Die Magierin des Windes: Roman (German Edition)
Freiraum.
»Du kannst doch gar nicht gewinnen, kleines Mädchen! «, provozierte er sie und schwenkte seine Klinge vor ihr.
Sie biss die Zähne zusammen, um den Wunsch zu unterdrücken, ihm zu antworten. Es war besser, ihre Energie zum Kämpfen zu nutzen.
Er griff sie wieder an und schwang seine Klinge, als wäre sie eine Axt. Seitlich zielte er auf ihren Kopf. Sie duckte sich und ließ den Degen in einigem Abstand über sich hinwegsausen. Der Hieb hatte tödlich sein sollen – dass er ins Leere ging, sorgte dafür, dass Cragfarus’ dicke Klinge in einer nahen Kiste stecken blieb.
Und sie steckte fest. Cragfarus fluchte und zerrte am Heft, um seinen Degen zu befreien. Falkin tat einen Satz nach vorn. Sein Gesicht war ungeschützt, und wenn sie Glück hatte, würde sie diesen Kampf mit einem sauberen Stich beenden können. Sie streckte die Klinge aus und zielte nach oben, auf das Auge des Soldaten. Er warf den fleischigen Arm hoch, schlug ihren Degen beiseite und drehte sich dann um, um ihr mit seiner befreiten Waffe entgegenzutreten.
»Ist das alles, was du kannst?«, knurrte er. »Da war mir ja dein unbeholfener Liebster noch eher gewachsen! Es tut mir schon fast leid, dass ich ihn zu Haifutter zerschnitten habe.«
Sie warf einen raschen Blick auf Shadd. Während die Soldaten damit beschäftigt waren, Wetten auf den Ausgang ihres Kampfes abzuschließen, war Jarvis zu dem gestürzten Kanonier hinübergegangen und presste nun die Hände auf das blutige Loch in Shadds Flanke. Falkin konnte nichts für ihn tun, was Jarvis nicht schon tat. Und sie hatte einen Kampf zu beenden.
Der Koloss wippte auf den Fußballen; sein Gesicht war rot vor Anstrengung, aber seine Augen funkelten vor Vergnügen. Beinahe konnte sie seine Gedanken lesen: Er würde mit der Piratendirne spielen, bis sie müde wurde und einen Fehler beging, und sie dann entweder auf der Stelle töten, oder sie an einen ruhigen Ort schleppen, um sie flachzulegen. Sein zur Schau getragenes Selbstbewusstsein strahlte in Wellen von ihm ab. Binnen eines Augenblicks brach neuer Zorn über sie herein. Wie konnte dieser widerliche, schwitzende Kröterich annehmen, dass er sie in der Hand hatte? Sie hob Kinn und Degen und ging wieder in Fechthaltung. »Mein Freund ist aber gar nicht derjenige, der als Haifutter enden wird. Sprich deine Gebete, und hoffe, dass deine Götter sie erhören!«
Mit einem Knurren stürzte sich Cragfarus auf sie und stach und schlug beinahe schneller nach ihr, als sie parieren konnte. Sie verfluchte sich selbst, als ihr brennender Schweiß in die Augen tropfte und sie sich unter Cragfarus’ Angriff bog. Er hatte mit ihren Gefühlen gespielt und ihre Aufmerksamkeit vom Kampf weggezwungen. Der dicke Ochse hätte ihr in der einen Sekunde, die sie damit vertändelt hatte, ihren verletzten Freund anzustarren, glatt den Kopf abschlagen können. Sie sprang auf Cragfarus zu. Die Spitze ihres Rapiers traf einen seiner Messingknöpfe und glitt ab, ohne Schaden anzurichten.
Er führte einen Hieb gegen sie, und Falkin machte einen Satz rückwärts, so dass sie sich außerhalb der Reichweite seines Degens befand. Sie war eine gute Fechterin, aber er verfügte einfach über zu große Reichweite – er würde ihr den Arm am Ellenbogen abhacken, bevor sie seine Verteidigung weit genug durchbrechen konnte. Wenn sie überhaupt genug Kraft in den Schlag legen konnte, da sie doch mit der falschen Hand kämpfte.
Ganz offensichtlich hatte er nicht dieselben Zweifel wie sie. Fast gelangweilt griff er wieder an und gestand ihr keinen Zoll zusätzlichen Platz zu. Seine Klinge zischte an ihrem Ohr vorbei, als sie sich wieder zur Seite wegduckte. Dieser gewöhnliche Hin-und-Her-Stil würde gegen einen Gegner, der so viel größer war als sie, nicht funktionieren. Sie musste sich etwas Besseres einfallen lassen, und das schnell, bevor sie so erschöpft war, dass es ohnehin keine Rolle mehr spielte.
»Komm schon, meine Schöne«, gurrte Cragfarus und warf seine Klinge von einer Hand in die andere und wieder zurück. »Gib auf, bevor ich deine herausragensten Eigenschaften abschneiden muss.« Er machte einen Ausfallschritt, und sie schwang den Degen nach unten, um zu parieren, so dass sein Hieb klirrend nach rechts abprallte. Da sie seinen Schwertarm beiseitegeschlagen hatte, war sein Unterleib nun ungeschützt. Falkin hob das Rapier und versuchte, es ihm in den Bauch zu stoßen, war aber nicht schnell genug. Ohne Mühe wich er lachend nach hinten aus.
Ihr
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