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Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Die Magierin des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Misty Massey
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ja?«
    Dröhnendes Gelächter erscholl aus der versammelten Menge. Die beiden, die Falkin festhielten, begannen, sie zum Hauptmast hinüberzuzerren. Sie trat nach den Beinen ihrer Bewacher, traf sie auch, konnte sie aber nicht zum Stolpern bringen.
    »Du kannst dich jetzt genauso gut entspannen, Falkin. Dann wird es leichter gehen. Und du wirst einen höheren Preis erzielen, wenn du keine Wunden aufzuweisen hast.«
    Sie spuckte nach Bardo, aber er stand genau außerhalb ihrer Reichweite. Er warf einen Blick auf den Tropfen glänzenden Speichels auf dem Deck. »Ich sollte dich das von meinem Schiff wischen lassen, du Schlampe.«
    »Spiel doch deine Spielchen, solange du Spaß daran hast, Bardo«, knurrte sie. »Aber das hier wird nie dein Schiff sein.«
    Bardo schnippte mit den Fingern. Die beiden Seeleute, die Falkins Arme hielten, rissen sie von den Füßen und rammten sie gegen den geteerten Hauptmast. Falkin wandte das Gesicht gerade noch zur Seite, bevor sie auf das Holz traf. Ein Mann presste sich über sie und hielt sie mit seinem Körper still. Der andere packte ihre Hände und zog sie um den mächtigen Holzpfahl, bevor er ihre Handgelenke bösartig fest mit einem Tauende fesselte.
    Hände glitten zwischen ihre Hüften und den Mast und fummelten an der Schnalle ihres Wehrgehänges herum. Dies löste sich und fiel mitsamt dem Degen klirrend aufs Deck. Falkin hätte in dieser Stellung ihren Degen auch dann nicht erreichen können, wenn sie es versucht hätte, aber das Wissen, dass er außer Reichweite war, ließ alles irgendwie noch hoffnungsloser erscheinen. Sie kämpfte kurz gegen die Knoten um ihre Hände an, aber die waren gut festgezogen. Der raue Strick scheuerte ihr die Haut auf und drohte, sie ihr von den Knochen zu reiben, wenn sie zu fest daran zerrte. Die Schulter, die sie sich vor Tagen verletzt hatte, protestierte gegen die unnatürliche Position und brannte vor neuen, heftigen Schmerzen. Falkin schluckte ein Stöhnen hinunter und warf einen Blick nach links.
    Dreso zog gerade den Knoten an McAverys Handgelenken fest. Indem er ihn hinter sich her führte wie einen Sklaven zum Markt, warf der Pirat das freie Ende des Stricks über die unterste Rahe. Er packte es, als es zurückgeflogen kam, zog es stramm und riss so McAverys Arme hoch und über seinen Kopf, bis er gezwungen war, auf Zehenspitzen zu stehen. Dreso band nun das freie Ende fest und trat weg, um sich der kleinen Menge von Meuterern anzuschließen.
    McAvery verzog die Lippen, als er sah, dass Falkin noch immer in seine Richtung blickte, und ließ die Füße langsam, unmerklich, flach aufs Deck sinken. Seine Arme spannten sich über seinem Kopf noch mehr an, aber es wirkte weitaus weniger schmerzhaft, als auf den Zehenspitzen zu stehen. Falkin runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte hier nicht. Selbst, wenn McAvery sich bewusst auf die Zehenspitzen gestellt hatte, um Spielraum zu gewinnen, bestand doch die gewöhnliche Vorgehensweise darin, so lange zu ziehen, bis der Gefangene das Deck gar nicht mehr berührte, sondern in der Luft baumelte. Warum hatte Dreso vorher aufgehört?
    »Tom«, brüllte Bardo; seine winselnde Stimme war schlecht dazu geeignet, Befehle zu bellen. »Bring uns auf neuen Kurs. Ich habe eine Verabredung an der Nordküste von Pecheta. Und wehe, du versuchst irgendetwas – Charlie ist bereit, dich an Ort und Stelle verbluten zu lassen!« Falkin spürte, wie das Schiff wendete und den Kurs änderte. Es war nicht Toms Schuld – er hatte im Augenblick auch keine größere Wahl als sie.
    Bardo spazierte zu Falkin hinüber. Sie nahm an, dass es ihm jetzt, da sie gefesselt und hilflos war, sicher genug erschien. Er tätschelte ihr den Rücken, und sie zuckte unter dem leichten Druck zusammen.
    »Habe ich dir wehgetan?« Er berührte sie wieder, weiter oben und heftiger. Scharfe Schmerzpfeile schossen ihr durch die Muskeln, aber sie biss sich auf die Lippen, um zu verhindern, dass er sie reagieren sah.
    »Bardo«, sagte sie und bot jeden Fetzen Selbstbeherrschung auf, über den sie noch verfügte, um ihre Stimme ruhig zu halten. »Du hältst nichts von mir. Das ist vielleicht dein gutes Recht. Aber was ist mit Artie? Wenn wir jetzt den Kurs ändern, werden wir nicht mehr rechtzeitig ankommen, um ihn zu befreien.«
    »Das stimmt durchaus.«
    Es fiel ihr mittlerweile schwer zu atmen, da sie so fest an den Mast gedrückt wurde. Der Teergestank brannte ihr in der Nase und im Mund. »Er hat es nicht verdient, gehenkt zu werden.

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