Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
wegen, am nächsten. Es war also durchaus möglich, dass Tobi mit Seth einen Pakt geschlossen haben könnte. Der Gott der Wüste hatte schon immer ein Süppchen für sich gekocht, aber mit Ramses Vater war nicht gut Kirschen essen gewesen, mit ihm war er ein Bündnis eingegangen. Man zollte sich gegenseitig den nötigen Respekt. Der Name Sethos zeugte von der Verbindung des Pharao mit dem Tarronn, der einen Teil der Schätze unter dem Wüstensand für sich beanspruchte. Ramses profitierte seinerseits noch von dieser Verbindung. Das alte atlanische Blut stellte ihn mit Seth fast gleich, so, dass dieser Waffenstillstand doppelt hielt. Hätte Horus nicht seine ganze Kraft in die Suche nach seinem Sohn investiert, wer weiß, was noch geschehen wäre. Diese Suche hatte ihn schließlich auch veranlasst, die direkte Herrschaft an seine Stellvertreter unter den Menschen, die Pharaonen, abzugeben. Das war der Punkt, den ihm Seth niemals verzeihen würde. Er hatte sich schließlich schon als Verwalter dieses Teils der Erde gesehen und war sicher gewesen, sein Schäfchen leicht und gemütlich ins Trockene zu bringen. Wäre der unliebsame Horus, der immer den Vorzug erhielt, einfach zurück nach Tarronn verschwunden, hätte Seth alle Register gezogen. Seth hatte seine Informanten überall, es war bald ein offenes Geheimnis, dass der Sohn des Horus noch oder wieder lebte. Und wie konnte man Horus am besten schaden? Indem man seinen Sohn aus dem Weg räumte und den Widersacher endgültig von der Erde fern hielt.
Allerdings rechnete Seth nicht damit, dass seine Aktivitäten bemerkt wurden.
Merit-Amun hatte nächtelang Albträume. Sie warf sich hin und her und stöhnte. Safi machte sich Sorgen. Wenn sie erwachte, dann wusste sie nicht einmal mehr, was sie geträumt hatte. Safi vertraute sich Hatik an, denn so konnte es nicht weitergehen. Hatik machte nicht viel Federlesen, er sprach Merit direkt an. Sie hatte Albträume, er düstere Vorahnungen, da musste doch etwas dran sein. Als Merit wieder einen dieser Träume hatte, aus dem sie nicht einmal Safi wecken konnte, rief dieser Hatik herbei. Der Tarronn nahm seine Drakonat-Gestalt an. Er setzte sich neben die junge Frau, legte ihr seine linke Hand auf die Stirn, die rechte Hand an seine Stirn. Er schrak zusammen, als er in ihre Gedankenwelt eintauchte.
Ganze Armeen hässlicher, dürrer Erdgeister zogen über die Erde und vernichteten alle Drachen und deren Verbündete. Nichts sollte von ihnen übrig bleiben. Die nicht verraten und getötet wurden, flohen von diesem Planeten, sie ließen sogar ihre Brut im Stich, was für diese Geschöpfe eigentlich undenkbar schien.
Merit stöhnte und weinte im Schlaf. Hatik versuchte, ebenfalls erfolglos, sie aus diesem Traum zu wecken. Als er seine ganze Magie einsetzte, begann Merit leise zu wimmern. „Nein – nicht – hört auf – hört doch endlich auf …“
Hatik fragte leise. „Was geschieht, was siehst du?“
„Sie suchen nach Imset, sie wollen den Sohn des Horus töten!“ Merit-Amuns Stimme klang schrill.
„Warum wollen sie ihn töten?“
„Sie wollen den Willen des Horus brechen. Wenn Imset nicht mehr ist, dann wird auch Horus die Erde verlassen – so glauben sie.“ Merit schien sich durch Hatiks Stimme zu beruhigen.
„Kennst du Imset?“ Hatik sah Safi bedeutungsvoll an.
„Nein – ich weiß nur das, was alle wissen: Er ist der Helfer für die Balsamierer, er bewacht die Leber in den Kanopen. Wie soll die Mumie ohne ihn in das zweite Leben kommen?“
Hatik flüsterte Safi zu: „Sie ist im Geiste tief in Ägypten. Hier spricht nicht Merit, die Atlan, das ist Merit-Amun, die ägyptische Priesterin.“
Er begann, beruhigend auf die junge Frau einzureden. Endlich zeigte sich der Erfolg. Sie erwachte. Als sie Hatik neben ihrem Lager erkannte, fiel sie ihm weinend in die Arme. „Sie wollen deinen Bruder vernichten! Sie wollen Imset töten!“
„Merit – sie wollen nicht meinen Bruder töten – sie wollen mich, denn ich bin Imset, aber ich werde mich zu wehren wissen.“
Nach dieser Offenbarung von Hatik schluchzte Merit noch viel mehr. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass Hatik nur der Name war, dem ihm die Menschen gegeben hatten. Das machte für sie ja alles noch viel schlimmer.
„Du musst nicht weinen. Durch dich weiß ich wenigstens, woran ich bin. Und auch was in der Höhle vorgefallen ist, erscheint nun in einem ganz anderen Licht. Das Wichtigste ist, dass kein Außenstehender erfährt, dass wir die
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