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Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

Titel: Die Magier von Tarronn (1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Blackwood
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„Hm, einfach göttlich! Das weckt die müden Lebensgeister.“
    „Ist ein altes Familienrezept. Das wird seit Urzeiten nur vom Vater auf den Sohn vererbt.“
    „Und welcher von den dreien bekommt es?“ Neri lächelte tiefgründig.
    Solon hätte sich selber ohrfeigen können. Ihm war, als hätte er eine offene Wunde berührt. Er wurde blass und drehte verlegen den Becher in den Händen. Neri schaute ihn nachdenklich an, dann schweifte ihr Blick in weite Ferne, während sie leise von Ramses und den Kindern zu erzählen begann.
    Als sie geendet hatte nickte Solon bekümmert, aber doch erleichtert. Er hatte indirekte Vorwürfe erwartet, stattdessen aber war es ihm nun vergönnt gewesen, Einblicke in das Familienleben seines wiedergeborenen Sohnes aus der Sicht seiner Ehefrau zu bekommen. Neri sah es Solon an, wie sehr er sich gewünscht hätte, dass sie in dem jetzigen Leben und der jetzigen Zeit mit Rami glücklich gewesen wäre. Auch Enkel hätte sich der alte Mann sehnlichst gewünscht. War doch auf der Erde alles anders als in der alten Heimat Atla.
    Genau so leise, wie Neri ihre Geschichte erzählt hatte, sprach er von seinen Sorgen und Nöten. „Wir beide teilen ein ähnliches Schicksal. Ich habe meinen Sohn verloren, du eine ganze Familie. Aber trotzdem muss das Leben weiter gehen. Ich habe nun gleich drei Söhne in meinem Haus, worüber ich besonders glücklich bin. Aber auch du kannst dein Leben neu beginnen. Das Schicksal hat es so gewollt, wie es auch gekommen ist. Jeder von uns hat gewusst, welche Bindungen er eingeht und was er am Ende dafür bezahlen muss. Du hast keinen Grund, Rami nachzutrauern. Sein menschliches Leben und deine atlanische Herkunft haben für uns alle Großes bewirkt. Was die Zukunft noch für uns bereithält, können wir heute noch gar nicht ermessen.“
    „Du hast ja vollkommen Recht. Nur ist es so unendlich schwer, einfach loszulassen.“ Neri seufzte.
    „Ich kann dich verstehen, kein Vater, keine Mutter kann es einfach verwinden, sein Kind zu Grabe tragen oder einem ungewissen Schicksal überlassen zu müssen. Doch es macht mir Rami hier nicht mehr lebendig, wenn ich ewig trauere. Deine Familie hat deinen Tod genau so beklagt und muss doch an ein Morgen denken. Du hast die Gabe, die ihnen verwehrt ist, denn du kannst sie ungesehen besuchen, wenn du es nur willst.“ Die letzten Worte hatte Solon sehr eindringlich gesprochen. Neri hatte ähnliche bereits von Safi gehört. Es tat weh, aber es öffnete ihr auch die Augen. Solon lächelte zufrieden, als sie heftig mit dem Kopf nickte. Es war für beide gut gewesen, sich endlich einmal ausgesprochen zu haben. Er stellte seinen leeren Becher auf den Tisch. „So, nun werde ich mal nachschauen, wo das junge Volk heute bleibt. Ich bin schon am Verhungern.“ Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal um. „Übrigens, zeig ihm ruhig offen, dass du ihn magst.“
    Neri lief puterrot an. Es war ja beinahe klar gewesen, dass dem feinsinnigen Magier nichts, aber auch wirklich gar nichts entging.
    Ein paar Augenblicke später trudelten die Langschläfer , wie Solon sie nannte, ein. Eigentlich war die Sonne ja noch nicht einmal richtig aufgegangen. Die Freunde begrüßten Neri auf das Herzlichste. Aber wo blieb denn Aron? Und Neri wunderte sich auch, weshalb zwei eingedeckte Plätze frei blieben, fragte aber nicht nach. Sie würde sicher früh genug erfahren, wer noch bei Solon eingeladen war. Im selben Moment erschien auch schon der Gesuchte. Er hatte die glänzend gelaunte Mara untergehakt. Fröhlich begrüßten sie die Seherin, der schlagartig eine ganze Supernova aufging. Sie stellte fest, dass ihr vor lauter Pflichtbewusstsein das Leben der Freunde ziemlich fremd geworden war, gelobte sich selber Besserung, um dann still in sich hinein zu lächeln. Allerdings nicht unbemerkt. Es gab da so einen Drachenmann, der ihr gegenüber saß und gleich bestens im Bilde war. Aber selbst das bekam Neri nicht mit. Erst als er ihr eine harmlose Grimasse über den Tisch herüber schnitt, fiel es ihr ein, dass sie ihre Gedanken nicht versteckt hatte. Völlig undamenhaft drehte sie ihm eine Nase. Safi staunte, dass ihm fast der Löffel aus dem Mund fiel. So etwas hatte er weder in ihrer Zeit an Ramses Seite noch sonst irgendwo erlebt. Er war immer überzeugt gewesen, dass sie, als Mustergültigkeit von Würde und Etikette, gar nicht wusste, wie man über die Stränge schlägt. Etwas hilflos schaute er zu Solon. Der zuckte mit den Schultern, hob die

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