Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
glücklich, dass ich bei euch sein darf.“ Lara strahlte über das ganze Gesicht.
„Wenn du einfach mal reden willst, so von Frau zu Frau, dann sag es. Wir haben immer ein offenes Ohr und bestimmt einen guten Rat.“
„Danke. Ich werde es mir merken.“
Lara saß noch immer am Fenster und schaute hinüber zum Gebirge. Sie schreckte zusammen, denn der Drachenschrei Imsets war bis hierher zu vernehmen gewesen. Wie furchtbar musste er erst aus der Nähe klingen? Sie dachte daran, was sie alles über den Drachenmann gehört hatte. Durch ihn war ja auch Talos wieder jung geworden. Dafür war sie Imset von ganzem Herzen dankbar. Sie konnte sich Talos schon gar nicht mehr alt und weißbärtig vorstellen. Ihr wurde ganz warm, als sie daran dachte, wie er sie zum ersten Mal in seine starken Arme genommen hatte. Die Schmetterlinge im Bauch hatten sich bis heute gehalten. In der Ferne tauchten einige kleine Lichter auf. Das konnten nur die Magier sein, die nach einer schweren Nacht nach Hause zogen. Eines der kleinen Lichter trennte sich von den anderen und näherte sich rasch. Talos war zurück. Lara erwartete ihn mit frischem Kräutertee.
„Du schläfst noch nicht?“, fragte er überrascht.
„Nein, du hast mir gefehlt. Und seit ich den Drachenschrei gehört habe, fand ich auch keine Ruhe mehr.“
„Du hast ihn bis hierher gehört?“
„Ja, laut und deutlich.“ Lara nickte bei diesen Worten.
„Ich bin gleich wieder da.“ Talos eilte in sein Studierzimmer und verstaute sein weißes Gewand und den Kristall wieder der Truhe. Als er zu Lara zurückkam, trug er eine kurze Tunika. Das sanfte Licht der Öllämpchen zauberte diese interessanten Reflexe auf seinen muskulösen Körper, die sie so bewunderte. Talos nahm dankbar den wohlriechenden Kräutertee entgegen. Sie hatte wieder eine neue Mischung zusammengestellt, stellte er erfreut fest. Er zog sie auf seinen Schoß und streichelte liebevoll den Babybauch. Lara legte ihren Kopf an seine Brust. „Das Krümelchen schläft schon“, flüsterte sie.
Talos lächelte glücklich. „Dann sollten wir wohl das Gleiche tun. Es war sehr anstrengend dort oben.“ Er deutete mit dem Kopf zum Gebirge. „Und du brauchst auch endlich Ruhe. Du siehst sehr blass aus.“
Auch Horus bereitete sich auf einen Abend in Zweisamkeit vor.
Er hatte freiwillig die Höhle des Löwen betreten oder genauer gesagt, sich auf eine Einladung in Seschats Privaträume eingelassen. Wo das für diesen Abend enden würde, war ihm vorher klar und auch keineswegs unangenehm. Lächelnd öffnete sie ihm die Tür und führte ihn in ihren geschmackvoll eingerichteten Wohnraum. Das äußerst erlesene Interieur passte zu ihr und wirkte keineswegs übertrieben. Horus war eher der Pragmat und hatte seine Räume bewusst einfach einrichten lassen, obwohl ihm, als Commander, ein halber Palast mit allen Annehmlichkeiten zugestanden hätte. Die Inneneinrichtung hatte sie selbst entworfen, immerhin war sie die beste Architektin und auch Vermesserin, die Tarronn zu bieten hatte. Das hatte ihr auch den festen Platz in seiner Raumbasis eingebracht, war aber gleichzeitig der Grund, weshalb er heute in erster Linie bei ihr war, wie Seschat mit Bedauern feststellte. Horus trug ihr sein Anliegen vor und ließ keinen Zweifel offen, dass die Nacht noch lang genug war, für das, was ihr am Herzen lag.
„Erpresser! Ich hätte es wissen müssen!“, rief sie in gespielter Verzweiflung, vertiefte sich aber augenblicklich in die Datenreihen, die er ihr vorlegte. Ab und zu fragte sie noch ein paar Hintergrundinformationen ab. Nach nicht einmal einer Stunde stand fest, Horus’ Plan war durchführbar und sie würde ihm dabei zur Hand gehen. Mit der üblichen Bezahlung versteht sich. Als Bonus war durchaus noch eine Woche gemeinsamer Urlaub möglich. Diese Zusage stimmte Seschat gleich versöhnlicher. Es lag ihr auch wenig daran, ihn ernsthaft zu verärgern. Deutlich genug hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass er durchaus gegen die Regeln zu leben imstande war und sich gut dabei fühlte. Die Belohnung für heute nahm sie sich aber sofort, ehe er sich vielleicht auch das noch anders überlegte.
Für die Atlan gestaltete sich das Leben schwieriger.
Neri und Imset saßen auch bis in die Morgenstunden am Kamin und sprachen über das vergangene Ritual. Es war ungewöhnlich schwer gewesen, Letans Fesseln zu erneuern. Die Magier mussten ihre ganze Energie einsetzen. Erst der ungemilderte Drachenschrei brachte den
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