Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
endgültigen Erfolg. Neri schaute in das flackernde Feuer. „Hoffentlich kommt die Hilfe aus Tarronn noch rechtzeitig. Wenn du noch mehr Energie einsetzt, dann fliegt uns die Insel vielleicht schneller um die Ohren, als wir denken können.“
„Diese Befürchtung habe ich auch. Nur, du hast ja selber gemerkt, es ging nicht anders“, sprach Imset versonnen. „Ansonsten scheinen wir ja ganz gut voran zu kommen.“
„Stimmt. Ich bin froh, dass es Lara übernommen hat, die Sämereien zu sichten und zu katalogisieren. Sie sieht auf den ersten Blick, was es ist und ob es gut ist, was da abgegeben wird. Sie kann selbst die kleinste Unterart bestimmen. Erstaunlich!“ Neri war tatsächlich beeindruckt. „Wenn sogar Talos zugibt, dass er eine Menge von ihr lernen kann …“
„Nicht nur er“, schmunzelte Imset, „Safi hat sich auch schon Rat geholt, wie er seinen Spezial noch unwiderstehlicher machen kann.“
„Ach? Schau an!“ Neri musste lachen. „Solange er sich nicht unwiderstehlich machen will …“
„Die Kräutlein wird sie sicher auch kennen.“ Imset winkte lachend ab. „Ich bin im Moment nur unwiderstehlich müde.“
„Dann komm mit ins Bett, du müder Krieger.“
„Die Idee ist gut – schlafen kann ich später“, antwortete Imset mit dem breitesten Grinsen, zu dem er fähig war.
Seit jener Nacht hatte es keine neuen Erdstöße mehr gegeben. Auch der Magische Rat hatte nun endlich die nötige Ruhe, um sich auf die Evakuierung der Insel vorzubereiten. Talos packte seine wertvollen Bücher in eine Truhe, um auch ja nicht ein Einziges zu vergessen. Lara reichte sie ihm zu. Damals, als sie bei Talos einzog, war sie erstaunt gewesen, welche Schätze er hütete. Es hieß also nicht umsonst, dass Solon und er die Hüter des alten Wissens waren.
Die letzten Folianten wanderten in die Truhe, welche Talos sorgfältig schloss. Lara richtete sich auf und stöhnte.
„Was hast du?“, fragte Talos besorgt.
„Ich weiß nicht, es zieht recht schmerzhaft im Rücken“, antwortet sie und verzog das Gesicht.
Talos horchte auf. „Dauerhaft oder in Intervallen?“
„So jede halbe Stunde einmal, aber ich meine, die Abstände sind kürzer geworden. Aber warum fragst du?“
Talos nahm lächelnd ihre Hand. „Ich glaube, das Krümelchen will endlich die Welt kennenlernen. Unter diesen Umständen werde ich auch nicht mit Solon zu den Speichern gehen.“
Lara nickte. „Das ist lieb von dir. Mir ist vor Angst ganz flau im Magen. Fragst du bitte bei Neri nach, ob sie schon kommen kann? Sie ist die Einzige, die mir wirklich sagen kann, was ich tun muss.“
„Schön, dass ihr beide darüber gesprochen habt. Ich wäre als Nachwuchshebamme sicher nicht so versiert wie sie. Ihre Anwesenheit würde auch mich sehr beruhigen.“ Talos zitterten vor Aufregung tatsächlich die Hände. Er konzentrierte sich auf den Kontakt mit der Seherin und nach wenigen Sekunden lächelte er erleichtert. „Sie wird in ein paar Minuten hier sein.“
Lara atmete auf. Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen. Talos war jetzt schon völlig hilflos. Als Neri erschien, hatte sie die Situation mit einem Blick erfasst. „Männer!“ Sie tippte Talos auf die Brust. Er breitete mit einem hilflosen Lächeln die Arme aus.
„Na gut“, sagte sie. „Ich brauche viel warmes Wasser, mehrere trockene Tücher und ein paar desinfizierende Kräuter. Stell bitte alles neben das Bett.“
Talos eilte davon, um das Gewünschte zu holen. In der Zwischenzeit erklärte sie Lara, wann genau, sie wie zu atmen hätte. „Versuche dich darauf zu konzentrieren, sonst könnte die Geburt recht schmerzhaft werden“, setzte sie noch hinzu.
Lara glaubte es ihr aufs Wort. Es war jetzt schon recht heftig. Solon hatte die Neuigkeit an alle Freunde weiter gegeben. Bald fanden sie sich alle still und ohne großes Aufsehen in Talos’ Küche ein, um auf das Baby zu warten. Als die ersten Presswehen einsetzten, litt Talos fast noch mehr wie seine Gefährtin. Er hielt die ganze Zeit ihre Hand. Auch die Freunde in der Küche fühlten deutlich die Angst und den Schmerz der Gebärenden. Neri beherrschte die Lage souverän. Lara hatte volles Vertrauen und hielt sich genau an ihre Anweisungen, und so dauerte es auch nicht mehr lange und das kleine Wesen erblickte das Licht der Welt. Der stolze und überglückliche Vater durchtrennte die Nabelschnur. Neri hielt das Baby kopfüber an den Beinchen und endlich protestierte das kleine Wesen lautstark gegen diese
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