Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Entscheidung getroffen hatten, ohne vorher Rücksprache mit den anderen zu nehmen, dann war die Lage sicher ernst. Sie zog den kleinen Korken heraus und drehte die Phiole verlegen in den Händen. Erst als sie die drängenden und bittenden Blicke von Solon und Talos sah, gab sie sich einen Ruck. Als sie die leere Flasche zurückgab, atmete Solon hörbar auf. Bei den anderen hatte sich eine Beklemmung eingeschlichen, die sie noch nie in dieser Art gefühlt hatten. Trotz allem wurde die Seherin herzlich zur Unsterblichkeit beglückwünscht.
„Talos, willst du nicht lieber auch heute dein Atlamat nehmen?“ Safi machte sich Sorgen.
„Nee, mein Lieber – entweder jung und unsterblich oder alt und tot! Die Altersgebrechen in alle Ewigkeit behalten zu müssen, das wäre eine zu harte Strafe.“ Zwinkernd fügte er hinzu: „Soll denn Solon den ganzen Spaß alleine haben?“
„Du bist unverbesserlich“, lachte Safi. „Aber ich kann dich verstehen.“
Da die beiden Magier nicht willens waren, auch nur den Hauch einer Erklärung zu geben, beschloss das schlagkräftige Kleeblatt , die Tempelhöhle ganz genau im Auge zu behalten, während Talos schlief. Dabei ließen sie sich von Neri mit allen Vollmachten ausstatten. Jeder von ihnen nahm Wasser und Nahrung für sieben Tage mit. Kaum hatte sich der Magier in einem Sarkophag zur Ruhe gebettet, bezogen die drei an magisch sensiblen Stellen Posten. Sie zogen ein Energienetz in weitem Umkreis um die Grotte, sodass nicht einmal ein Tier unbemerkt bleiben konnte. Alles blieb ruhig – zu ruhig, wie Hatik fand, der die ganze Zeit als Drakonat in voller Alarmbereitschaft war.
Am Ende der siebenten Nacht machten sich die Atlan wieder zur Grotte hinter dem Wasserfall auf. Die drei jungen Männer lösten die Siegel. Solon stellte sich mitten in den Eingang und wartete gespannt auf seinen Kumpel Talos. Als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont blinzelten, war aus der Grotte ein seltsames Schleifen zu hören. Gleichzeitig zog ein Schwall gemeiner, bösartiger Energie heran. Solon sah sich hilflos nach seinen Freunden um. „Talos wird doch nicht etwa …?“
Da ertönte auch schon ein verzweifelter Hilferuf. Solon zögerte.
Safi rief ihm zu: „Los! Es steht nur geschrieben, dass der Schläfer nicht geweckt werden darf. Keiner sagt, dass man ihm nicht helfen darf!“
Die Männer rannten in die heilige Grotte.
Talos kniete in seiner halb geschlossenen Steinwanne. Mit der einen Hand versuchte er den Deckel weg zu schieben, mit den anderen wehrte er unsichtbare Peitschenhiebe ab, die von allen Seiten auf ihn einprasselten. Die unsichtbaren Angreifer schoben den schweren Sargdeckel immer weiter zu. Bald würde es für ihn kein Entrinnen mehr geben und in Todesangst rief er um Hilfe.
Der Drakonat traf als Erster am Ort des Geschehens ein. Es gelang ihm, einige der Peitschenriemen zu fassen, obwohl auch er sie nicht sehen konnte. Mit einem grimmigen Fauchen drosch er die anderen Enden an die Wände der Höhle. Immer wieder und wieder, bis in das Klatschen hinein ein klägliches Jaulen zu hören war. Aron, Safi und Solon wurden derweil von etwas Imaginärem angesprungen, das kratzte und biss. Talos konnte aufatmen und den schweren Granitdeckel endlich weg schieben. Mit einem Satz war er aus dem Sarkophag und griff gezielt nach den Gegnern. Er konnte sie zwar auch nicht sehen, aber so genau fühlen, dass er eine Vorstellung bekam, wo er die dürren Hälse am besten fassen konnte. Er griff sich zwei Gestalten und krachte sie mit den Köpfen zusammen. Erschreckt wandten sich die anderen ungebetenen Gäste von den Atlan ab und suchten eilig das Weite. Ihre Verletzten ließen einfach zurück. Talos sammelte sie ein, warf sie in einen Sarkophag, schob mit seinen Freunden den Deckel zu und setzte ein magisches Siegel, das niemand mehr öffnen konnte. Dann lehnte er sich schwer atmend an die Wand. Der hohe Blutverlust, den ihm unzählige Wunden einbrachten, hatte ihn arg geschwächt. Mara und Neri, die Safi eilig herzu gerufen hatte, nahmen sich seiner sofort an. Die Begrüßung des Magiers hatten sie sich eigentlich etwas anders vorgestellt. Nun hatten sie alle Hände voll zu tun, seine Wunden zu schließen. Die Atlan um Hatik reinigten inzwischen die Höhle energetisch, versiegelten alle Schlupflöcher und überprüften die Kristalle an der Kuppel. Dann gesellten sie sich zu Talos und den Frauen.
„Was war denn das?“ Aron schüttelte sich.
„Keine Ahnung. Als ich die Augen
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