Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Sicher
schoss vorwärts, wie von einem Katapult gelöst. Zu viel Energie! Sie würden Bek und den jungen Druiden überfahren! Rue zog die Hebel für den Antrieb zurück und stellte den Energiefluss durch die Parseröhren auf Umkehr.
Das Luftschiff bockte und verlangsamte die Fahrt, und plötzlich befand sie sich in einer dicken Staubwolke. Überall gingen Pfeile und Armbrustbolzen nieder, und sie hörte die Rufe der Gnomen, die durch den Hof rannten.
»Bek!«, kreischte sie.
Das große Luftschiff schwang herum, schob dadurch den Staub beiseite, und Rue sah ihren Mann und seinen Retter fast direkt unter dem Rumpf. Bellizen war aufgesprungen und lenkte sie mit Rufen zur Leiter. Diese erreichten die beiden am Boden Sekunden später und begannen hinaufzusteigen, Bek voran, Trefen Morys dahinter. Der Druide half Bek beim Klettern. Dennoch waren sie zu langsam, jeder Schritt dauerte zu lange. Bek konnte sich, von Blutverlust und Anstrengung geschwächt, kaum festhalten.
Voller Panik sprang Rue aus der Pilotenkanzel auf Deck und lief nach vorn zur Bordschleuder. Hektisch drehte sie die Winde, legte einen Bolzen auf, schwenkte die Waffe und schoss in eine Gruppe von Gnomenjägern, die gerade aus der Wolke auftauchten. Drei oder vier wurden flach gelegt wie Stoffpuppen. Die anderen wussten nicht, was geschehen war, und warfen sich Schutz suchend flach auf die Steine. Das verschaffte Bek und Trefen Morys genug Zeit, um die Reling des Luftschiffs zu erreichen, wo Bellizen wartete und sie an Bord zog.
Rue ließ den Griff der Schleuder los und rannte zur Pilotenkanzel zurück. Dort schob sie die Hebel der linken Parseröhren nach vorn und die der rechten ganz nach hinten. Die
Schnell und Sicher
vollführte eine scharfe Wende und drehte sich in Richtung der Außenmauern und der Drachenzähne. Rue drückte beide Hebel des Antriebs nach vorn und kippte die Nasen der Röhren, um Höhe zu gewinnen.
Einen Moment später schoss das Luftschiff aus dem Hof hinein in den Mittagshimmel und ließ Paranor mit seinen Druiden und Gnomenjägern und dunklen Erinnerungen hinter sich zurück.
Fünf
Auf der prekkendorranischen Anhöhe stieg die Sonne im Osten über den Horizont und tauchte das verwinkelte Labyrinth von Wällen und Gräben, in dem Pied Sanderling sich duckte, in ihre grellen goldenen Strahlen. Der Himmel spannte sich wolkenlos wie ein hellblauer Baldachin über das Land, die stille Luft war kühl, das Licht arbeitete messerscharf die Konturen der Landschaft heraus. Es war ein Tag, wie für große Dinge geschaffen.
Die Föderationsarmee unten in der schattigen Schlucht bewegte sich in einer gewundenen Schlange aus Schwarz und Silber langsam auf die Erhebung zu, auf der die Elfen warteten. Die Stiefeltritte auf dem verkrusteten Boden und das Klappern von Rüstungen und Waffen kündigten ihre Ankunft an, lange bevor die feindlichen Soldaten in Sicht gelangten. In den zwei Tagen fortdauernden Marsches waren sie nur Überresten der Streitmacht begegnet, die sich während der vergangenen dreißig Jahre erfolgreich gegen alle Bemühungen gewehrt hatte, die Anhöhe einzunehmen. Sicherlich glaubten die Föderationssoldaten, nicht mehr auf ernst zu nehmenden Widerstand zu stoßen, nachdem sie der Elfenarmee das Rückgrat gebrochen hatten.
Vielleicht werden sie für ihre Arroganz und ihren übertriebenen Optimismus bluten,
dachte Pied. Möglicherweise war diese Arroganz jedoch gerechtfertigt, und er wäre derjenige, der die Lage vollkommen falsch einschätzte. Welchen Grund hatte er schließlich zu glauben, seine zusammengewürfelte Elfenarmee könne diese gut formierte Armee besiegen? Dennoch wusste er, die Elfen waren zu allem entschlossen, wurden vom Zorn über die erlittenen Verluste getrieben und zusätzlich von der Wut über die Demütigung, machtlos wie Vieh vertrieben worden zu sein.
»Drum«, rief er leise seinen Adjutanten.
Drumundoon lief herbei, blieb jedoch unterhalb des Kamms, um nicht gesehen zu werden, und blickte ihn aus seinem jungen Gesicht an. »Hauptmann?«
»Wie heißt dieser Ort?«
Drum wusste die Antwort nicht und schüttelte den Kopf. Er krabbelte davon und sprach mit einigen Elfenjägern, ehe er zurückkehrte. »Er hat keinen Namen. Es gab nie einen Grund, ihm einen zu geben.«
Richtig,
dachte Pied.
Man sehe es sich nur an.
Eine unfruchtbare Ödnis, in der niemand leben wollte, ein von der Natur verwüstetes Gebiet, das Menschen und Tiere auf dem Weg zu einladenderen Gegenden schnellstens hinter sich
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