Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Segler aus dem Käfig und warf ihn in die Luft. Kurze Zeit später war er verschwunden, flatterte im Zwielicht nach Norden davon. Er würde die ganze Nacht und den nächsten Tag fliegen, denn er war ein ausdauernder und verlässlicher Kurier. Wo immer Aphasia Wye sich aufhielt, der Pfeilsegler würde ihn finden. Sie dachte einen Augenblick darüber nach, was sie gerade getan hatte. Das Todesurteil hatte sie über den Jungen verhängt. Eigentlich war das nicht ihre Absicht gewesen, doch ihre Meinung über die Ohmsfords hatte sich verändert, seit sie nach ihnen suchte. Sie musste die ganze Angelegenheit vereinfachen, und am leichtesten befasste man sich mit den Ohmsfords, indem man sie tötete. Traunt Rowan und Pyson Wence konnte sie etwas anderes erzählen und ihnen eine andere Möglichkeit vorschlagen, sie jedoch wusste es besser. Die Türen, die zu Grianne Ohmsford führten, wollte sie ein für alle Mal verriegelt und verrammelt haben.
In einer Woche würde diese Sache erledigt sein.
Drei
Tagwen verschränkte die Arme, zog das bärtige Kinn in die Brust und gab ein niedergeschlagenes Knurren von sich.
»Wenn das nicht die absurdeste Idee ist, die ich je gehört habe, dann weiß ich auch nicht!« Langsam verlor er die letzten Reste seiner Geduld. »Warum glauben wir eigentlich, es könnte überhaupt möglich sein, so was zu schaffen? Drei Stunden, Penderrin! Und wir haben nicht die geringste Ahnung, was wir tun sollen.« Der Junge hörte ihm müde zu, gestand sich ein, dass Tagwen Recht hatte, und begann prompt wieder zu diskutieren.
»Khyber hat Recht; wir sollten uns nicht auf die Elfensteine verlassen. Nicht, solange wir nicht sicher sind, dass dieses Wesen Magie benutzt, Magie, auf welche die Elfensteine reagieren. Bislang habe ich nichts dergleichen bemerkt. Vielleicht ist das Wesen gar nicht menschlich, aber deshalb muss es noch lange nicht über Magie verfügen. Falls doch, und falls wir das herausfinden, kann Khyber die Elfensteine einsetzen. Ansonsten müssen wir uns überlegen, ob wir uns irgendwie einen Vorteil verschaffen können.«
»Nun, wir haben gesehen, wie rasch es sich bewegen kann«, warf das Elfenmädchen ein. »Es ist schneller als wir, in dieser Hinsicht sind wir also nicht im Vorteil.«
»Und wenn wir eine Möglichkeit fänden, es zu verlangsamen?« Der Zwerg grunzte verächtlich. »Wirklich ein brillanter Einfall! Wir könnten es mit Seilen oder Ketten an den Füßen fesseln. Oder es in den Treibsand oder den Sumpf werfen. Oder wir locken es in eine bodenlose Grube oder eine Felswand herunter. Davon gibt es Dutzende in diesen Bergen. Wir müssen es nur beim Schlafen erwischen und gefangen nehmen!«
»Genug, Tagwen«, sagte Khyber leise. »Das hilft uns auch nicht weiter.«
Unbehagliches Schweigen machte sich breit, während sie einander anstarrten und konzentriert und niedergeschlagen die Stirn runzelten, wobei Tagwens breites Gesicht vor allem Resignation ausdrückte. In der vergangenen Nacht war die
Rochen
plötzlich am Himmel über den westlichen Ausläufern des Charnalgebirges aufgetaucht. Zwölf Stunden waren seit der erschreckenden Entdeckung vergangen, dass dieses Wesen aus Anatcherae das Luftschiff kommandierte, Gar Hatch und seine Fahrenden getötet und Cinnaminson gefangen genommen hatte. Seitdem hatte niemand mehr geschlafen, obwohl jeder der drei es vorgetäuscht hatte. Jetzt war wieder heller Tag, und sie saßen in der Sonne an einem Berghang und versuchten zu entscheiden, wie sie weiter vorgehen sollten. Vor allem debattierten sie darüber, wie sie Cinnaminson am besten helfen konnten. Pen hatte seine Gefährten zwar überredet, die junge Fahrende nicht im Stich zu lassen, aber damit hatte er sie nicht davon überzeugt, dass es einen Weg gab, sie zu retten.
»Seine Beweglichkeit wäre ihm von weniger Nutzen, wenn wir es in einen engen Raum locken könnten«, schlug Khyber vor. »Oder es zwingen, auf einen Baum oder eine Felswand zu klettern«, fügte Pen hinzu, »wo Schnelligkeit und Wendigkeit keine Vorteile bringen.«
»Auf einen Felssims oder in einen Engpass, wo der Boden schmal und schlüpfrig ist.«
»Warum zwingen wir es nicht einfach, zu uns herauszuschwimmen!«, fauchte Tagwen gereizt. »Vermutlich kann es nicht sehr gut schwimmen. Dann könnten wir es ersäufen, wenn es näher kommt. Wir hauen ihm ein Ruder über den Kopf oder so. Wo ist der nächste große See?« Verärgert blies er in die Luft. »Haben wir das nicht schon alles durchgesprochen? Wie hoch
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