Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
genauso gut mochte sie sich wünschen, fliegen zu können.
»Du wirst nicht kämpfen müssen«, sagte sie zu Trefen Morys und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Sie sah, wie seine Anspannung ein wenig nachließ. »Bleib hinter mir und tu, was du kannst, um dich selbst zu verteidigen, falls du bedroht wirst. Ich kümmere mich um die Wachen.« Sie verstärkte ihren Griff. »Eine Sache musst du mir allerdings versprechen. Wenn ich verwundet oder getötet werde, musst du weitermachen. Du musst tun, was in deinen Kräften steht, um Bek zu erreichen. Befreie ihn und sag ihm, was du mir gesagt hast. Er wird dann wissen, was zu tun ist. Versprichst du mir das?«
Trefen Morys nickte. »Du hast mein Wort darauf.«
Sie blickte auf das lange Messer, das sie dem Gnomenjäger abgenommen hatte, und wünschte sich, sie hätte eine größere Waffe gehabt. Seit zwanzig Jahren hatte sie keinen solchen Kampf mehr ausgetragen, und sie wusste, die Schärfe ihrer Überlebensinstinkte hatte nachgelassen.
War sie überhaupt in der Lage, es zu schaffen?
Grimmige Entschlossenheit machte sich in ihr breit, als sie das Messer in der Hand hielt und beobachtete, wie der Fackelschein über die glänzende Klinge spielte. Manche Dinge tat man, weil es sein musste.
»Also gut«, sagte sie und blickte zu Trefen Morys auf. »Ich bin bereit.«
Geduckt schlichen sie den Gang entlang.
Rue Meridian ging voraus, Trefen Morys blieb ein Stück hinter ihr. Sie erreichte die Tür zum Wachraum, zögerte, blickte auf den Riegel und dann zurück zu dem jungen Druiden. Er sah ihre fragende Miene, nickte und gab ihr zu verstehen, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie wunderte sich, woher er das wusste, musste ihm jedoch vertrauen.
Also holte sie tief Luft, legte die Hand auf den schweren Eisengriff, drückte ihn nach unten und schob.
Zwei Gnomenjäger sahen auf, als sie eintrat. Einer arbeitete an dem zerbrochenen Griff eines Kurzschwertes. Der andere stand auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes und lehnte untätig an der Wand. Beide zögerten, da sie die Anwesenheit des Druiden hinter Rue verwirrte.
Ihr blieb gerade genug Zeit, die offene Tür auf der anderen Seite des Raumes zu registrieren, dann hatte der Gnom, der an der Wand lehnte, eine Entscheidung gefällt und griff nach einer Pike. Rue warf das lange Messer nach ihm, und zwar mit solcher Wucht, dass die Klinge bis zum Heft in seine Brust eindrang und er tot war, ehe die Hand sich um den hölzernen Schaft legen konnte. Der Gnom stieß ein lautes Keuchen aus, umfasste das Heft des Messers und sank langsam zu Boden. Inzwischen hatte sie den Raum durchquert und sich auf den anderen gestürzt. Unbeholfen schlug er mit dem beschädigten Schwert nach ihr, doch sie drückte die Flachseite der Klinge mit dem Unterarm zur Seite. Dann stieß sie ihm die Finger in den Kehlkopf, verhinderte so, dass er einen Laut von sich geben konnte, und haute ihm daraufhin mehrmals mit der Faust an die Schläfe. Der Gnom verdrehte die Augen, brach zusammen und blieb still liegen.
Die beiden Gnomen rührten sich nicht mehr. Und bei keinem konnte sie Puls fühlen. Rasch nahm sie zwei Dolche aus einem Waffengestell und steckte sie in den Gürtel, zögerte kurz und suchte sich schließlich noch ein langes Messer aus. Sie drehte sich zu dem aschfahlen Trefen Morys um, der ganz gewiss nicht übertrieben hatte mit seiner Behauptung, er sei kein Kämpfer. Warnend legte sie einen Finger auf die Lippen und näherte sich ihm. »Alles in Ordnung?«, fragte sie im Flüsterton.
Er nickte und starrte sie mit großen Augen an.
»Hör also gut zu. Du gehst die Treppe vor mir nach unten. Die Gnomen werden auf den Anblick eines Druiden nicht so überrascht reagieren. Vermutlich denken sie, Shadea oder einer ihrer Verbündeten hätte dich geschickt. Wenn du den ersten erreichst, bringst du ihn dazu, sich umzudrehen, damit er mir den Rücken zuwendet. Schaffst du das?«
Abermals nickte er, wobei er angestrengt durch den Mund atmete. »Keine Sorge«, ermutigte sie ihn. »Das bekommen wir schon hin.« Sie steuerte ihn durch den Raum. Dahinter führte eine schmale Wendeltreppe nach unten ins Dämmerlicht. Sie konnte nur hoffen, dass der Lärm des Kampfes nicht bis zu den Wachen unten vorgedrungen war. Es war ja sehr schnell gegangen, und die Gnomen hatten keine Alarmrufe von sich geben können. Sie blieb an der obersten Stufe stehen und lauschte aufmerksam.
Nichts.
Also nickte sie Trefen Morys zu und winkte ihn
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