Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
benommen und schweigend ins Dunkel und konnte nicht fassen, was er gerade mit angesehen hatte. Der König, tot. Kiris und Wencling, tot. Das größte Kriegsschiff der Elfenflotte war mitsamt allen Männern und Frauen an Bord einfach verschwunden. »Hauptmann Sanderling«, zischte ihm Markenstall ins Ohr, und er fuhr herum. »Was sollen wir tun?«
Die
Dechtera
widmete ihre Aufmerksamkeit nun den Resten der Elfenflotte - nur noch einige wenige Luftschiffe, von denen sich drei bereits zur Landung auf der Ebene bereitmachten. Der Boden unter ihren Füßen wimmelte von Föderationssoldaten, die auf die Linien der Elfen zumarschierten, ein einziger dunkler Fleck, der sich ausdehnte wie Tinte auf altem Pergament. Tausende, schätzte Pied. Er beobachtete, wie die abgeschossenen Luftschiffe auf die Angreifer stürzten. Er beobachtete, wie die feindlichen Soldaten an den Seiten der Schiffe hinaufstürmten zu den Decks. Dann wandte er den Blick ab.
Er schaute wieder zur Flotte, die erneut unter dem Beschuss durch die mörderische Maschine stand. Die
Dechtera
verfolgte die Elfenschiffe, schloss auf und holte sie eines nach dem anderen mit ihrem Feuer aus dem Himmel wie ein Bogenschütze, der einen Schwärm Gänse abschießt. Das hätte die
Dechtera
eigentlich gar nicht können dürfen, so groß und schwerfällig, wie sie wirkte. Sie musste mit einer ungewöhnlich hohen Zahl Kristalle bestückt sein, denn ihre gespeicherte Energie übertraf die der übrigen Schiffe mindestens um das Doppelte. Einige der Elfenschiffe gingen nun tiefer und versuchten die feindlichen Soldaten als Schutz auszunutzen, damit sie von oben nicht beschossen wurden. Doch diese Taktik zahlte sich nicht aus. Die Waffe an Bord des großen Schiffes ließ sich zu genau einsetzen, um wirklich Angst vor einem Fehlschuss haben zu müssen. Es dauerte zwar länger, aber die Elfenschiffe wurden abgeschossen, ob sie nun einfach flohen oder Deckung suchten.
Pied sah Markenstall an. »Wir müssen etwas unternehmen, Kapitän.«
Der ältere Mann nickte, schwieg jedoch.
»Könnt Ihr uns hinter das Föderationsschiff bringen? Und sie von unten angreifen?«
Der Veteran starrte ihn an. »Was habt Ihr denn vor?«
»Der
Dechtera
die Manövrierfähigkeit nehmen. Mit unseren Geschützen können wir ihre Ruder und die Triebwerke beschädigen, woraufhin sie dann den Angriff abbrechen und landen muss.« Er zögerte. »Wir sind klein genug, um uns von hinten anzuschleichen.« Markenstall dachte einen Moment nach. »Vielleicht. Aber wenn sie uns entdecken, haben wir keine Chance mehr. Unsere Geschütze haben nur aus der Nähe Wirkung. Bis zu einer Entfernung von über fünfzig Schritt sind wir ein hübsches Übungsziel für sie.« Pied blickte rasch zum Horizont. Der Mond hielt sich weiterhin hinter Wolken versteckt, es herrschte tiefe Dämmerung, fast Dunkelheit. Zur Linken jagte die
Dechtera
die Elfen wie eine große Katze Mäuse, verschlagen und selbstsicher, und ihre Blitze erhellten die Nachtluft mit blendenden Explosionen und dem durchdringenden Geruch von Asche, Rauch und Tod.
»Wir können nicht einfach bei diesem Gemetzel zuschauen«, sagte er leise.
Markenstall erwiderte kein Wort, schob die Steuerhebel hoch und lenkte die
Asashiel
auf das feindliche Lager zu, wo sie über die Köpfe der vormarschierenden Föderationssoldaten, die mit Bögen und Schleudern nach ihnen schössen, hinwegzischte. Nahezu ungehindert und ohne Schaden schlüpften sie durch die Dunkelheit, und bald waren sie hinter ihr Ziel gelangt, wobei sie so niedrig blieben, dass sie sich nicht als Silhouette gegen den Horizont abhoben. Langsam nahmen sie wieder an Höhe zu und hielten sich außer Sicht.
Plötzlich erhoben sich jedoch weitere Luftschiffe vom Landefeld der Föderation, Verstärkung, die den Bodenangriff auf das Lager der Freien unterstützen sollte. Ihre dunklen Schemen sahen aus wie Raubvögel, die direkt auf die Schaluppe zukamen.
»Kapitän«, rief Pied, und ihm stockte der Atem.
Markenstall nickte. »Ich sehe sie. Warnt die Männer an den Geschützen.«
Pied verließ die Pilotenkanzel, eilte über Deck zu Pon und Cresck, zog die Sicherheitsleine hinter sich her und wies die beiden Männer auf die neue Gefahr hin. Dabei wünschte er, sie hätten außer den beiden kleinen Geschützen an der Reling noch weitere Bordwaffen gehabt, aber daran war nun nichts zu ändern.
Augenblicke später war er wieder bei Markenstall. Die Nacht war abermals schwarz geworden, der Mond verschwand
Weitere Kostenlose Bücher