Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
hielten den Atem an, während die Stiere unruhig brüllten und wie besessen gegen die Mauern rannten.
Vier flimmernde Gestalten erschienen auf den Mauern. Sie wandten sich dem Stier zu, der ihnen am nächsten eingesperrt war. Nach wenigen Augenblicken erschlaffte das Tier. Schwer fiel es zu Boden. Imset, der Gott mit dem Menschenkopf und Kebechsenef mit dem Falkenkopf näherten sich dem Tier, legten die Hände darauf und waren im selben Augenblick mit diesem verschwunden, während der affenköpfige Hapi und der schakalköpfige Duamutef den anderen Stier zu bewachen schienen.
Wenige Sekunden später kamen die beiden ersten Götter zurück und gemeinsam zwangen sie den zweiten Stier in die Knie. Bevor sie den Tempel verließen, hoben alle vier grüßend die rechte Hand, dann war der Platz leer, an dem soeben noch der letzte Stier gelegen hatte. Die Priester schickten sofort einen Boten zu Ahmose. Der Pharao sollte sofort von der strikten Ausführung seiner Order erfahren.
Mit vereinten Kräften sperrten die vier Brüder die Stiere in die Transportboxen. Safi assistierte ihnen, so gut es ging.
„Dann hätten wir ja alles erledigt.“ Duamutef rieb sich die Hände. „Ab nach Tarronn!“
„Nicht ganz“, sprach Imset und war augenblicklich verschwunden. Die vier anderen sahen sich erstaunt an.
Am Rande des Basars im tiefen Schatten der Nacht materialisierte sich Imset wieder. Noch immer feierten die Menschen die Tempelweihe und ihren Pharao, den die Götter so liebten. Imset blieb am Rande des Platzes. Er horchte in die Nacht. In der Hand hielt er ein Stück Fladenbrot. Obwohl kein Laut über seine Lippen drang, rief er nach jemandem, in der Hoffnung, dass dieser Jemand seinen Ruf auch hören werde.
Als der Morgen graute, gab er traurig auf. Am Brunnen schöpfte er sich eine Handvoll Wasser, wie damals, als er mutterseelenallein in die Wüste gelaufen war. Schon wollte er sich zum Gleiter teleportieren, als ihn ein Rascheln zwischen den Büschen aufhorchen ließ.
Die Wartenden atmeten auf, als Imset endlich zurückkehrte. Er trug einen Arm ganz seltsam unter dem Umhang, als ob er sich verletzt hätte.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Safi beunruhigt.
„Ja und nein“, antwortete Imset zweideutig, dabei setzte er sich ganz vorsichtig in einen Sessel.
„Du hast dir wohl den Magen verdorben? Mann, bei dir knurrt es aber in den Eingeweiden!“ Hapi fuhr zurück. „Igitt, konntest du das Windei nicht woanders legen?! Wie das stinkt!“
Imset brach in schallendes Gelächter aus. Er schlug den Umhang zur Seite. Nach einem kurzen Augenblick der Überraschung konnten sich die anderen das Lachen auch nicht mehr verkneifen. Auf Imsets Schoß lag die kleine Hündin vom Basar, kaute an den Resten des Fladenbrotes und setzte ihnen gerade noch eine Duftwolke vor die Nase.
Safi brachte es auf den Punkt: „Herzlich willkommen an Bord, kleiner Stinker.“
Die Heimreise konnte beginnen.
Safi und Imset übernahmen die Versorgung der Stiere. Schließlich waren die beiden die Einzigen, die überhaupt mit Tieren umgehen konnten. Trotz allem hatten sie es nicht leicht. Kaum wurden die Stiere ihrer ansichtig, so rammten sie die Hörner in die hölzerne Auskleidung der Transportboxen, dass die Späne nur so flogen.
Füttern ging ja noch, Ausmisten dagegen wurde zum gefährlichen Kraftakt. Bald hatten die beiden Männer die Nase gründlich voll und arbeiteten nur noch mit reiner Energie. Imset ließ die Stiere schweben, Safi verdichtete mit Energiestößen das Stroh in einer Ecke der Box, um es dann mit einem Haken herauszuziehen.
Ob das die Tiere stresste oder nicht, war schon völlig egal. Der Job war so oder so lebensgefährlich.
Von Nala, wie Imset seine kleine Hündin nannte, bekamen die anderen erst einmal weder etwas zu sehen, noch zu hören. Kaum hatte er die Unterkunft verlassen, kroch sie unter das Bett. Sie erschien erst wieder, wenn Herrchen zurückkam und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Inzwischen fraß sie ihm sogar aus der Hand und zuckte auch nicht mehr zurück, wenn er sie streicheln wollte. Gründlich betastete er den kleinen Körper. Ein paar vereiterte Fleischwunden von den Bissen anderer Hunde, ein paar Hautabschürfungen …, dann stutzte Imset. Sein Blick verfinsterte sich zusehends. „Dieser Dreckskerl!“, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. Vorsichtig hob er Nala auf. Er trug sie in das kleine Krankenzimmer.
Safi kam gleichzeitig mit ihm dort an. „Was gibt es?“, fragte
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