sie ihn überhaupt kennen gelernt hatte. Dann lächelte sie, als sie seinen Blick bemerkte, entwaffnend und herzlich, so dass er seinen voreiligen Schluss bedauerte. »Tagwen!«, wiederholte der Elf, streckte die Hand nach oben aus und reichte sie dem Zwerg. »Was machst du hier? Und noch dazu auf einem Luftschiff?«
»Verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen«, erwiderte Tagwen philosophisch. Er ergriff die angebotene Hand und schüttelte sie. »Wenn man mit diesem Burschen fliegt, kann man ganz schön verzweifeln.« Er hielt kurz inne und warf einen reumütigen Blick auf Pen. »Obwohl er mir, wie ich gerechterweise eingestehen muss, auf dieser Reise mehrmals das Leben gerettet hat.«
Er winkte Pen nach vorn. »Penderrin Ohmsford, das ist Ähren Elessedil. Möglicherweise hat dir dein Vater schon etwas über ihn erzählt.«
»Ach, der junge Pen!«, grüßte der Elf erfreut und schüttelte auch seine Hand. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, konntest du noch nicht laufen. Vermutlich erinnerst du dich nicht an mich.«
»Aber mein Vater redet ständig von dir«, erwiderte Pen. »Und meine Mutter auch.«
»Auf unserer Reise nach Westen waren sie unschätzbare Freunde. Ohne deinen Vater wäre ich wohl kaum zurückgekehrt.« Er deutete mit weiter Geste auf das Mädchen. »Das ist meine Nichte, Khyber, die Tochter meines Bruders. Sie ist zu Besuch aus Arborion hier.«
»Hallo, Khyber.« Tagwen nickte ihr zu. »Du bist aber erwachsen geworden.«
»Noch nicht ganz«, entgegnete sie, ohne den Blick von Pen abzuwenden. »Eine spektakuläre Landung«, sagte sie. »Ich hatte schon Angst, es würde schief gehen.« Erneut stieg Tagwen die Röte ins Gesicht, und abermals kehrten die missbilligenden Runzeln auf seine Stirn zurück, daher sprang Pen
Weitere Kostenlose Bücher