Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
losgelassen hatten. Rue stieß die Leiche zur Seite und kniete neben Bek. Auf seinem Hemd breitete sich ein roter Fleck aus. »Nein!«, zischte sie und suchte unter seiner Kleidung nach der Wunde.
»Hör auf, Rue!« Er schob ihre Hände zurück und schüttelte den Kopf. In seiner Stimme schwangen Schmerz und Enttäuschung mit. »Keine Zeit. Wir müssen hier raus.« Schon kämpfte er sich auf die Beine und presste die Hände auf den Bauch. »Ist alles halb so schlimm. Er hat nur ein bisschen über die Rippen gekratzt.« »Das glaube ich dir nicht!«, fauchte sie ihn an. »Sieh dir nur das ganze Blut an!«
Trefen Morys eilte mit fliegender schwarzer Robe zu ihnen. Er sah Bek an und wurde blass. »Wie schlimm bist du verletzt?« Bek schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Wo geht es raus? Kannst du uns zur
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bringen?«
Der junge Druide nickte. »Unser Helfer sollte schon dort sein und sie geentert haben. Kannst du gehen?«
Rue zerriss ihre Robe und schnitt den Stoff mit dem Dolch in lange Streifen. Ohne Kommentar wickelte sie diese Bek fest um den Bauch. Er lehnte sich an sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich.«
Dann liefen sie los, alle drei, den Gang an den toten Männern und ihren Waffen, an Blut und Erbrochenem vorbei, die Treppe hinauf und durch den Wachraum und die anschließenden Korridore. Immer noch herrschte Stille im Keep, niemand hatte Alarm geschlagen. Dann führte Trefen Morys sie in eine andere Richtung und über eine Reihe schmaler Treppen in höher gelegene Gebäudeteile. Rue versuchte Bek zu stützen, dessen Kräfte langsam nachließen. Sein Blut tropfte auf den Boden, während er rannte. Die Gefahr war längst nicht überstanden, das Gelingen ihrer Flucht hing davon ab, die
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zu erreichen, ehe die anderen Gnomenwachen die Leichen ihrer Kameraden entdeckten.
Und davon, ob sie das Pech hatten, auf jemanden zu treffen, der sie verraten würde - und genau das sollte passieren.
Sie hatten gerade die oberen Stockwerke erreicht, wo große Fenster trübes graues Licht einließen und den Blick auf schwere Wolken freigaben, als ein einzelner Gnomenjäger aus einem Raum rechts von ihnen trat. Alle erstarrten für einen Moment, und dann schrie der Gnom auf. Rue stieß ihm den Dolch in die Brust und schob die Wache zurück in den Raum, aber es war bereits zu spät. Der Schrei wurde gehört, und die Verfolgung, vor der sich die Flüchtlinge gefürchtet hatten, kam in Gang.
Sie hasteten weiter, Bek hatte den Arm um Rues Schultern gelegt, und sie stützte ihn an der Hüfte. Rue spürte, wie sein Blut feucht in ihre eigene Kleidung sickerte.
»Es ist nicht mehr weit!«, rief Trefen Morys ihnen zu, während er voranlief. »Gleich da vorn, hinter jenen Türen!«
Am Ende des Ganges gab es eine schwere, eisenbeschlagene Eichentür mit zwei Flügeln, die geschlossen waren. Stiefeltritte hallten von hinten über den Steinboden zu den Fliehenden heran.
Wir schaffen es nicht,
dachte Rue verzweifelt.
Gnomenjäger kamen etwa vierzig Schritt hinter ihnen um eine Ecke. Zu viele, um sich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen. Zu viele, um sie mit gewöhnlichen Waffen zu überwinden. Rue warf Bek einen Blick zu. Er hatte die Augen zusammengekniffen, sein Gesicht war blass und schweißüberströmt. Er atmete flach und in abgehackten Zügen. Sein Zustand verschlechterte sich von Minute zu Minute und würde ihm kaum erlauben, Magie anzuwenden. Dann erreichten sie die Tür, und Trefen Morys riss sie auf. Rue und Bek taumelten hindurch, und der junge Druide schob sie zu und trat ein Stück von ihr zurück. »Wartet!«
Er murmelte etwas und bewegte die Hände dazu. Die Schlösser an den Türflügeln schmolzen und verbanden sich zu einem Klumpen aus Eisen, der die Tür versiegelte.
Er wandte sich ihnen wieder zu und grinste triumphierend. »Ein wenig Magie beherrsche ich doch.«
Sie befanden sich in dem Hof, wo die Luftschiffe lagen, und die
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schwebte keine hundert Schritte entfernt ein Stück über dem Boden, zerrte an den Ankerleinen, die Lichtsegel kräuselten sich in der Brise, und die Strahlungssammler waren straff gespannt. Das Schiff war getakelt und bereit zum Abheben. In der Pilotenkanzel sprang eine Gestalt in schwarzer Druidenrobe auf und winkte.
»Bellizen!«, rief Trefen Morys.
Das Mädchen antwortete, rannte aus der Kanzel zum Deck. Einen Augenblick später flog eine Strickleiter über die Reling. Doch im gleichen Moment erschien eine Gruppe
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