Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Reste schön auftunken.“
Hatik bedankte sich. Er brach die Hälfte des Brotes für sich ab, das andere Stück legte er weg.
„Du magst es wohl nicht?“
„Doch, Herr, ich mag es sehr. Aber ich möchte es dem schwarzen Pferd bringen.“
„Du kannst dein Stück Brot ruhig aufessen. Der Fladen ist zu frisch, davon bekommen Pferde Bauchschmerzen. Sie mögen nur trockenes, hartes Brot. Der Hengst heißt übrigens Binti-Amun.“
„Aha. Dann werde ich es für Binti trocknen.“
Pepi lächelte. Der Kleine war einfach goldig. Hatte selber noch Hunger, wollte aber mit dem Gaul teilen. Belustigt schüttelte Pepi den Kopf.
„Ach was, frag einfach den Koch. Der hat garantiert noch einen harten Fladen herumliegen. Er wird ihn dir schon geben.“
Tatsächlich bekam Hatik einen alten Fladen. Flugs trug er ihn zu seinem vierbeinigen Freund, der die Leckerei dankbar annahm.
Nach ein paar Tagen hatte der Junge viel über Pferde erfahren. Er war ein gelehriger Schüler. Er fütterte die Tiere, er mistete den Stall aus. So verdiente er sich redlich sein Essen, aber auch den Respekt der Soldaten. Unter seinen Händen schienen sich die Pferde wohler zu fühlen. Sie glänzten, wenn sie von ihm gestriegelt wurden, besonders schön. Mit Binti übte er heimlich Reiten. Wenn die anderen Pferde den Stall verlassen hatten, löste er die Stricke, die den Hengst hielten. Dann schwang er sich hinauf, um die paar Schritte im Stall hin und her zu reiten, dabei hielt er sich an Bintis Mähne fest. Die Abendstunden verbrachte er bei Pepi. Bald konnte er mit Papyrus und Federkiel genau so gut umgehen, wie mit dem Mistzinken. Die größte Freude machte ihm Pepi, als er ihm gestattete, auf Binti-Amun im Hof zu reiten. Schon auf der ersten Runde stellte sein Gönner fest, dass Hatik und Binti ein eingespieltes Team waren.
„Aha, das scheint für euch beide nicht ganz neu zu sein.“
„Sei nicht böse, Herr. Ich habe ihm die Fesseln nur abgenommen, wenn die anderen Pferde weg waren. Aber ich bin sicher, er tut niemandem etwas. Er kann nichts dafür, ich habe die Strafe verdient.“
„Wer spricht denn hier von Strafe? Wärst du nicht gewesen, hätten wir ihn töten müssen. Er hat mit den Hufen auf Mensch und Tier eingeschlagen. Er soll von nun an ganz dir gehören, denn auch nur du kannst ihn reiten. Ich bin sicher, er würde für dich auf Leben und Tod kämpfen.“
Hatik sprang von Bintis Rücken. Er warf sich vor Pepi in den Staub. Dessen Beine umfassend, rief er: „Oh Herr, ich danke dir für alle Ewigkeiten!“ Der Hengst blieb hinter seinem neuen Herrn stehen, als hätte er verstanden, was gesprochen wurde.
In der Zeitebene der Atla-Insel schritt Neri gerade zum Versammlungsort.
Der bleiche Mond stand schon am Himmel. Er war voll und rund, in weniger als zwei Stunden würde wieder das Erneuern der magischen Fesseln für Letan stattfinden. Doch diesmal sollte es etwas anders ablaufen. Rami hielt sich bereit. Er würde erst auf ein Zeichen der Seherin erscheinen. Als alle Senatoren Platz genommen hatten, eröffnete Solon mit den rituellen Einführungsworten die Versammlung. Die Anwesenden fassten sich an den Händen und sandten Energie in die Kuppel der Grotte, bis sich eine funkelnde Pyramide bildete.
„Sie ist nicht schwächer geworden. Auch diesmal können wir ihn im Zaum halten.“ Talos, der Magier, nickte zufrieden.
Neri erhob sich. „Ich bitte den Hohen Rat um das Wort.“
„Es sei dir gewährt.“
„In wenigen Tagen werde ich nicht mehr bei euch sein. Die Pyramide wird erheblich schwächer werden. Auf Vorrat können wir den Drakon nicht bannen. Was werdet ihr tun, wenn er sich regt?“
„Darüber haben wir auch schon nachgedacht“, antwortete die Senatorin Tia. „Leider bleibt uns keine andere Wahl, als uns bis zum Letzten zu verausgaben. Keiner weiß genau, wie lange die Energie braucht, um sich zu erneuern. Vielleicht hast du einen besseren Rat für uns?“
Neri sah in die Runde. „Ich habe tatsächlich Abhilfe gefunden.“ Ungläubige Gesichter, wohin sie auch blickte.
„Wie soll das gehen? Hier auf Atla ist niemand, der auch nur teilweise deine Kräfte hat!“ Talos erntete zustimmendes Nicken.
„Gut, fangen wir an, bis Mitternacht ist noch genug Zeit. Bildet bitte noch einmal die Pyramide. Ich werde meine Energie heraushalten.“
Das darauf entstehende Energiegebilde war weitaus schwächer, als das vorher erzeugte. Neri stellte sich außerhalb der Pyramide und rief: „Volle Energie –
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