Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
ungeteilte Zustimmung bekam.
„Was meinst du“, wandte sich Neri an Hatik, „ist Kiras Körper im Anubis-Tempel sicher?“
„Daran besteht kein Zweifel. Anubis entstammt dem gleichen Clan wie Osiris. Es heißt sogar, dass er dessen Sohn ist. Seth wird es kaum riskieren, auch nur ansatzweise in seine Nähe zu kommen. Die alte Schuld ist nicht vergessen. Ich hoffe sogar sehr, dass uns Anubis eines Tages helfen kann. Er ist nicht nur in der Mythologie der Ägypter derjenige, der die Seelen geleitet. Auf Tarronn war er auch schon der Hüter der Seelen Verunglückter. Natürlich tat er das nur, wenn der jeweilige Replikator zerstört wurde. Er konnte die Seelen an sich binden und wieder frei geben, wenn der Körper sich erneuert hatte. Ich bin sicher, dass er einen Weg zu Kira findet, um die Seele wieder mit ihrem Körper zu vereinen.“
Mara sah Hatik groß an. „Ist das schwierig, mit Anubis in Kontakt zu kommen?“
„Es ist, wie bei Uräus, sogar fast unmöglich. Er wird sich bei uns melden, wenn die Zeit reif dafür ist. Wir müssen Geduld haben, auch wenn es manchmal sehr schwer fällt.“
„Aber wie soll er es denn erfahren, dass wir ihn brauchen“, fragte die Hüterin verzweifelt.
Hatik schaute in weite Ferne. „Er kann jeden Gedanken empfangen, den wir mit seinem Namen verbinden. Glaub mir, er weiß genau, was in uns vorgeht.“
Safi horchte auf. „Kann das jeder Tarronn?“
„Ja und nein. Auf diese Entfernungen kann es nur der Clan des Osiris. Wir anderen können es nur auf dem jeweiligen Planeten und seinen Umlaufbahnen.“ Hatiks Blick war noch immer auf einen imaginären Punkt gerichtet. Er lächelte wehmütig. Es schien, als hätte ihn eine neue Erinnerung an sein erstes Leben eingeholt.
„Hatik? Hatik? Woran denkst du?“ Neri hatte ihn noch nie so erlebt. Er, der immer gut gelaunt war, hatte einen traurigen Zug um die Mundwinkel.
„An Binti“, seufzte Hatik. „Der alte Knabe fehlt mir. Hier hätte er fette grüne Wiesen für sein Gnadenbrot.“
Die Freunde sahen sich betreten an. Hatik hatte in den ganzen Jahren nicht ein einziges Mal persönliche Wünsche geäußert. Er war stets nur auf das Wohl der anderen bedacht gewesen. Auch sentimental hatte ihn noch nie jemand erlebt. Merit öffnete den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, überlegte es sich dann aber anders. Sie kontaktierte im Geist Solon und Talos.
Die nächsten Monate vergingen für die magische Gruppe ziemlich ruhig. Hatik trainierte mit jedem einzeln oder in der Gruppe und führte ihnen so vor Augen, dass sie auch als geballte Macht gegen einen Drakonat keinerlei Chancen hatten. Die Atlan wussten es zu schätzen, dass gerade dieser sich so für ihre Angelegenheiten einsetzte. Mara und Merit waren immer wieder bei den beiden Magiermeistern und steckten gemeinsam die Köpfe in alte Bücher. Dabei ließen sie nicht den kleinsten Ton verlauten, wonach sie so eifrig suchten, schienen aber, im Laufe der Zeit, nicht unzufrieden mit ihren Studien zu sein. Nur das ständige Rumoren unter ihrer Insel konnte den Atlan die Freude vergällen. Hatik hatte inzwischen wieder eine neue Stufe in der Entwicklung des Drakonat erklommen. Er schlug dem Magischen Rat vor, noch einmal den roten Drachen zu besuchen.
Safi und Merit begleiteten ihn auf dieser Reise. Sie standen lauschend am Rande des Waldes. Außer dem Rauschen des Bambus, war kein Laut zu hören. Hatik rief im Geiste nach dem roten Drachen. Nach wenigen Augenblicken begann die Luft zu flimmern und der riesige Leib des Tieres materialisierte sich. Hatik nährte sich seinem Freund aus einer anderen Zeit. Nach der Begrüßung stellte er ihm seine beiden Begleiter vor. Als die Reihe an Merit kam, sagte der Drache: „Hätte ich gewusst, dass es bei euch auch Weibchen gibt und dass du eins davon mitbringst, dann hätte ich mich doch besonders fein gemacht.“
„Für mich bist du auch so der Schönste aller Drachen“, sprach Merit mit einem charmanten Lächeln. Sie streichelte den riesigen Kopf zwischen den Hörnern, den der Drache vor ihr auf den Boden gelegt hatte. Dann folgte sie der Aufforderung und kletterte auf den Rücken des Tieres, das sich umdrehte und gemächlich in den Wald zurück lief. Die Männer folgten ihm. Nach einer Stunde hatten sie einen alten Nisthügel erreicht und der Drache grub einen ganzen Berg von Schalen aus.
„Oh ha, so viel kann ich gar nicht mitnehmen“, seufzte Hatik. „Hast du vielleicht eine Idee?“
Die große Echse überlegte. „Ja, es
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