Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
ängstlich dreingeschaut hatten, als würden sie wissen, was sich ihm verbarg, als wären sie in Geheimnisse eingeweiht, die auch ihm vertraut sein müssten. Er versuchte, nicht daran zu denken, was Arling sagen würde, wenn sie erfuhr, wie schwer er sie enttäuscht hatte. Falls sie überhaupt noch mit ihm sprechen würde, fügte er hinzu. Möglicherweise nicht. Möglicherweise würde sie ihn ebenso rasch fallen lassen, wie es Kellen Elessedil getan hatte. »Hauptmann«, sagte Drumundoon plötzlich und packte seinen Arm. Über die Ebene kam ein Mann auf sie zugerannt, ein Angehöriger seiner Leibgarde. Der Name des Mannes wollte ihm nicht einfallen, aber er kannte ihn. So sehr er sich anstrengte, er konnte sich nicht an den Namen erinnern.
»Phaile«, flüsterte Drum, der seine Gedanken zu lesen schien. Phaile erreichte sie und salutierte. »Acrolace ist zurück, Hauptmann!«, rief er. Er atmete heftig. »Sie ist schwer verwundet! Ihr sollt sofort zu ihr kommen, sagt sie!«
Sie begannen zu laufen, Phaile wies den Weg. Pied machte sich nicht die Mühe, ihn auszufragen; Acrolace war diejenige, auf die es ankam.
Die Dringlichkeit des Rufs erschreckte ihn.
Sie kamen zu einer Gruppe Elfen, die dicht am Rand der Felswand standen, knapp oberhalb der Verteidigungslinie der Elfen. Acrolace lag auf dem Boden, die silberschwarze Uniform der Föderation, die sie zur Tarnung angelegt hatte, war schmutzig und zerrissen, ihr linker Arm war von der Schulter bis zum Ellbogen aufgeschlitzt. Die Kundschafterin war bleich vom Blutverlust und starr wegen des Schmerzes. Mit den grünen Augen suchte sie seinen Blick, als er neben ihr kniete, und ihre Hand schloss sich um seinen Unterarm. Er beugte sich zu ihr herab. »Was ist passiert, Acrolace?«, flüsterte er. »Wo ist Parn?«
Sie schüttelte den Kopf. »Tot.« Unter Mühen schluckte sie. »Die haben ein Luftschiff …« Sie hustete, und Blut trat schaumig auf ihre Lippen. »Unter schwerer Bewachung, niemand darf in die Nähe. Aber … wir sind nahe genug …«
Ihre Augen schlössen sich vor Schmerz, oder weil sie sich nur unter Mühen erinnern konnte, er vermochte es nicht genau zu sagen. Als sie ihn wieder ansah, drückte er ihre Hand. »Was habt ihr herausgefunden?«
»Eine Waffe, auf Deck aufgebaut. Groß. Etwas Neues.« Sie holte scharf Luft. »Sie warten auf uns, Hauptmann. Sie wissen … dass wir kommen. Wir haben gehört… wie sie es sagten.«
Langsam seufzte sie und ließ seinen Unterarm los.
Eine Waffe,
wiederholte er in Gedanken.
»Sie ist bewusstlos«, meinte einer der Heiler. »Besser für sie.« Pied blickte sich rasch um, bemüht, nicht in Panik zu geraten. »Phaile«, sagte er und entdeckte seinen Boten von der Leibgarde. »Such Kommandant Fraxon. Teile ihm mit, ich würde ihm dringend raten, sich auf einen Angriff der Föderation gefasst zu machen. Und zwar einen Großangriff, in dem der Feind versuchen wird, die Linien zu durchbrechen. Sag ihm, die Attacke könne jeden Moment beginnen, und er solle die Elfenjäger einsatzbereit halten. Und beeil dich!«
Er erhob sich. »Drum, ruf die gesamte Leibgarde zusammen und postiere sie auf dem Landefeld. Sie müssen es um jeden Preis halten. Um jeden Preis, Drum. Bis ich den Befehl erteile, es aufzugeben.« Sein Adjutant nickte, und sein langes Gesicht wurde so bleich wie das von Acrolace. »Wohin wollt Ihr? Was wollt Ihr tun?« Pied eilte bereits davon, seine Entschlossenheit hatte sich tief in sein dünnes Gesicht gegraben. »Ich folge dem König«, rief er über die Schulter. »Diesmal wird er auf mich hören müssen!«
Zwanzig
Pied Sanderling rannte durch das gesamte Elfenlager, stieß jeden zur Seite, der ihm in den Weg kam, und warf Ausrüstungen und Vorräte um. Ihm folgte ein Schwall wütender Rufe und Flüche. Doch sein Denken war seinem Körper längst voraus, er überlegte, was er tun musste und wie er es tun musste, und er befürchtete, seine Bemühungen würden vergeblich sein. Eine schreckliche Gewissheit hatte ihn erfasst. Er würde zu spät kommen. Gleichgültig, wie sehr er eilte, er würde nicht schnell genug sein. Die Katastrophe, die er vorausgesehen hatte, würde sich ereignen, und alle vergeblichen Warnungen, die er ausgesprochen hatte, konnten ihn von seiner Schuld nicht befreien.
Lauf schneller!
Außer Atem erreichte er das Landefeld, und während er den Hang auf die Luftschiffe zu hinabstieg, suchte er hektisch unter denen, die nicht mit Kellen Elessedil aufgebrochen waren, nach jemandem,
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