Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
vor Aufregung die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Schließlich stand sein erster Drachenflug kurz bevor.
Außer den Technikern und den beiden Weberinnen, hatten sich alle Atlan eingefunden, um gemeinsam die Felder zu bearbeiten.
Laras kühnste Erwartungen waren übertroffen worden. Sie strahlte mit der Sonne um die Wette, als auf dem Weg zu den zukünftigen Pflanzungen auch noch die uralten Lieder ihres Volkes gesungen wurden. Drakos schwebte mit Maris lautlos über ihnen und lauschte ergriffen. Eine unglaublich alte Erinnerung erwachte, an die Zeit, als die Tarronn noch im Einklang mit der Natur und von ihren magischen Fähigkeiten lebten.
Er selbst war damals noch ein Schlüpfling, den die Verborgenen nach Tarronn gebracht hatten, genau wie seine Gefährtin Lia. Woher, das wusste, außer den Verborgenen, niemand zu sagen. Nach seinem Tod war seine Seele wieder unglaublich viele Jahrtausende in seinem kristallisierten Herzen gefangen gewesen.
Drakos war so in Gedanken versunken, dass er fast die Landung verpasst hätte. In letzter Sekunde zog er eine elegante Schleife, dann setzte er vorsichtig am Rande des Ackers auf.
„Ich könnte ewig so weiterfliegen!“, jauchzte Maris. „Es ist einfach wundervoll.“
Drakos lachte. Er konnte den Jungen verstehen. So ungefähr hatte er sich gefühlt, als er nach dem Raumflug das erste Mal in den Himmel aufsteigen durfte.
Imset, Safi und Seschat waren herangekommen. Der Wächter schaute ihnen neugierig entgegen.
„Ich habe eine Bitte“, sagte Imset. „Würdest du uns zu unserem neuen Ritualplatz begleiten?“
„Aber gern. Hier ist für mich im Moment nichts zu tun.“ Drakos wandte sich um. „Wer sitzt oben und wen soll ich halten?“
„Ich glaube fast, dir macht es Spaß, jemanden durch die Gegend zu schleppen.“ Safi grinste schelmisch.
„Von schleppen kann ja wohl keine Rede sein“, schmunzelte der Drakon. „Aber mit dem Spaß hast du recht. Ich möchte am liebsten allen dieses wunderschöne Fleckchen Tarronn zeigen. Ihr könnt natürlich auch laufen …“
„Also, dann sitze ich lieber oben“, entschied Safi. „Die beiden da“, er zeigte auf Seschat und Imset, „können die Touristenklasse nehmen.“ Augenblicke später saß er in Drakos’ Nacken und freute sich über die gute Aussicht.
Imset half Seschat, in eine Klaue des Drachen zu steigen, nahm dann selber in der anderen Platz. Sanft hob Drakos ab und flog mit rauschenden Flügelschlägen über die Baumkronen.
Schnell hatte er den Energieknotenpunkt gefunden, zog noch ein paar Kreise, um dann mitten auf dem Plateau zu landen. Er blieb im Zentrum des Areals sitzen, während seine drei Begleiter mit geschlossenen Augen die Magie dieses Ortes in sich aufnahmen. Seschat öffnete nach einer Weile die Augen, sich umschauend, als sei sie soeben aus einem langen, wunderschönen Traum erwacht. Safi seufzte vernehmlich.
„Nun, zu welchem Ergebnis seid ihr gekommen?“ Drakos schaute Imset mit großen fragenden Augen an.
„Ich bin mir fast sicher, dass hier die Quelle ist. Alle Energie und Magie scheint hier ihren Anfang zu nehmen.“ Imset breitete beide Arme aus, als wolle er den riesigen Platz umfangen.
Drakos nickte. Dann flüsterte er kaum hörbar. „Ja, hier kam ich auf diese Welt. Man hat Lia und mich hier als Wächter zurückgelassen, damit wir und unsere Nachkommen bis in alle Ewigkeit die Quelle hüten. Nun schließt sich der Kreis. Dieses alte atlanische Lied hat mir die Erinnerung zurückgebracht.“
Drakos erhob sich. Mit dem Kopf schob er Imset genau auf den Punkt, an dem er soeben noch gehockt hatte. Kaum hatte dieser die Stelle erreicht, verwandelte er sich, ohne es zu wollen in den Drakonat. Seine Aura begann zu strahlen, sich auszubreiten und den Wächter mit einzuhüllen. Sofort fühlten beide wie ein Wesen. Verblüfft betrachteten Seschat und Safi dieses Phänomen, das sogar für sie als Außenstehende zu sehen war. Drakon und Drakonat traten ein paar Schritte beiseite, augenblicklich erlosch der Glanz, der die beiden vereint hatte.
„An euch ist es nun, der Quelle einen Schrein zu errichten, der ihrer würdig ist“, wandte sich Imset an Seschat und Safi. „Nutzt alles Wissen, was Atlan, Tarronn, Drakon und Menschen zusammengetragen haben.“
Auf dem Rückweg fragte Safi, weshalb der Kontinent verwaist war, obwohl dieser Schatz dort im Verborgenen lag.
„Die Quelle duldet keinen Neid und Zank. Nur wenn alle Wesen in Harmonie leben, dann spendet die Quelle
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