Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
es bemerkt, der es mit Freude registrierte. Nach dem Essen beratschlagten die Atlan mit Pepi ihr weiteres Vorgehen. Der Offizier sicherte ihnen genügend Proviant und Pferde für ihre Weiterreise in die Hauptstadt zu. Auch einen guten Führer sollten sie erhalten. Da kein Name gefallen war, schaute Hatik von der Seite Pepi an, wie ein bettelnder Hund einen Knochen. Erst, nachdem die Atlan zu lachen anfingen, bemerkte der den komisch-verzweifelten Blick. Er stimmte in das Gelächter ein. „Wer sollte sie denn besser führen, als du? Dein Weg führt doch so wie so in die gleiche Richtung. So kannst du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Ob du ein oder zwei Tage eher in Karnak eintriffst, dürfte unerheblich sein, da es einer guten Sache dient.“
„Oh danke, danke, danke, Herr!“ Hatik bekam vor Freude rote Ohren.
„Ihr solltet am besten einen Abstecher nach Auaris zu Raia machen. Vielleicht gibt es Neuigkeiten, die sich noch nicht bis hierher herum gesprochen haben. Außerdem hat er genügend Leute, die er als Eskorte entbehren kann. Ich werde euch einen Brief für ihn mitgeben.“
Im weiteren Laufe des Tages verabschiedete sich Hatik von seinen Freunden in der Oase. Neferem fiel es sichtbar schwer, nicht in Tränen auszubrechen. Er löste ein dünnes Lederbändchen von seinem Hals, an dem ein kleiner Skarabäus aus Speckstein hing. „Ich weiß, es ist kein großer Schatz, aber er hat mich immer beschützt. Nun soll er es für dich tun. Möge Chepri immer mit dir sein, mein Junge.“
Dankbar hängte sich Hatik das Amulett sofort um den Hals. Auch ihm fiel der Abschied von Neferem schwer. Der hatte ihm schließlich in den vergangenen zwei Jahren lauter nützliche Dinge beigebracht und war ihm in allen Situationen ein väterlicher Freund gewesen. Auch die Fremden verabschiedeten sich von allen. Ihre Herrin legte die Hände an eine der Dattelpalmen, während die anderen ihr die Handflächen zudrehten, dann sprachen sie gemeinsam einen Segen für die Oase aus. Wer genau hinschaute, konnte die winzigen goldfarbenen Fünkchen sehen, die die Fingerspitzen der Frau verließen und wie winzige Käferchen am Stamm hinunter in die Erde krochen. Die gelben Früchte des Baumes schienen aufzustrahlen. Auch noch Jahre danach kamen die süßesten Datteln und der beste Dattelwein aus dieser Oase, die so zu Ansehen und Wohlstand kam. Am späten Abend war auch der Abschied von Pepi gekommen. Dem tapferen Hatik liefen nun doch noch Tränen über die Wangen. Er versprach seinem Gönner, dass er ihn, sobald es ging, besuchen würde. Hatik hatte jedes seiner Versprechen gehalten, klang es auch noch so unwahrscheinlich. So war Pepi felsenfest überzeugt, dass er seinen Schützling über kurz oder lang wieder sehen würde. Hatik hatte sich immer tapfer geschlagen, nie gemurrt oder böse Worte gehabt. Das musste besonders belohnt werden. Pepi reichte ihm als Abschiedsgeschenk ein Kurzschwert in einer festen ledernen Scheide, welche an einem kostbaren Schwertgehänge befestigt war. Außerdem musste ein tapferer Krieger gut zu Fuß sein, so gab es obendrein noch ein Paar praktische Sandalen. Pepi hatte sie in den letzten Tagen extra anfertigen lassen. Hatik war stolz und glücklich. Jetzt galt er nicht mehr als kleines Kind, war endlich in die Reihen der jungen Männer aufgenommen worden. Als am nächsten Morgen die kleine Karawane loszog, wurde sie von unzähligen Soldaten bis zum Tor begleitet. Von allen Seiten wurden den Reisenden Segenswünsche zugerufen. Pepi hatte fünf seiner Männer bestimmt, in voller Bewaffnung seine Gäste bis Auaris zu begleiten. Raia würde dann zweifellos das Gleiche tun, um die Atlan sicher zum Pharao zu bringen. Inmitten des ganzen Trubels ritt Hatik auf seinem Binti. Die beiden bewachten besonders die drei schwer beladenen Lastkamele, die sein Herr den Gästen zum Geschenk gemacht hatte. Manchmal flankierten ihn dabei Safi und Neri, die ihn über Sitten und Gebräuche des Landes ausfragten. Hatik war sich sicher, dass sie diese Informationen schneller und präziser hätten bekommen können. Er war ihnen aber sehr dankbar dafür, dass sie es nicht taten. Schließlich hatte auch er kleine Geheimnisse, die auch solche bleiben sollten. Langsam stapften die Tiere durch den weichen Sand. Ein leichter Wind sorgte dafür, dass bei jedem Schritt kleine Staubfähnchen davon zogen, als wollte er alle Spuren der geheimnisvollen Fremden verwischen. Die Strahlen der aufgehenden Sonne zauberten atemberaubende
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