Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
furchtbaren Durcheinender des Kampfes konnten wir fliehen, sind aber, wie du siehst, ohne unsere Tiere nicht weit gekommen.“
„Dann kann es also durchaus sein, dass ein paar Tiere noch am Leben sind“, murmelte Hatik. „Sie werden sicherlich zurück zum Wasserloch gelaufen sein. Die Räuber werden sich kaum die Mühe gemacht haben, sie weit weg zu treiben.“ An die Fremden gewandt, fügte er lauter hinzu: „Ich werde versuchen, ein paar Tiere zu finden. Bleibt bitte hier und erholt euch. Das restliche Wasser fülle ich zur Hälfte in den anderen Schlauch. Geht sparsam damit um, es ist für den Rückweg oder den Notfall.“ Er wandte sich Binti-Amun zu.
„Warte!“, rief ihm einer der Begleiter von Neri hinterher. „Ich würde gern mit dir gehen. Vielleicht brauchst du Hilfe.“
„Das ist sehr gut. Nimm das Kamel, Herr, Binti würde dich nicht als Reiter dulden.“
Nachdem Hatik den Wasserschlauch fest an den Sattel gebunden hatte, zogen sie los.
„Übrigens, ich heiße Safi“, sagte der junge Mann. „In der ganzen Aufregung haben wir ganz vergessen, uns einander vorzustellen.“
„Ich bin Hatik.“
Sie reichten sich, während ihre ungleichen Tiere nebeneinander her trabten, die Hände. Hatik hatte so viele Fragen, aber er traute sich nicht, sie zu stellen. Auch schickte es sich nicht, Menschen eines höheren Standes, wie es die sieben Fremden offensichtlich waren, einfach auszufragen. Also ritt er schweigsam neben Safi her. Dieser fing plötzlich zu lachen an. „Na, frag schon, du platzt ja fast vor Neugier! Außerdem sind wir Atlan und keine Ägypter, wir sind hier in der Wüste und nicht bei Hofe. Außerdem ist es nicht zu viel verlangt, dass du erfährst, wer dir sein Leben verdankt.“
„Wa…wa…was …? Kannst du Gedanken lesen?“ Hatik wäre vor Schreck fast von Binti-Amuns Rücken gefallen.
Safi nickte amüsiert. „Alle Atlan können das. Aber wir respektieren die Gedanken der anderen, deshalb fragen wir vorher im Geiste an, ob wir sie lesen dürfen. Nur bei euch Menschen ist das schwierig, ihr unterhaltet euch nur mit dem Mund. Sei bitte nicht böse, weil ich gelauscht habe.“
„Bei uns Menschen …? Dann bist du also auch, wie Neri, ein göttliches Wesen?“ Hatik verstand, wollte aber noch die Bestätigung von Safi haben, dass er sich nicht geirrt hatte.
„Ja, so würden es eure Priester wohl bezeichnen. Wir wären aber sehr dankbar, wenn du das für dich behalten würdest. Es ist unser und dein Geheimnis.“
„Das verspreche ich!“ Hatik legte, diese Worte feierlich sprechend, seine linke Hand auf das Udjat-Amulett. Inzwischen hatten die beiden Reiter den Ort des Überfalls erreicht. Einige große Geier waren schon dabei, die Opfer zu zerreißen. Hatik würgte. Er hatte in seinem jungen Leben noch nie ein Schlachtfeld von nahem gesehen. Es war ein überaus scheußlicher Anblick. Safi war ebenfalls blass geworden. In seiner Welt hatte es so etwas nicht einmal in tiefster Vergangenheit gegeben. Hatik überwand sich, es war keine Zeit, den Ort des Schreckens zu umgehen, sie mussten schleunigst das Wasserloch erreichen. Tapfer ging er voran, den schnaubenden Binti am Zügel führend. Safi folgte ihm mit dem Kamel. Schon von weitem waren einige Pferde zu erkennen, die im Sand lagen. Ob die Tiere noch lebten, war von hier aus nicht zu sehen. Bald hatten sie die Stelle erreicht. Neben mehreren verendeten Pferden hatte sich ein Kamel niedergelegt, dem es gut zu gehen schien. Beim Anblick eines Artgenossen erhob es sich. Hier waren die Geier also noch nicht gewesen. Vielleicht hatten sie das Kamel sogar vertrieben. Drei Pferde atmeten noch. Hatik flößte ihnen ein paar Tropfen Wasser ein. Mehr konnte er von der kostbaren Flüssigkeit nicht opfern. Safi betrachtete nachdenklich die trübe Pfütze in der Bodensenke. „Wie müssen graben, dann erhalten wir vielleicht genug Wasser, um die Pferde wieder auf die Beine zu bekommen.“
Sofort begann Hatik, mit bloßen Händen, im Schlamm zu wühlen.
„Warte, so wird das nichts. Ich gehe noch einmal zu den Toten. Mit ein wenig Glück finde ich ein Werkzeug, mit dem es schneller geht.“
Bald darauf kehrte der junge Mann mit zwei zerbrochenen Schwertern zurück.
„Versuchen wir es damit.“ Er reichte Hatik eine der Klingen. „Schneide dich nicht, die sind höllisch scharf.“
„Danke.“ Der Junge grub, dass die Schlammfladen nur so flogen.
Mit vereinten Kräften hatten sie das Loch bald auf einen halben Meter vertieft.
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