Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
hinter seinem Rücken ließ Imset zusammenzucken.
Neri schlug gerade die Augen auf. Sie schaute sich erschrocken um. Mit wenigen Schritten war Imset bei ihr und streichelte ihr Gesicht.
„Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig, wobei er forschend in ihre Augen sah.
„Ich weiß es nicht“, antwortete Neri. Sie versuchte, sich an ihren Traum zu erinnern. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf, als wolle sie schwere Gedanken verscheuchen.
„Was ist passiert? Was hast du gesehen?“
Der Blick der Seherin war in weite Ferne gerichtet, als sie zögernd zu sprechend begann. „Ich glaube, unter der heiteren Oberfläche dieses Planeten gibt es einige finstere Abgründe. Es sind Verstrickungen, die ich auf der Erde erlebt habe und die sich hier fortsetzen werden – oder genau genommen, hier ihren Anfang haben.“
„Was meinst du?“
„Apophis. Zum Beispiel.“
Imset schaute sie entgeistert an. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. „Dann will er also die alte Fehde weiterführen. Gut, das zu wissen.“
Neri erwiderte den Blick. „Mir war zwar klar, dass auch auf Tarronn Gefahren lauern, ich habe nur nicht erwartet, sofort und so direkt daran erinnert zu werden. Drakos wird sicher auch etwas gemerkt haben.“
„Das ist unbestritten. Er saß wohl die halbe Nacht auf dem Berg da drüben und hat nicht nur ein Auge auf unsere Hütte geworfen. Erst als du erwachtest, flog er davon.“
„Tatsächlich?“, fragte Neri überrascht.
„Kein Zweifel, schließlich ist er der einzige lebende Drache auf diesem Planeten, wenn nicht gar in der ganzen Galaxie. Irrtum also ausgeschlossen.“
„Aber warum hat sich Apophis mir und nicht dir gezeigt?“
„Er spielt mit den Urängsten. Eine Mutter ist verletzbarer aus Sorge um ihr Kind. Der Gute weiß nur noch nicht, dass Vater und Sohn Drakonat sind und einen waschechten Drakon mitgebracht haben. Ich freue mich schon richtig auf das dumme Gesicht, wenn er es merkt.“ Imset musste lachen. „Er hält sich wohl noch immer für das einzige Reptil auf Tarronn. Na, dann herzlich willkommen in meiner Welt!“ Imsets bernsteingelbe Drachenaugen funkelten vor Freude.
Neri schüttelte belustigt den Kopf. „Du bist unmöglich – du alter Chancentod, Apophis kann einem ja fast leidtun.“
Imset gab ihr einen schallenden Kuss und feixte: „Ich glaube es dir aufs Wort. Jedenfalls sind unsere Möglichkeiten besser, weil beinahe unbegrenzt.“
Gemeinsam wandten sie sich der Vorbereitung des Frühstücks zu. Horus hatte seinem Enkel einen Teller und einen Becher geschenkt, auf denen ein großer Drache aufgemalt war. Nachdenklich betrachtete Neri die Figuren und fuhr unbewusst mit dem Finger die Umrisse auf dem Becher nach. Dann lächelte sie. Sobek schmeckte es nur, wenn er von seinem Lieblingsgeschirr essen konnte. Imset zwinkerte ihr zu. „Ich werde das kleine Raubtier wecken gehen.“
Ein paar Minuten später erschien er mit seinem frisch gewaschenen und quietsch vergnügten Söhnchen. Erst bekam Mama einen Guten-Morgen-Kuss und dann der Drache auf dem Becher. Erst jetzt durfte das Gefäß mit Sobeks Lieblingstee gefüllt werden.
Heute strahlten die bernsteingelben Augen des Kleinen ganz besonders, als langsam auch der Drache auf dem Tellergrund zum Vorschein kam. Noch zwei, drei Löffelchen – schon war der Brei alle.
Dann tippte er mit dem Zeigefinger in den Teller und sagte: „Braver Drakos“, wobei er auch noch bedeutungsvoll zum Fenster schaute.
Neri und Imset hatten verstanden. Sobek war es also auch nicht entgangen, dass der Wächter die Nacht ganz in ihrer Nähe verbracht, vielleicht sogar den Kleinen vor Albträumen bewahrt hatte.
Eine Stunde später war Neu-Atla mit gigantischer Betriebsamkeit gefüllt. Drakos wartete bereits am Rande der Siedlung. Er wurde von Atlan und Tarronn stürmisch begrüßt. Dabei war nicht zu übersehen, dass sich ein sein Äußeres etwas geändert hatte. Er wirkte noch majestätischer, seine Bewegungen geschmeidiger.
Darauf angesprochen strahlten seine Augen, als er antwortete: „Es geht doch nichts über einen guten Fischzug und eine ordentliche Portion Früchte zum Nachtisch.“ Er seufzte zufrieden. „Ihr könnt euch ja nicht vorstellen, wie es ist, monatelang nur vom Essen zu träumen und plötzlich alles zu haben, was das Herz begehrt. Ich glaube, ich hab mich hoffnungslos überfressen.“
„Du wirst doch wohl nicht kneifen wollen?“, fragte Lara mit einem spitzbübischen Lächeln.
Drakos legte
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