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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Blackwood
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Lichtreflexe in die, sonst so tot wirkende, Wüste. Von goldschimmernden Sandflächen bis zu tiefschwarzen Schatten in kleinen Windriffeln im Sand reichte die faszinierende Farbpalette. Ab und zu flitzten Sandlaufkäfer und Geckos davon, wenn ihnen die Reiter zu nahe kamen. Hatik benannte dann das jeweilige Tier und berichtete alles, was er darüber wusste. Dafür erntete er natürlich viel Beifall. Manchmal verglich Neri anschließend das Geschöpfchen mit einem ähnlichen aus ihrer Heimat. Gespannt lauschte Hatik. Die Fremden mussten ihre Heimat sehr lieben. Wenn Neri sprach, konnte er die Bilder, die sie beschrieb, in seinem Kopf sehen, die weiten Wiesen, das große düstere Gebirge, den kristallklaren Bergsee und einen Wasserfall. Hatik hatte ja gar nicht geahnt, dass es irgendwo auf der Welt so viel Wasser geben konnte, welches man auch trinken konnte. Pepi hatte ihm vom Meer erzählt und von den Natronseen, aber von einem Wasserfall aus gutem Wasser wusste wohl auch er nichts. Aber wie hatten die Gäste gesagt, als Hatik sie in der Wüste fand? „Bei euch Menschen …“ Im Land der Götter musste es wunderschön sein.
    „Was hast du?“ Safi war aufgefallen, dass Hatiks Gedanken, weit, weit weg waren.
    „Ich möchte einmal euer Land sehen mit dem großen Wasserfall. Es gibt bestimmt nichts Schöneres auf der ganzen Welt.“ Seufzend kehrte der Junge aus seinen Träumen zurück. Das seltsame Lächeln Neris nahm er gar nicht war. Nur Safi sah sie fragend an, bekam aber keine Antwort. Sie hielt all ihre Gedanken abgeschirmt. Der Anführer stoppte die Karawane. Es war besser, die Mittagshitze vorüber zu lassen, ehe man weiterritt. Auch brauchten die Pferde dringend Wasser. Schnell war eines der Lasttiere abgeladen. Aus langen Stangen und dicht gewebten Leinenbahnen wurde ein Schattendach errichtet. Es bot genug Platz für die Reiter, aber auch für die Pferde, wenn die Personen eng zusammenrückten. Gemeinsam mit den Soldaten versorgte Hatik die Pferde. Als endlich im Schatten etwas Ruhe eintrat, zog er sein Udjat heraus. Warum, konnte er selbst nicht so genau sagen, ihn überkam einfach so der Wunsch, es zu berühren und zu betrachten. Kira bemerkte es zuerst. Sie fühlte sich vom Anblick des Horus-Auges eigenartig berührt. Ein uraltes Lied ihrer Großmutter kam ihr in den Sinn. Leise begann sie zu singen. Die seltsame Melodie, vorgetragen in einer wohlklingenden fremden Sprache, wühlte die anwesenden Menschen tief im Innersten auf. Sie schlossen die Augen und bewegten sich im Takt ihrer Herzschläge, während die Atlan die Weise mitsummten. Auch die Pferde und Kamele lauschten still dem Gesang, dessen Melodie der Wüstenwind sanft mit sich fort trug. Hatik hatte dieses Lied nie zuvor gehört und doch kam es ihm so vertraut vor. Er konnte sogar den Sinn erfassen, obwohl er die Worte nicht verstand. Als Kira zu singen aufgehört hatte, fühlten sich die Soldaten erquickt, wie nach einem langen Schlaf. Fragend schaute der Anführer die geheimnisvolle Frau an. „Wer bist du?“
    „Ich bin die Hüterin“, bekam er zur Antwort.
    „Und was behütest du?“
    „Den wertvollsten Schatz, den unser Volk besitzt.“
    Der Mann traute sich nicht weiter danach zu fragen, obwohl ihm die Antwort orakelhaft erschien. Die Aura um die Fremden wurde immer rätselhafter. Auch von Hatik schien dieses Fluidum auszugehen. Von Anfang an war alles mysteriös gewesen, was dieses Waisenkind umgeben hatte, das so plötzlich in ihrer Oase erschienen war. Dabei fühlten sich die Menschen in keiner Weise unbehaglich in der Nähe der Fremden. Ganz im Gegenteil, sie wurde magisch von ihnen angezogen. Als die Sonne den Zenit überschritten hatte, zog der Trupp weiter. Nach ein paar Kilometern tauchte ein grüner Streifen am Horizont auf. Auaris war nicht mehr fern. Kurz darauf ritten sie unter schattigen Bäumen entlang, durch das große Haupttor. Die fremdartig gewandeten Reisenden erregten Neugier bei der Bevölkerung. Aus jedem Eingang, der aus hellen Lehmziegeln errichteten Häuser, schauten Gesichter, um einen Blick auf die von Bewaffneten eskortierte Karawane zu erhaschen. Bald hatte die Kunde von der Ankunft der Reiter auch das Haus des Raia erreicht. Sie wurden bereits erwartet. Bedienstete öffneten eilig das Tor, als sich die Karawane näherte. Der Hausherr selbst war erschienen, um die Fremden zu empfangen. Mit gemischten Gefühlen stand er auf der Freitreppe, bis er plötzlich Hatik mit Binti-Amun erspähte. Das komische

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