Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
ach so große, Horus hat Schwächen! Du bist das Einzige, was mir im ganzen Universum etwas bedeutet und das mir wertvoller ist, als mein eigenes Leben. Wenn ich dir sage, was ich gestern getan habe, dann hältst du mich vielleicht sogar für völlig irre.“ Erschrocken hielt er inne. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, jemals einen Laut über sein Gebet an die Verborgenen zu verlieren. Aber nun war Imsets Neugier angestachelt und er würde nicht ruhen, bevor er wusste, worüber Horus gerade gesprochen hatte. Schließlich gab Horus auf und beichtete Imset alles. Der wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Allerdings vor Glück. „Das hast du für mich getan?“
„Ja.“
„Und nun weißt du nicht, wie man darauf reagiert?“
„Nein.“
„Aber ich kann dir genau sagen, wie ich darauf reagiere. Nämlich mit Dankbarkeit bis ans Ende aller Zeiten. Ich weiß, dass das der allerschlimmste Augenblick in deinem Leben gewesen sein muss. Eine Erniedrigung, wie sie schlimmer nicht sein kann für einen Tarronn. Aber, es ist schon eine Zeit her, da hat mich Neri zerpflückt, wegen meines Stolzes. Jetzt kann ich sie erst richtig verstehen.“ Imset hatte sich in Wallung geredet.
Horus war ihm für diese Worte unendlich dankbar. „Weißt du, ich bin sehr, sehr froh, dass ich dich und die Atlan gefunden habe. Das gibt meinem Leben einen neuen Wert. Und deine Neri ist so oder so die weiseste Frau, die ich außerhalb unseres Planeten je getroffen habe. Und noch froher bin ich eben über diese Tatsache, dass ich sie außerhalb unseres Planeten getroffen habe.“
Imset stutzte, dann fing er an zu lachen. „Wenn du das so betonst, dann bin ich auch froh darüber. Auf Tarronn hättest du alles unternommen, sie für dich zu gewinnen, ohne Rücksicht auf Verluste. Sie wäre nichts weiter, als eine willkommene Beute gewesen.“
„Eben. Erst bei euch habe ich verstanden, was das Leben für die Ewigkeit wirklich lebenswert macht. Und wenn ihr irgendwann nach Tarronn kommt, dann werde ich der Erste sein, der allen anderen die Versuche austreibt, dir deinen Schatz abspenstig zu machen. Erst bei euch habe ich begriffen, wie man Glück überhaupt definiert. Schließlich weiß ich jetzt genau, warum du mich Vater und nicht Horus nennst, wie es auf Tarronn gang und gäbe wäre.“
Imset drückte nach dieser Offenbarung seinerseits dankbar Horus’ Hand. Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er hatte, im Gegensatz zu Horus, mit Blick zum Meer gestanden. Beide wandten sich dem Geschehen auf dem Wasser zu. Der unersättliche Drakon war zur Walherde zurückgekehrt, offenbar mit dem Willen, noch eines der Kälber zu schlagen, hatte aber die Rechnung ohne die aufgebrachten Mütter gemacht. Plötzlich fand er sich unter Wasser wieder, umringt von den tobenden Säugern, unfähig, sich zu wehren. Horus und Hatik sahen sich an, schlagartig hatten sie begriffen, weshalb sie hergeführt worden waren. Noch ein kurzer Blick auf die Szene, dann eilten sie davon, auf der Suche nach einem Portal für den Rückweg in ihre Zeit. Nach ein paar Minuten hatten beide das Gefühl, die Umgebung würde sich verändern. Die Farben verblassten und alles schien durchsichtig zu werden. Sie rannten um ihr Leben. Bis zum See waren es doch noch fast zwei Kilometer, in denen es steil bergauf ging. Die alt bekannten Pfade gab es noch nicht und so wichen sie imaginären Bäumen aus und sprangen über Wurzeln, die nur in ihrer Fantasie existierten. Obwohl sie das genau wussten, hatten sie fast keine andere Wahl. Ihr ganzes Denken war darauf gerichtet, das verborgene Portal zu finden. Schließlich erreichten sie den See, der nur noch als Schatten zu erkennen war, dann hetzten sie weiter zum Wasserfall, in der Hoffnung, die gleiche Höhle wie in ihrer Zeit zu finden. Das Tosen des Wassers war bereits verstummt, als sie die Öffnung im Berg gewahrten. Sie stolperten in den finsteren Gang. Etwa in der Mitte der Grotte ertasteten sie blind einen quadratischen Block und ohne zu zögern, umfingen sie ihn. Horus begann mit der Beschwörung. Augenblicke, bevor sich alles auflöste, sog sie das Portal ein.
Seit Stunden hatten die Atlan schweigend auf ihren Posten ausgeharrt. Hin und wieder huschte ein Blick zu Neri, die immer mehr fühlte, wie ihre Kräfte schwanden. Die Replikatoren zogen ihr, für die sie nicht gemacht waren, stetig Energie ab. Zu ihrer seelischen Qual kam bald die körperliche Schwäche hinzu. Talos wechselte sorgenvolle Blicke mit
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