Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
anders, als die seiner bisherigen Gewänder, wie er beim Anfassen bemerkte. Neugierig geworden betrachtete er sie genauer. Jede stellte einen Drachen dar, der ihm den Kopf zuwandte, so wie sie links und rechts angebracht waren.
„Die sind wunderschön. Stammen die von Tarronn?“, fragte er.
Mira schüttelte heftig den Kopf, „Mm, mm.“
„Vom alten Atla?“
„Nein, auch nicht.“
„Willst du es mir nicht verraten?“ Solon zog sie an sich und nahm sie in den Arm.
„Das überlege ich mir noch.“
Solon lachte. „Aha, habe ich es mir doch gedacht. Was muss ich tun, um das große Geheimnis zu erfahren?“
Mira hatte die Augen geschlossen und sich fest an ihn geschmiegt. „Wenn du so fragst – dann möchte ich heute gern mit dir den ganzen Tag am Strand verbringen, in der Sonne liegen und vielleicht ein paar schöne Muschelschalen suchen.“
Er küsste sie zärtlich auf die Stirn. „Versprochen.“
Sie schlängelte sich aus seinen Armen und zog ihn zum Tisch. Kräutertee einschenkend erzählte sie ihm: „Der Entwurf zu den Spangen stammt von Luna, es war eine Arbeitszeichnung aus dem Raumschiff. Mir gefiel der stilisierte Drache und so haben wir gemeinsam überlegt, was man damit anstellen könnte.
Vor ein paar Tagen waren wir Frauen auf den Feldern, haben nachgesehen, was die jungen Bäume von der Erde machen. Am Waldrand trafen wir einen unserer atlanischen Männer, der einen knorrigen alten Ast gefunden hatte und ihn wie den größten Schatz nach Hause trug.
Es stellte sich heraus, dass er wundervolle Figuren schnitzen, aus Gold- und Silberblechen, die schönsten Dinge formen kann. Luna zeigte ihm die Zeichnung und bat ihn, ihr die beiden Verschlüsse anzufertigen. Dafür bekam er von uns das zweite Gewand aus dem neuen Stoff. Ich finde, es war ein fairer Tausch.“
Solon hatte zugehört, ohne sie zu unterbrechen. Das war heute schon die zweite gute Neuigkeit. Und es war auch kein Wunder, dass Mira mit sich richtig zufrieden war und einen freien Tag für durchaus angemessen hielt. Schließlich hatte sie mit Luna herausgefunden, dass es noch heimlich Meister unter ihnen gab, man musste sie nur finden.
Solon rieb sich vergnügt die Hände. „Dann hätten wir ja mindestens schon zwei künstlerisch begabte Atlan, die wir vielleicht für die Innengestaltung unserer Tempelpyramide begeistern können. Was meinst du, ob sich der gute Mann überreden ließe?“
„Warum eigentlich nicht? Jeder ist wohl stolz darauf, wenn sein Werk Beachtung findet oder gar für die Ewigkeit erhalten bleibt.“ Mira schaute Solon über den Rand ihres Bechers an. „Du solltest einfach mal bei ihm vorbeischauen und ihn fragen.“
„Mache ich. Aber heute ist mir dein Wunsch erst einmal Befehl.“ Solon freute sich genau so sehr wie sie auf einen ruhigen Tag am Meer. Gleich nach dem Frühstück packten sie ihren Korb und wählten diesmal den ganz schnellen Weg, um ungestört zu sein.
Solon teleportierte sich mit ihr direkt zur Hydren-Bucht. Jetzt, wo man die Gefahr kannte, wussten sich die Atlan zu helfen, indem sie hier wirklich nur im flachen Wasser direkt am Strand badeten.
Die meisten mieden die Stelle wegen der seltsamen Wesen, die etwas weiter draußen lebten, sowieso. Mit Störungen war also kaum zu rechnen. Sogar der Wind schien heute einen Ruhetag eingelegt zu haben. Obwohl die Sonne noch nicht besonders hoch stand, verbreitete sie schon eine wohlige Wärme. Der zartapfelgrüne Himmel präsentierte sich völlig wolkenlos.
Solon schützte den Picknickkorb gegen ungebetene Mitesser, dann schlüpfte er aus seinem Gewand. Mit einem erstaunten Seitenblick registrierte Mira, dass er kurzerhand auf die Badekleidung verzichtet hatte.
Schulterzuckend tat sie es ihm gleich. Wer sollte schon in diese Einöde kommen? Als sie es sich neben ihm im Sand bequem gemacht hatte, erzählte ihr Solon vom morgendlichen Training und der gelungenen Überraschung durch Maris und Sobek. Auch das Duell Sobeks gegen seinen Vater sparte er nicht aus.
Mira lief es eiskalt über den Rücken, als er die angedeutete Abwehr durch Imset mit seiner Drachenflamme beschrieb. Auch wenn sie ihn nun schon so oft persönlich gesehen hatte, eine gewisse Scheu und Ehrfurcht ihm gegenüber war geblieben.
„Und wie haben die Drakon darauf reagiert?“, fragte sie.
„Drakos war erstaunt, Siri eher entsetzt, über das, was sie soeben erlebt hatten. Für Siri ist es ungleich schwerer, sich daran zu gewöhnen, dass die beiden Drakonat überhaupt
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