Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
die ihn zufrieden stellen würden. Er versuchte, diese Würmer zu beruhigen, doch gelang es ihm lediglich, sich mit einigen wenigen zu arrangieren. Die anderen gruben weiter, fanden frische Nahrung in seinen Zweifeln und Ängsten, wuchsen und gediehen, machten sich breit und wurden fett.
An einer Stelle ruhte er sich aus, lehnte sich in der Hocke mit dem Rücken an die Wand der Schlucht, spürte Kälte und Feuchtigkeit der Erde, wie sie durch seine Kleidung in den Körper eindrangen, war jedoch zu müde, um darauf zu achten. Er stützte sich auf den Dunkelstab, senkte den Kopf und weinte leise. Er war nicht der Held und Abenteurer, den er sich vorgestellt hatte. Er war nur ein Junge, der wieder nach Hause wollte.
Aber er wusste, nach Hause würde er so schnell nicht wieder kommen, und es half auch nicht, es sich zu wünschen, daher hörte er zu weinen auf, erhob sich und ging weiter. Über ihm schwand das Tageslicht bereits, der Himmel wurde grau, das Zwielicht stand bevor. Er musste nach oben und die Brücke vor der Dunkelheit überqueren. Der Gedanke, dass er dabei Schwierigkeiten haben könnte, kam ihm nicht in den Sinn; der Tanequil würde ihn unbehelligt ziehen lassen. Der Baum hatte ihm bereits alles abgenommen, was er von ihm wollte.
Der Hang wurde breiter, der Weg führte von der Brücke fort in ein Dickicht aus Büschen und Gräsern, die bald mit dem Wald der Insel verschmolzen. Es wurde immer schwieriger voranzukommen, und das Licht nahm ab. Er ging weiter, widerstand dem Drang zurückzuschauen, da er wusste, er würde nichts sehen, weil sie längst zu weit von ihm entfernt war. Die Erinnerung an sie war in sein Gedächtnis eingegraben, und das war alles, was ihm geblieben war. Er war durstig und wünschte, er hätte etwas zu trinken, doch musste das warten. Auch Hunger verspürte er. Er hatte nichts mehr gegessen seit… Daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Sein Magen knurrte, und nach der Anstrengung des Aufstiegs fühlte er Schwindel im Kopf, aber dagegen konnte er nichts tun.
Erneut ruhte er sich aus, blieb in der Dämmerung einer Lichtung stehen, bis der Schwindel verging, und dann bemerkte er plötzlich, dass er nicht allein war. Das Gefühl überkam ihn unvermittelt. Verschiedene Dinge warnten ihn vor der Gefahr -nicht so sehr von außen als vielmehr von innen, ein Gefühl, das seine Magie erzeugte, dass die Welt um ihn herum nicht so war, wie sie sein sollte. Er stand lauschend in der Stille, beobachtete, wie sich das Licht veränderte, während die Wolken an der untergehenden Sonne vorbeizogen, spürte den Wind, der durch die Bäume wehte. Seine Wachsamkeit wurde von diesen einfachen Beobachtungen geweckt, obwohl er den Grund nicht erklären konnte. Da war etwas, was er vorher nicht bemerkt hatte. Etwas, das er kannte.
Oder jemand.
Er fühlte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief, während er wartete und überlegte, was er tun sollte. Sein Instinkt warnte ihn vor der Gefahr, aber nicht, vor welcher. Wenn er sich bewegte, würde er sich vielleicht verraten. Wenn er blieb, wo er war, würde er vielleicht trotzdem entdeckt werden.
Schließlich ging er weiter, weil ihm nichts Besseres einfiel, immer ein paar Schritte am Stück. Dann blieb er stehen, wartete und lauschte. Nichts. Er holte tief Luft und seufzte leise. Wenn dort etwas war, befand es sich vermutlich tiefer im Innern der Insel. Somit wäre es die beste Wahl, an der Schlucht entlangzugehen, bis er die Brücke erreichte und die Seiten wechseln konnte. Plötzlich fiel ihm ein, dass er möglicherweise jemanden aus seiner Gruppe spürte, Khyber vielleicht, die angesichts seiner Verspätung ungeduldig geworden sein könnte. Allerdings glaubte er kaum, dass Khyber diese Art von Reaktion hervorrufen würde; er hätte sich wegen ihrer Anwesenheit nicht so unbehaglich gefühlt. Seine Reaktion überraschte ihn jedenfalls, wenn er über die Natur seiner Magie nachdachte. Für gewöhnlich war Kontakt zu Tieren, Vögeln oder Pflanzen erforderlich, um ein solches Gefühl hervorzurufen. Doch diesmal war es nicht von diesen Wesen ausgelöst worden. Es rührte von etwas ganz anderem her.
Geh weiter,
mahnte er sich und bewegte die Lippen zu den Worten. Abermals ging er weiter, zurück zur Schlucht. Er konnte sie schon durch die Bäume ausmachen, den tiefen, breiten Spalt in der Erde, einen Schlund, schwarz wie die Nacht. Ungebeten trat ihm ein Bild vors innere Auge.
Cinnaminson.
Er schob das beunruhigende Bild beiseite.
Geh weiter!
Zu seiner
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