Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
da zu uns kommen. Das funktioniert nämlich nur mit lebender Materie.“
Safis Blick konnte Neri besser deuten, als jeder andere. Er hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und sah jetzt die Gelegenheit, es auszuführen. Für die anderen völlig zusammenhanglos, sagte Neri zu ihm: „Dann versuch dein Glück, vielleicht folgt sie dir.“
Mara ging ein Licht auf …
Der Transfer wollte gut vorbereitet sein. Die Magier richteten sich auf einige Wochen ein, bis eine freiwillige Person gefunden wäre. Neri übernahm den Kontakt. Dass Safi dabei mitmischte, brauchten, außer Hatik natürlich, die anderen nicht zu wissen.
Die Seherin begab sich in ihr Refugium, setzte sich vor ihren Energiekristall und ließ ihren Geist in die Zukunft, direkt zu ihrer Tochter schweben.
Safis große Liebe
Merit-Amun hatte, als Priesterin der Hathor, schon hunderte Male das Opferritual vorgenommen. Es war ihr immer leicht von der Hand gegangen. Ihre Mutter, von der sie die ehrenvolle Aufgabe übernommen hatte, war eine gute Lehrmeisterin gewesen. Heute war alles anders. Sie war aufgeregt, das Herz klopfte, als müsse es zerspringen. So sehr sie überlegte, sie fand keinen Grund dafür.
Die Schale mit Räucherwerk in den ausgestreckten Händen, schritt sie feierlich auf die Statue der Göttin zu. Sie stellte die Räucherschale am Sockel der Hathor ab, hob die Hände und bat um den Segen der Göttin mit den zwei Gesichtern. Als sie ihren Kopf hob, um der Göttin ins die Augen zu sehen, hielt sie überrascht inne, denn die Augen der Statue folgten ihr. Mit beiden Händen berührte sie das steinerne Gewand. Ein Strom von Wärme und Geborgenheit zog in ihr Herz.
„Mutter?“ Tonlos flüsterte sie die Worte mit bebenden Lippen.
„Ja, meine Tochter.“
„Mutter!“ Sie schluchzte auf. „Ich habe dich so vermisst!“
„Ich bin hier, meine Tochter. Ich bin hier, weil ich deine Hilfe brauche.“
„Was soll ich tun?“ Merit-Amun presste sich an das Abbild der Göttin.
„Kiras Seele ist in Gefahr. Ihr Körper muss in die geheime Kammer im Tempel des Anubis gebracht werden. Dann muss ein Mensch für immer zu uns kommen.“
Die junge Priesterin erschauerte. Ins Gefolge von Hathor kommen, hieß, das zweite Leben beginnen. „Ich bin noch nicht bereit dafür und dabei habe doch solche Sehnsucht nach dir!“
„Ich weiß, meine Tochter, dann muss ein anderer die Reise antreten.“
Die Stimme verhallte. Merit-Amun war wieder allein im Tempel. Sie saß zu Füßen der Göttin und weinte bitterlich.
Safi saß wie auf Kohlen. Als Neri endlich aus ihrem Gemach kam, sprang ihm die bange Frage förmlich aus dem Gesicht. Die Seherin schüttelte den Kopf. „Sie ist noch nicht bereit. Wir müssen Geduld haben.“
Inzwischen ruhte sogar die Suche nach den Eierschalen. Kira hatte jetzt Vorrang.
Safi schlich wie ein Schatten seiner selbst durch die Gegend und war mit nichts aufzuheitern. Er ging sogar Hatik aus dem Weg, mit dem er immer durch Dick und Dünn gegangen war.
Dann hatte Neri die zündende Idee. Gemeinsam mit Safi nahm sie Kontakt zu ihrer geliebten Tochter auf.
Seit dem Tag, an dem sich ihre Mutter offenbart hatte, war Merit-Amun täglich im Tempel und hielt stumme Zwiesprache mit der Statue. Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie machte sich nichts vor, sie hatte Angst, jetzt schon sterben zu müssen. So saß sie schon seit Stunden wieder zu Füßen der Göttin mit den Kuhohren. Es war bereits spät geworden. Sie erhob sich, um den Tempel zu verlassen, als hinter ihr die bekannte Stimme flüsterte: „Willst du schon gehen?“
„Mutter! Was soll ich nur tun? Ich möchte so gern bei dir sein, habe aber schreckliche Angst davor.“
„Komm zu mir, meine Tochter …“
„Ich…ich…ich kann nicht.“
„Willst du auch nicht zu mir kommen?“, sprach plötzlich eine andere Stimme.
Die junge Frau zuckte zusammen. „Safi?“
„Ja, meine Prinzessin, ich bin hier. Willst du vielleicht zu mir kommen? Dann wirst du für immer bei mir und deiner Mutter sein …“
„Aber…aber …“ Merit-Amuns Gedanken überschlugen sich.
„Überlege es dir in Ruhe. Ich komme wieder. Dann musst du mir sagen, ob du bleiben, oder zu uns kommen willst. Du weißt, dann wird ein anderer die Reise antreten …“
„Safi?! Safi?! Mutter?!“ Die Priesterin war wieder allein.
Wie sie wieder in ihre Gemächer gekommen war, wusste sie nicht. Sie hatte sich über ihr Bett geworfen und das Gesicht in die Kissen gedrückt. Sie hatte mit
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