Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
davor. Heute war ihr nach Gesellschaft. Sie klopfte vorsichtig telepathisch bei ihren beiden Gehilfinnen an. Nachdem sie die Zustimmungen auf ihre Einladung erhalten hatte, bereitete sie das gemeinsame Frühstück vor. Während das Brot im Ofen eine leckere, duftende Kruste bildete, mixte sie Kokosmilch und Kräutersäfte zu einem belebenden Gebräu zusammen. Ein paar gekochte Vogeleier, ein Töpfchen Wildbienen-Honig, frische Früchte in einem Körbchen platzierte sie auf dem Tisch. Dann trafen auch schon die beiden Gäste ein. Es wurde ein lustiger Morgen. Mara und Kira unterhielten Neri mit dem neuesten Klatsch und Tratsch. Es gab viel zu lachen. Ein anderer hatte weniger Freude. Rami. Er wanderte ziellos durch die Landschaft. Er brütete darüber, wie er am besten mit Neri ins Gespräch käme, ohne sich lächerlich zu machen. Am unverfänglichsten ließe sich wohl ein Treffen auf neutralem Boden arrangieren. Inzwischen hatte er den klaren Gebirgssee erreicht. Die Vögel zwitscherten, die Sonne wärmte angenehm. Rami konnte jetzt dem Verlangen nicht widerstehen, ein paar Runden zu schwimmen. Rasch legte er seine Sachen ab. Durch den feinen Sand watete er in tieferes Wasser. Erschreckt flohen ein paar kleine Fische. Obwohl das Wasser sehr kalt war, ließ sich der junge Mann nicht abhalten. Er warf sich in die Fluten, um mit gleichmäßigen Bewegungen seine Bahnen zu ziehen. Er liebte den stillen See, den er fast täglich besuchte. Hier trainierte er Ausdauer, beim Klettern im Gebirge stählte er seinen Körper. In der Ruhe der Wildnis verbesserte er die mentalen Techniken, die ihn sein Vater gelehrt hatte. Dabei hielt er sich stets an die uralten Regeln. Berührte er bei seinen Übungen eine fremde Aura, so ließ er die Seine sofort erlöschen. Gedankendiebstahl oder -manipulationen waren tabu.
Auch, während er schwamm, führte er seine mentalen Übungen weiter. Erstaunlicherweise bekam er einen Kontakt, wo er ihn nicht vermutet hatte. Er zog sich zurück. Gleichzeitig fragte die andere Person an, ob sie ihn am See stören würde. Er verneinte. Da es eine völlig neutrale Anfrage war, wusste Rami auch nicht, wer sich dem See näherte. Er kraulte rasch zum Ufer. Falls es eine Dame war, wollte er nicht gerade halb nackt herumlaufen. Das Wasser perlte schnell von seinem muskulösen, hoch gewachsenen Körper ab und er beeilte sich, seine Kleidung überzustreifen. In der Ferne konnte er schon eine winzige Gestalt erkennen, die sich gemessenen Schrittes langsam näherte. Es irritierte ihn allerdings schon, dass die Person ihre Energie völlig abgeschirmt hatte. Er konnte einfach nicht herausfinden, wer da kam. Als sich der Wanderer auf Sichtweite genähert hatte, schlugen Ramis Gedanken Purzelbaum. Da kam Neri! Der junge Mann bekam weiche Knie. Auch die Seherin stutzte. Sie hatte ebenfall keine Aura mehr gespürt. Das ließ sie vermuten, einer der Magier sei am See. Nun stand sie plötzlich Rami gegenüber. Aber der hatte sich schon wieder im Griff. Er breitet seinen Umhang auf der Wiese aus, um Neri einen trockenen Platz anbieten zu können.
„Komm, setz dich zu mir. Das Gras ist noch ein wenig feucht vom Tau.“
Die Seherin ließ sich nieder, Rami folgte ihr.
„Ich wollte dich hier nicht stören, aber ich habe deine Aura nicht gespürt. Du machst Fortschritte. Es tut mir Leid, dass ich dich unterbrochen habe.“
„Mir tut es kein bisschen Leid. Im Gegenteil. Ich freue mich, dass du gekommen bist. Ich muss mit dir reden.“ Dabei sah er Neri eindringlich an. Neri forschte in seinem Blick. Rami hatte seine Gedanken so unter Kontrolle, dass sie verwundert aufgab.
„Es ist also etwas ganz Persönliches“, sagte sie ernst. „Hängt es mit dem Ritual zusammen?“
„Ja und auch nein.“
„Du bist ein Buch mit sieben Siegeln. Sag schon, was los ist.“
„Nun, es fällt mir nicht leicht. Ich würde gern mit in die Zukunft gehen. Nur habe ich noch keinen Weg dazu gefunden.“
Neri zuckte zusammen. „Du darfst nicht von hier fortgehen. Das würde den Tod aller bedeuten, die das Opfer auf sich nehmen.“
Jetzt war es an Rami, erschrocken zu sein. „Wie meinst du das?“
„Wörtlich!“
„ICH würde das Ritual gefährden?“ Der junge Mann schaute ungläubig drein.
„Eigentlich wollte ich das Ganze so kurz und schmerzlos für alle gestalten, wie es nur geht. Aber die Zukunft scheint sich, durch meine ständigen Besuche dort, schon verändert zu haben. Also Wahrheit gegen Wahrheit. Weshalb willst du
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