Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Tarnung allein war es zu spät. Sie stellte sich neben den Eingang, während die Schritte näher kamen, wartete, bis die Tür aufging und der Gnomenjäger eintrat, dann schlug sie ihm mit einem kräftigen Hieb den Griff des Messers an die Schläfe, worauf der Gnom wie ein Sack zusammenbrach. »Hilf mir«, sagte sie, stieß die Tür mit dem Fuß zu und nahm die Arme des Gnomen.
Gemeinsam schleppten sie den Körper zu einem der Wandschränke, fesselten ihm Arme und Beine, knebelten ihn und verstauten ihn im Schrank. Ohne ein weiteres Wort, lediglich auf einen Blickwechsel hin, verließen sie den Raum durch die Tür, durch welche der Gnom eingetreten war, und gingen den Gang hinunter, Trefen Morys stets voran. Ein Korridor kreuzte sich mit einem anderen, eine Treppe führte zu einer zweiten, durch weitere Türen gelangten sie in die jeweils nächsten Räume. Sie bewegten sich durch die düsteren Gänge und blieben nur stehen, um nach Stimmen oder Schritten zu lauschen. Die Minuten verstrichen, und rasch hatte Rue die Orientierung verloren. Sie kannte Paranor sowieso nicht besonders gut, da sie nur einige Male hier gewesen war, und über die Hauptgänge, die zu den Ratskammern und Räumen der Ard Rhys führten, hatte sie sich nie hinausgewagt. Nun befanden sie sich tief unter der Erde, in einem Labyrinth von Gängen, wie sie es niemals zuvor gesehen hatte. Allein hätte sie sich nicht zurechtgefunden. Sie spürte die Kälte, die den Fels durchdrang. Sogar das zentrale Feuer in der Feuerkammer des Keeps, das Feuer, das tief im Kern der Erde brannte, konnte ihr Frösteln nicht vertreiben.
Ein- oder zweimal drehte sich Trefen Morys zu ihr um, und jedes Mal nickte sie ihm zu. Sie dachte an Bek, der sich knapp außer Reichweite befand, aber auch an Penderrin, der in weiter Ferne war und in viel größerer Gefahr schwebte. Zudem grübelte sie darüber, dass sie das Leben nicht mehr würde ertragen können, wenn ihrem Sohn etwas zustieße.
Schließlich wurde Trefen Morys langsamer, blieb stehen und ging unter einer Fackel in die Hocke. Vor ihnen versperrte eine Tür den Blick auf das, was dahinterlag.
»Dort stehen zwei Mann Wache«, flüsterte er, als sie sich neben ihn gekauert hatte. »Wir müssen beide zum Schweigen bringen. Hinter diesem Raum führt eine Treppe hinunter zu einem Gang mit Zellen. In einer von ihnen ist dein Gemahl untergebracht. Zwei weitere Gnomenjäger bewachen ihn - einer am unteren Treppenabsatz, der zweite vor der Zelle. Wenn es ihnen gelingt, die anderen zu warnen, sieht es schlecht für uns aus.«
Sie nickte. »Sie werden keine Möglichkeit bekommen, andere zu warnen.«
»Vor einigen Tagen ist es mir gelungen, deinem Gemahl eine weitere Nachricht zukommen zu lassen, er müsste also wissen, dass jemand versucht, ihm zu helfen. So ist er auf uns vorbereitet, selbst wenn der Gnomenjäger vor seiner Zelle den Befehl ausführen will, ihn zu töten. Ich weiß nicht viel über seine Magie, aber wie ich verstanden habe, ist sie der seiner Schwester durchaus ebenbürtig, also hat er eine Chance, diese Sache zu überleben.« Er seufzte. »Ich wünschte, ich hätte mehr tun können.«
Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Du hast alles getan, was man von dir verlangen durfte, Trefen Morys. Wie auch immer das Ganze ausgeht, dir kann man keinen Vorwurf machen.«
Er fasste sie am Arm, als sie sich erheben wollte. »Augenblick noch.« Plötzlich wirkte er nervös. »Ich muss dir etwas sagen. Ich bin kein Kriegerdruide. Weder im Umgang mit Waffen noch mit Magie als Ersatz für Waffen bin ich sehr geschickt. Ich verfüge über Magie, ja. Doch in meinen Studien beschäftige ich mich mit Steinen und Erden.«
Sie starrte ihn an. »Steine und Erden?«
Nickend erwiderte er: »Getötet habe ich noch nie jemanden.« Er senkte den Blick. »Und auch noch nie jemanden verletzt. Ich weiß gar nicht, wie man kämpft.«
Rue holte tief Luft. Im Gegensatz zu ihm hatte sie viele Kämpfe hinter sich, einen davon sogar gegen eine größere Überzahl als jetzt. Aber damals war sie deutlich jünger gewesen, härter und geschmeidiger, und selten hatte sie sich Gedanken um ihre Sicherheit gemacht. Das war jetzt anders, da neben ihrem eigenen auch das Leben ihres Sohnes und ihres Mannes auf dem Spiel standen. Plötzlich wünschte sie sich, ihr Bruder Redden Alt Mer wäre bei ihr und würde ihr wie bei so vielen anderen Gelegenheiten zur Seite stehen. Der Große Rote hätte die Chancen gewaltig zu ihren Gunsten verschoben. Aber
Weitere Kostenlose Bücher