Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Puls pochte ihr in den Ohren, und die Luft wirkte stickig, zu stickig zum Atmen. Ihr Arm tat weh, da er es nicht gewohnt war, auf diese Weise zu kämpfen. Düsternis verdunkelte ihren Verstand. Sie war auf einer edlen Mission, versuchte, einen Unschuldigen zu retten. Es war ihr gelungen, der Gefangennahme zu entgehen, ihre Mannschaft zusammenzuholen, zu überzeugen und das Schiff zu entern, das sie brauchen würde. Bevor sie aber auch nur den Anker lichten konnte, war sie gegen eine Ziegelmauer in Soldatenuniform gerannt. Und hier stand sie nun – focht ein Duell mit ihrem schwachen linken Arm aus, um den verletzten rechten zu schonen, und dies gegen einen Gegner, der niemals müde zu werden schien. Wie sollte sie nur gewinnen? Ihr sollt verflucht sein, ihr Götter da oben – es wäre ganz schön, wenn das Schicksal sich jetzt wenden könnte! , fluchte sie stumm. Ich versuche, der Held zu sein! Cragfarus starrte sie mit gerunzelter Stirn an. Falkin schwenkte das Rapier gegen ihn, aber er reagierte nicht. Er starrte nicht sie an, sondern einen Punkt hinter ihr. Mehrere seiner Soldaten deuteten dorthin und flüsterten miteinander, und die Hälfte der Armbrustschützen hatten ihre Waffen in die Gegenrichtung gerichtet und zielten auf ihren Befehlshaber. Falkin wollte den Blick nicht von Cragfarus abwenden, aber die Neugier war zu stark.
Sechs tropfnasse Männer stiegen über die Reling der unbewachten Seite des Schiffes. Einige trugen Degen, andere hielten Dolche zwischen den Zähnen. Ihre Männer. Als sie sie zuletzt gesehen hatte, hatten sie noch im Langboot gesessen. Sie mussten sich davongestohlen haben, als die Aufmerksamkeit der Soldaten von dem Fechtkampf abgelenkt gewesen war, dann um die Thanos herumgeschwommen und auf der anderen Seite hochgeklettert sein. Das war eine gute Idee gewesen. Sollten sie alle dies hier überleben, dann – so nahm sie sich fest vor – würde sie herausfinden, wem der Einfall gekommen war, und ihn belohnen.
»Na, sieh mal einer an«, sagte Cragfarus schleppend; er gewann offenbar die Selbstbeherrschung zurück. »Deine Freunde sind hier, um sich das Spektakel auch mit anzusehen. Kommt an Bord, Männer!«, schrie er und schwenkte die breite Klinge.
Die Piraten sahen sich erst gegenseitig – und dann Falkin an. Sie nickte ein einziges Mal. Die sechs ließen sich an Deck gleiten und traten von der Reling weg, während noch mehr Männer erschienen. Insgesamt anderthalb Dutzend. Falkin trug noch immer die Verantwortung, aber wenn sie starb, würde die Schlacht, zu der es dann käme, wenigstens ausgeglichener sein.
Sie traten weiter vor, aber der Kommandeur schüttelte den Kopf. »Das ist jetzt weit genug.« Cragfarus gab den Wachsoldaten neben ihm einen Wink mit dem Kinn. »Behaltet sie im Auge, während ich ihre kleine Schlampe hier fertigmache.«
»Wohl kaum!« Der Ruf kam aus der Schar nasser Piraten. Falkin wusste nicht, wer da gesprochen hatte, aber wie ein Mann begannen sie alle zu nicken und zuzustimmen. »Nicht unsere Kin!«
»Sie ist wie ein Blitz mit dem Degen!«
»Du hast Glück, wenn deine Ohren noch dran sind, falls du nachher überhaupt verschwinden kannst!«
Trotz ihrer Anspannung und Furcht schwoll Falkin die Brust angesichts dieser Unterstützung. Sie blinzelte, um klare Sicht zu bekommen. Cragfarus stürmte schon wieder auf sie zu und ließ die Klinge in diesem hypnotisierenden Achtermuster herumwirbeln, auf dessen Beherrschung er offenbar sehr stolz war. Sein Gesicht war wutverzerrt; er hatte das Lob für Falkin wahrscheinlich noch weniger erwartet als sie selbst. Ersatztaue, die hinter ihm baumelten, bewegten sich in der leichten Brise wie ein riesiges Netz, in dem Cragfarus die gewaltige, haarige Spinne war, die herbeigeeilt kam, um sich ihre in die Enge getriebene Beute zu holen. »Gib auf, Mädchen. Solange du noch atmest.«
»Niemals!«, murmelte sie. Die Taue erzitterten in der leichten Nachmittagsbrise, beinahe so, als winkten sie ihr zu. Bevor Binns Falkin das Fechten beigebracht hatte, hatte er sie von der Pike auf auch das Seemannshandwerk lernen lassen. Sie konnte die Takelage so geschickt wie ein Affe emporklettern und hatte plötzlich diese wilde Vision eines Spiels vor Augen, das sie früher in ruhigen Buchten gespielt hatten, nachdem die tägliche Arbeit getan war.
Bitte macht, dass es gelingt , hauchte sie. Sie rannte auf Cragfarus zu und schwenkte wild ihr Rapier. Er hob seine Klinge, um schnell zu parieren, aber statt einen Hieb gegen
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