Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
unbedingt mit?“
„Ich liebe dich. Ich habe Angst, dass dir etwas zustößt und du nicht mehr hierher zurückkehrst. Ich will dich nicht für immer verlieren!“
„Damit habe ich in dieser Zeit nicht gerechnet.“ Neri wirkte etwas verunsichert.
„Wie meinst du das?“
„Jetzt fällt es mir schwer, zu beginnen. Also: Ich habe in der Zukunft deine wiedergeborene Seele gefunden. Sie zog mich immer wieder an den gleichen Punkt im Meer der Zeit. Ich folgte der Einladung nur zu gern, denn auch du bist mir nicht gleichgültig. Du darfst diese Zeit hier nicht verlassen, damit deine Seele auch tatsächlich wiedergeboren werden kann. Sie ist für mich ein Leuchtfeuer in den Dimensionen. Ich werde dich finden und deine Erinnerung an Atla wecken. Kommst du aber mit, dann ist alles verloren.“
„Verzeih mir, Neri, ich habe das nicht geahnt. Nun verstehe ich natürlich, weshalb mich das Los nicht traf. Wenn ich weiß, dass wir uns irgendwo, irgendwann wiedersehen werden, dann fällt es mir leichter, hier zurückzubleiben.“
„Wer, von den Magiern, weiß von deinen verborgenen Fähigkeiten?“
„Keiner.“
„Das glaube ich unbesehen, da nicht einmal ich etwas davon bemerkt habe. Würdest du mir hier einige Kostproben geben?“
„Wenn du es wünschst. Sag mir, was ich tun soll?“
„Siehst du da hinten den Felsblock? Hol ihn her.“
Rami konzentrierte sich auf den Punkt. Der Stein wurde erst durchsichtig, dann verschwand er ganz, um plötzlich, wenige Schritte vor Neri, wieder sichtbar zu werden. Die Seherin war schwer beeindruckt.
„Jetzt tausche den Platz mit ihm!“
Diesmal hob Rami die Schwerkraft auf. Er und der Stein schwebten umeinander.
„Respekt!“ Neri spendete hocherfreut Beifall. „Dass du jegliche Energie abschirmen kannst, habe ich vorhin schon bemerkt, aber, dass du derartige Fähigkeiten hast, hätte ich nie für möglich gehalten.“
„Ich habe halt ein wenig geübt.“
„Ein wenig, ist gut! Du solltest die Magier einweihen. Ich befürchte, sie könnten sich übernehmen, wenn ich fort bin, und damit erst ein Unglück herauf beschwören.“
„Äh, Neri, könntest du das für mich übernehmen? Ich weiß nicht, wie mein Vater reagiert, wenn ich ihm unterschwellig den Rang ablaufe.“
„Ich werde es tun. Du wirst beim nächsten Vollmond deine Magierprüfung vor den Senatoren ablegen. Gib alles. Du bist der Beste, wenn es um Energien geht, daran gibt es für mich keinen Zweifel.“
„Bis dahin möchte ich aber alles beim Alten belassen.“
„Das soll mir Recht sein. Eine kleine Überraschung kann den anderen auch nicht schaden. Es gibt eben immer wieder Wunder zu entdecken, von denen keiner etwas weiß.“
Rami lächelte. „Das habe ich vorhin auch gerade festgestellt.“
Neri blinzelte ihm zu. „Wir sind uns wohl doch ähnlicher, als irgendjemand denkt.“
Beide erhoben sich gleichzeitig. Neri streckte ihm die Hände entgegen. Rami zog sie einfach an seine Brust. Neri genoss die Berührung, schmiegte sich katzenhaft an. Als die zierliche Frau ging, sah ihr ein überglücklicher Rami lange nach.
Glücklich war auch Hatik im fernen Ägypten. Bevor über der Wüste die Sonne aufging, war er schon auf den Beinen und half den Soldaten beim Füttern der Pferde. Zuerst hatte er etwas Angst vor den großen Tieren gehabt, sich schließlich aber überwunden. Er streichelte sogar eines der Rösser vorsichtig. Der Hengst drehte leicht den Kopf und schaute Hatik aus seinen großen Augen erstaunt an. Dann berührte er vorsichtig mit seinem weichen Maul die Hand des Kindes. Pepi wunderte sich, dass es heute so ungewöhnlich ruhig in den Stallungen zuging. Als er gerade nach dem Rechten sehen wollte, bemerkte er Neferems Zeichen. Er trat leise zu ihm ans Fenster und seine Augen wurden groß. Im Stall ging etwas Unglaubliches vor sich. Der wilde Binti, der einige Soldaten schon arg verletzt hatte, war ganz still. Er schmuste zärtlich und liebevoll mit Hatik. Der Kleine flüsterte leise Worte ins Ohr des Pferdes, das den Kopf tief gesenkt hielt. Es war offensichtlich, dass das Tier die Berührungen genoss. Nach einer Weile verabschiedete sich der Junge. Er versprach dem Pferd, sobald es ginge, wiederzukommen. Vor dem Stall erwartete Pepi den Kleinen. „Na, mein Junge, wie geht es dir? Hast du die Pferde besucht?“
„Danke, mir geht es gut. Ich durfte beim Füttern helfen.“
„Magst du Pferde sehr?“
„Ich habe heute zum ersten Mal ein Pferd angefasst. Ich mag die Pferde.
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