Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
Plötzlich gluckste es. Klares Wasser stieg auf und bildete einen knietiefen Tümpel.
„Den Göttern sei Dank!“ Hatik warf schnaufend sein Grabwerkzeug beiseite. Er schöpfte schnell die Hand voll Wasser und kostete. „Oh, tut das gut!“ Sein Begleiter trank ebenfalls. Über dem Rand der Grube tauchten drei Köpfe auf. Binti-Amun hatte das Wasser gerochen. Zusammen mit den Kamelen hatte er sich durstig genähert. Das kam Hatik gerade recht. Er knüpfte schnell den Schlauch los und füllte ihn bis zum Rand. Safi nahm den schweren Ziegenbalg entgegen und trug ihn vorsichtig zu den Pferden. In langen Zügen soffen die Tiere. Alle drei versuchten, trotz ihrer Schwäche, aufzustehen. Mehrmals knickten sie in den Vorderbeinen ein, ehe sie sich endlich mühsam hoch gequält hatten. Hatik, der das Wasserloch beaufsichtigte, schaute zu Safi hinüber. Was er sah, erstaunte ihn zutiefst. Der junge Mann hatte seine Stirn an die Stirn eines Pferdes gelegt. Nach ein paar Augenblicken bewegte das Tier die Ohren, machte kehrt und schlurfte mühsam zum Wasserloch. Safi wandte sich dem nächsten Pferd zu. Hatik schüttelte den Kopf. „Dummkopf“, sagte er zu sich selber. „Wann begreifst du es endlich, dass die Fremden Götter sind und die bringen alles zu Wege.“ Mit einem Schulterzucken nahm er das schwankende Pferd in Empfang, um ihm beim Trinken zu helfen. Kurz darauf trafen Nummer zwei und drei, zusammen mit Safi, am Wasserloch ein. Besorgt schaute Hatik in den Himmel. Die Sonne begann schon zu sinken. „Wir müssen uns beeilen, um die anderen vor Einbruch der Nacht zu erreichen.“
Safi nickte. „Die Pferde werden es schon schaffen.“
„Ja, das glaube ich auch.“ Hatik schwang sich auf seinen Binti. Er ritt voran, dann folgten die Tiere, von Safi beaufsichtigt, der das Schlusslicht bildete. Folgsam blieben die Pferde und das Kamel zwischen den Reitern, sie hatten den Schrecken noch nicht vergessen. Die kleine Schar kam ganz gut voran. Noch bevor die Nacht endgültig hereinbrach, erreichten sie die Wartenden, die sie erleichtert und freudig begrüßten. Bejubelt wurde die Tatsache, dass die beiden genügend Reittiere gefunden hatten. Neri wandte sich an Hatik. „Wir sind wieder gut bei Kräften. Wie geht es nun weiter?“
„Gönnen wir den Tieren noch eine kurze Pause, dann müssen wir losreiten. Seid bitte nicht böse, wenn ich mich kurz hinlege, ich bin seit dem Morgengrauen unterwegs und mir fallen die Augen zu.“
„Das kann ich gut verstehen. Du gibst uns das Zeichen zum Aufbruch, wenn du wieder munter bist.“
Hatik legte sich zu Füßen seines Binti-Amun, deckte sich mit seinem Umhang zu, und war augenblicklich eingeschlafen. Die Atlan lächelten milde. Safi berichtete voller Hochachtung von seinen Erlebnissen mit Hatik. Auch, dass er aus dieser Achtung heraus, nicht alle Gedanken des Kleinen gelesen hatte. Der Junge war tatsächlich erstaunlich. Das zeigte er kurz darauf wieder auf deutliche Weise. Binti tupfte ihm das weiche Maul ins Gesicht. Hatik öffnete die Augen. Sofort war er auf den Beinen und teilte ein wenig Wasser an die Pferde aus. Zufrieden meinte er dann: „So, nun kann es losgehen.“
Etwas ratlos hatten die Atlan schon überlegt, wie acht Personen auf sechs Tiere zu verteilen seien. Hatik löste das Problem ganz einfach. Das kräftigste Pferd musste zwei Frauen tragen, eine würde er mit auf Binti nehmen, die anderen hätten dann je ein eigenes Tier zur Verfügung. Die Atlan amüsierten sich köstlich. Neri lachte: „Such dir deine Herzensdame aus.“ Hatik nahm die Herausforderung an. Er verneigte sich vor Neri mit einem verschmitzten Lächeln. „Herrin, darf ich dir einen Platz auf Binti anbieten?“
„Aber gern.“ Neri ließ sich von Hatik auf das Pferd helfen, welches erstaunlich still stand und die Reiterin gern aufsitzen ließ.
„Folgt mir“, bat Hatik. „Ich bringe euch erst einmal zu unserer Garnison in der Oase. Mein Herr, Pepi, wird euch dann sicher besser helfen können.“ Die kleine Karawane setzte sich langsam in Bewegung. Der silberne Mond verbreitete ein anheimelndes Licht, die Sterne funkelten, sogar der Nachtwind schien milde gestimmt zu sein. Er streifte nur ab und zu ganz sacht die Reisenden, als wollte er die alte Spur von Binti nicht verdecken. Hatik orientierte sich an den Sternen, wie es ihm Neferem beigebracht hatte. Schweigend ritten sie durch die Wüste.
„Frag nur“, sagte Neri nach einer Weile.
„Oh je, ich hatte schon wieder vergessen,
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