Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Flüsterton mit Cinnaminson, damit er ihre Stimme hören konnte. Jedes Mal drückte sie seine Hand, sie schien zu spüren, wie dringend er diese Berührung brauchte. Als sie schließlich aus dem Berg kamen, war es später Nachmittag, die Sonne war hinter den Gipfeln im Westen versunken, und es herrschte graues, trübes Licht. Über sich sahen sie vom Himmel nur einen schmalen Keil, fern und mit Wolken verhangen. Sie befanden sich so tief in einem Tal, dass die Schatten sich schwer über die Bäume an den Hängen legten und sie bereits mit Nacht umhüllten. Um sie herum erhoben sich nackte Felswände und zerklüftete Bergspitzen. Pen stand bei den anderen, genoss die frische, kalte Luft und dachte, dass er irgendwie zum Grund der Welt vorgestoßen war und schnellstens wieder nach oben klettern müsste, ehe er sich für immer hier unten verirrte.
Vorn in der Reihe unterhielt sich Kermadec mit einem der Trolle, doch redeten sie in ihrer eigenen Sprache, und Pen konnte nichts verstehen. Danach verschwand der andere Troll zwischen den Bäumen, und Kermadec kam zu dem Jungen und seinen Gefährten. »Barek geht auf Kundschaft und vergewissert sich, ob der Weg sicher ist. Wir folgen ihm in wenigen Minuten.« Er deutete auf die Gipfel, die östlich lagen. »Das ist das Klu-Gebirge. Ein Teil des Charnalgebirges, aber eine eigene Bergkette. Soweit das möglich ist, werden wir nur nachts weiterziehen.« Er hielt inne. »Ist bei euch alles in Ordnung?«
Sie nickten, doch offenbarte niemand große Begeisterung. Pen war erleichtert, dass sich seine Gefährten in den Tunneln und der Dunkelheit nicht besser gefühlt hatten als er.
Kermadec nickte. »Wir brechen in ein paar Minuten wieder auf. Vor Einbruch der Nacht müssen wir auf jeden Fall die Talsohle durchqueren, ehe wir uns sicher fühlen dürfen und ein wenig schlafen können. Trinkt genug. Die Luft hier ist trocken. Das fällt einem erst auf, wenn man ohnmächtig wird.«
Pen und seine Freunde taten, was der große Troll ihnen riet, und warfen unbehagliche Blicke zurück zum Tunnelausgang, den sie gerade hinter sich gelassen hatten, und hinauf zum Himmel, den sie nach Luftschiffen absuchten.
»Sie werden ein bis zwei Tage brauchen, bis sie unser Verschwinden bemerkt haben«, verkündete Tagwen zuversichtlich.
»Nur, wenn sie überaus dumm sind«, erwiderte Atalan, der die Worte des Zwergs zufällig mit anhörte, während er vorbeiging. Er zuckte abschätzig mit den Schultern. »Die Befestigungen dürften mittlerweile verlassen sein, und unser Volk ist weitergezogen. Die Jagd ist längst eröffnet, kleiner Mann.«
Tagwen schmollte, da es ihm überhaupt nicht gefiel, von diesem jungen Troll auf diese herabsetzende Weise angesprochen zu werden. Nachdem Atalan weitergegangen war, sagte Pen leise zu dem Zwerg: »Er heißt Atalan und behauptet, Kermadecs Bruder zu sein.«
Tagwen schüttelte den Kopf. »Kermadec hat noch nie etwas von einem Bruder erzählt. Allerdings hat er eigentlich auch nie über seine Familie geredet. Wer immer dieser Kerl auch ist, er hat schlechte Manieren.«
»Besonders gern mag er Kermadec anscheinend nicht, jedenfalls hat sich das so angehört, als er über ihn geredet hat. Ich glaube, er ärgert sich, weil Kermadec Maturen ist.«
Der Zwerg schnaubte. »Kermadec ist ohne Frage jemand, auf den man sich verlassen kann. Falls wir diese Reise heil überstehen, dann haben wir das gewiss ihm zu verdanken. Sein Bruder, wenn er das wirklich ist, sollte das eigentlich wissen.«
Auf Kermadecs Befehl hin zogen sie weiter, in östliche Richtung zwischen die Bäume. Da sie die Talsohle bereits erreicht hatten, ging es schnell und leicht voran. Die Trolle gaben den Schritt und den Weg vor, sie fanden Pfade, wo keine zu existieren schienen, und hielten aufmerksam Wache. Pen fühlte sich im Freien gleich viel wohler, das Unbehagen ließ nach und löste sich schließlich auf. Jetzt betrachtete er seine Aufgabe nicht mehr als so unlösbar wie zuvor, als er sich unter dem Berg befunden hatte. Er blickte zum Himmel und dachte wehmütig, dass alles perfekt wäre, wenn sie nur ein Luftschiff für den Rest der Reise gehabt hätten.
Aber natürlich hatten sie kein Luftschiff. Laut Kermadec war das Fliegen in den Bergen gefährlich und der Marsch zu Fuß wesentlich sicherer, wenn man sich vor möglichen Verfolgern verbergen wollte. Diese Wahl hätte Pen vielleicht nicht getroffen, doch befanden sie sich auf Kermadecs Land, und der Felstroll würde wissen, wie sie ihr
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