Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
nach einem Zechgelage. Ihm war alles egal, Hauptsache die Kopfschmerzen ließen langsam nach. Insel hin oder her.
„Ruht euch noch ein Weilchen aus, ich sondiere derweil die Umgebung“, sprach Hatik und war im selben Moment verschwunden.
„Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen.“ Aron setzte sich auf einen Felsvorsprung und versuchte, im Tal Einzelheiten zu erkennen. Schließlich gab er es auf, schloss die Augen, konzentrierte sich und lauschte auf jedes noch so kleine Geräusch. In der Ferne plätschert leise ein kleines Rinnsal. Der dunkle Nadelwald am Fuße des Berges rauschte im Wind. Dann hörte er etwas Fremdartiges. Er öffnete die Augen. Ein großer Greifvogel kreiste über dem Massiv und schien sie zu beobachten. Aron stutzte. Der Vogel sah recht seltsam aus, irgendwie unförmig. „Ach was“, dachte er, „…vielleicht ist es ein Adler, der Beute gemacht hat.“ Auch Safi hatte das Tier inzwischen entdeckt. Er runzelte die Stirn. „Was sagst du, zu dem Ding da oben?“
„Weiß nicht. Ist auf alle Fälle ein komischer Vogel“, gab Aron unsicher zurück. „Er gibt gar keine Energie an seine Umgebung ab.“
„Eben. Das ist es, was mich so beunruhigt. Komm, wir suchen uns eine besser geschützte Stelle. Ich traue dem Vieh nicht. Ich habe da so meine Erfahrungen aus Ägypten, wenn du verstehst, was ich meine.“ Dabei sah er Aron bedeutungsvoll an.
„Du meinst, so sphinxmäßig oder was?“
„Genau.“
Beide kraxelten ein Stück höher und kauerten sich unter einen Überhang. Der große Vogel kreiste noch immer über ihnen und es schien, als wäre er etwas tiefer gegangen. Safi pfiff durch die Zähne. „Schau dir das mal an! Das ist ein Bergdrache! Jetzt kann man auch den langen Schwanz, mit dem pfeilblattförmigen Fortsatz, erkennen!“
„Ja, jetzt sehe ich es auch. Damit kann der ganze Bäume einfach so durchschlagen.“ Aron war schwer beeindruckt. Er wollte gerade telepathisch mit Hatik Kontakt aufnehmen, als dieser unvermittelt erschien. „Habt ihr sie gesehen?“
Safi fragte: „Sie? Sind hier mehrere davon?“
Der Drakonat feixte. „Quatsch, es ist eine SIE!“
„Alles klar, hab’s begriffen.“ Dann setzte Safi noch einmal kurz nach. „Wenn das jetzt eine Mama ist, dann wird es doch sicher brenzlig?“
Nun musste Aron doch noch lachen. „Darauf kannst du Gift nehmen. Es wird im wahrsten Sinne des Wortes brenzlig.“
„Nun mal los. Ich gehe offen rein, ihr macht euch unsichtbar. Ich lenke die Dame ab, ihr sucht nach den Schalen. Geht kein Risiko ein. Wird es eng, dann lasst mich ran.“ Hatik wartete nicht erst die Zustimmung ab. Er drehte sich um und eilte den Berg hinauf. Der Drache folgte ihm in ziemlicher Entfernung. Die beiden Freunde lösten sich optisch auf und rannten ebenfalls hinter Hatik her, der sich keine Mühe machte, Spuren oder Geräusche zu verbergen. Schließlich sollte das Drachenweibchen schnell merken, dass er zu ihrer Bruthöhle wollte. Vor dem Eingang, der ihnen schwarz und bedrohlich entgegengähnte, überholten die beiden Unsichtbaren Hatik und tauchten blitzschnell in das Dunkel ein. Es stank in dem Tunnel bestialisch. Sie stiegen über Knochen- und Fleischreste. Der Drache schien wegen ihrer Ankunft seine letzte Mahlzeit wieder ausgewürgt zu haben. Aron fühlte sich, als müsse er das auch gleich tun. Safi zog ihn in einen Seitenarm der Höhle, der wesentlich besser belüftet war. Abrupt blieb er stehen. Deutlich waren schleifende Geräusche zu hören, denen ab und zu ein leises Fauchen folgte.
„Ich glaube, wir haben die Kinderstube gefunden“, hörte Aron Safi in seinen Gedanken. Lautlos pirschten sie sich näher heran. Aus einer Nische im Fels funkelten ihnen zwei grüne Augen aus etwa drei Metern Höhe entgegen. Das tapsige Jungtier versuchte herauszufinden, woher der fremde Geruch so plötzlich kam. Beiden Männer schlugen die Herzen bis zum Hals. Sie sprachen sich kurz ab und begannen, wie die Irrwische, in der Höhle hin und her zu rennen, um den Jungdrachen zu verwirren und im Vorbeigehen die wertvollen Eierschalen aufzusammeln. Der kleine Drache spürte die Energie, war aber zu langsam, um sich die Störenfriede zu greifen. Frustriert begann er zu zischen. Aron und Safi machten schleunigst, dass sie davon kamen. Nun mussten sie nur noch an Mama vorbei, wenn sie die Höhle wieder verließen. Hoffentlich konnte Hatik das riesige Tier in Schach halten, ohne es zu verletzen. Der hatte seine Strategie geändert, als er merkte, dass er
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