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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Blackwood
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stiegen die sechs Atlan in die Granitwannen, um sich, mit über Brust gekreuzten Armen, rücklings hineinzulegen. Ohne Ausnahme schlugen ihre Herzen bis zum Hals. Die Magier schritten, in einer fremden Sprache Beschwörungen murmelnd, im Kreis an den Wannen entlang. Die Liegenden erstarrten langsam mit weit geöffneten Augen. Nach der siebenten Runde schien das Leben aus den Körpern gewichen zu sein. Gemeinsam mit Neri bildeten die Magier nun einen Kreis um den Altar. Sie hielten sich an den Händen und begannen Energie in die Kristalle zu senden. Nach einigen Momenten erstrahlten sowohl die Kristalle auf dem Altar, als auch die an den Wänden der Grotte. Bläuliche Wellen liefen über den Altar, erreichten die Sarkophage, die sie mit einem überirdischen Schimmer füllten. Als das Licht zurückflutete, hatte es seine Farbe zu Lila verändert. Es enthielt nun die Seelen der leblosen Atlan. Rami konnte, dank seiner außergewöhnlichen Kräfte, diese Energien an Neris Aura verankern. Als er die Augen schloss, gaben alle Magier volle Energie in die Kristalle. Rami lenkte den gesamten Strom auf Neri um, bis deren Körper zu flimmern begann und sich schließlich auflöste. Nach einigen Sekunden hatte Rami keinen Kontakt mehr mit der Seherin, sie war nun völlig auf sich gestellt im Strom der Zeiten. Die Magier senkten gleichzeitig ihre Energie ab, bis nur noch ein schwaches Leuchten ihre Hände umgab. Sie hoben gemeinsam die schweren Deckel auf die Wannen und verschlossen sie mit magischen Siegeln. Die Körper waren nun so lange vor dem Verfall geschützt, bis die Seelen eines Tages wiederkehren würden. Noch einmal verneigten sich die Anwesenden vor den Steinwannen, dann verließen sie, immer noch schweigend, die Grotte. Solon erneuerte gemeinsam mit seinem Sohn die Siegel zum Eingang. Dann verließen alle den Ort des Rituals.
    Sie hatten gerade erst den See hinter sich gelassen, der heute aus flüssigem Metall zu bestehen schien, so unwirklich glänzte er, als Rami ruckartig stehen blieb. Im Zeitlupentempo drehte er sich um. Verunsichert hielten auch die anderen Magier an. Solon fragte vorsichtig: „Was hast du?“
    Er hatte schreckerfüllt festgestellt, dass alles Blut aus dem Gesicht seines Sohnes gewichen war und einer wächsernen Blässe Platz gemacht hatte. Er flüsterte: „Das Siegel … jemand manipuliert das Siegel.“
    Bevor die Begleiter weitere Fragen stellen konnten, war Rami verschwunden. Er hatte sich augenblicklich zur Höhle teleportiert. Solon warf sich herum und rannte wie gehetzt seinem Sohn hinterher, gefolgt von den anderen Atlan. Sie kamen alle zu spät. Rami schaffte es nicht mehr, den Einsturz des Tunnels zu verhindern, als Tobi seine stümperhaft gebündelte Energie entglitt und sich selbstständig machte. Er stieß mit letzter Kraft den Jungen aus der Gefahrenzone, aber für ihn selbst kam jede Rettung zu spät. Die Teleportation hatte ihn zu viel Energie gekostet und so wurde er vor den Augen seines völlig entsetzten Vaters unter einem herabstürzenden, riesigen Felsblock begraben. Solon sank bei diesem Anblick ohnmächtig zu Boden. Aron, der sich in der Nähe aufhielt, stürzte mit Tränen in den Augen zur Unglücksstelle. Verzweifelt versuchte er, den Block wegzuwälzen. Obwohl er nicht beteiligt gewesen war, fühlte er sich an diesem Unglück mit verantwortlich. Schließlich hatte er nichts unternommen, was Tobi gestoppt hätte. Er schrie diesen an: „So hilf mir doch, steh doch nicht so verdammt sinnlos herum!“ Tobi dachte gar nicht daran, er drehte sich um und floh ins Gebirge. Aron schluchzte herzzerreißend, er drosch in hilfloser Wut mit bloßen Fäusten auf den Fels ein, bis sie blutig waren. Aber erst mit Hilfe der Magier konnte der Block angehoben werden. Aron zog den leblosen Körper Ramis, den seine Seele für immer verlassen hatte, hervor. Er nahm ihn mit vorgestreckten Armen auf und trug ihn in Richtung des Dorfes davon. Wie betäubt ging er seinen Weg. Die anderen folgten ihm unter Klagen. Solon musste von zwei kräftigen Männern gestützt werden. Er war kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Er erkannte, dass dem Schicksal niemand entgehen konnte. Rami musste heute hier sterben, um Neri morgen in einer anderen Welt begegnen zu können. Bevor sie die Siedlung erreichten, löste sich Solon von seinen Helfern. Er wollte nicht, dass ihm die einfachen Atlan seine Schwäche ansahen. Wie sollte er ihnen in Neris Abwesenheit ein Gefühl der Sicherheit geben, wenn er

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