Die magische Bombe
kannst du mich nicht erpressen.«
»Aber Sinclair. Es sind doch Menschen. Und du liebst die Menschen so sehr. Vielleicht kann ich ihnen ihr normales Leben wieder zurückgeben. Es ist alles möglich, wenn du auf meine Bedingungen eingehst.«
»Ich hole den Kelch«, sagte ich mit rauher Stimme.
»Wunderbar. Ich warte auf dich. Und zwar auf dem Dach des Hauses. Dort wirst du hinkommen und mir den Kelch übergeben, und da wird sich auch alles entscheiden…«
Nach diesen Worten drehte er mir den Rücken zu und verschwand ebenso spukhaft, wie er gekommen war.
Ich drehte mich auch. Ja, ich würde ihm den Kelch bringen, aber noch war nicht alles verloren. Auch Orgow hatte Schwächen…
***
Mit zwei Wagen waren sie gekommen, und mit zwei Wagen fuhren sie auch wieder zurück. Nur saß Sir James diesmal neben Suko im Bentley. Seinen Fahrer hatte er mit seiner Dienstlimousine nach Hause geschickt. Nolan und seine beiden Leute fuhren hinter ihnen und blieben sehr dicht dabei.
Suko fuhr ziemlich schnell. Die Zeit drängte, und er hatte auch das Rotlicht eingesetzt sowie die Sirene eingeschaltet. Beides verschaffte ihnen freie Bahn.
Trotz der Geschwindigkeit schaffte er es, sich mit seinem Chef zu unterhalten Natürlich redeten sie über den Fall. Nur einmal noch erwähnte Sir James den Namen Nolan.
»Diesmal hat er es zu weit getrieben«, erklärte der Supenntendent. »Das wird ein Nachspiel haben.«
»Rechnen Sie mit einer Versetzung, Sir?«
»Mindestens.«
Suko ging es wieder leidlich, denn er hatte von Sir James zwei Kopfschmerztabletten bekommen, so daß er auch die Fahrt gut durchstehen würde. Zudem war der Chinese wutgeladen.
»So etwas ist noch nie vorgekommen«, murmelte Sir James und schüttelte den Kopf. »Keine Verbindung zum Yard. Das kann und darf es einfach nicht geben.«
»Vielleicht ein allgemeiner Stromausfall.«
»Das gibt es nicht. Für solche Fälle arbeiten Notaggregate.«
»Wir hätten viel früher Bescheid gewusst, wenn ich nicht niedergeschlagen worden wäre.«
»Das weiß ich leider.«
»Wie viele Personen befinden sich ungefähr um diese Zeit noch im Dienst?« wollte Suko wissen.
»Das kann ich nicht genau sagen.« Sir James klammerte sich fest. »Wir müssen mit allem rechnen.«
Der Inspektor warf einen Blick auf die vorspringenden Handknöchel seines Chefs. Auch Sir James war wutgeladen und hielt sich nur mühsam unter Kontrolle. Suko gab noch mehr Gas. Er scherte sich auch nicht um rote Ampeln. Es musste zu schaffen sein.
»Also auch mit der Vernichtung!« stellte Suko fest.
»Möglich.«
»Und John?«
»Ich hoffe, dass er überlebt hat.« Sir James lächelte knapp. »Man hat ihm viel abgenommen, nur eins wurde ihm gelassen. Und zwar das Kreuz. Vielleicht bildet es eine Gegenmagie.«
Suko erwiderte nichts darauf. Er konnte nur hoffen, dass diese Vermutung stimmte, und er holte ein paar Mal tief Luft. Es gab keine andere Möglichkeit. John Sinclair musste einfach in diesen Kreislauf mit hineingeraten sein. Konnte er da überleben?
Sukos Kopfschmerzen brachen wieder durch. Sir James merkte etwas.
»Was ist mit Ihnen los?« fragte er besorgt.
»Der Schlag, Sir.« Suko beugte sich nach vorn und presste die Lippen zusammen.
»Soll ich fahren?«
»Nein, Sir, es geht schon. War nur für einen Moment. Außerdem sind wir bald da.«
»Um diesen Schlag werde ich mich auch noch kümmern«, versprach Sir James. »Diese Leute waren mir von Beginn an suspekt. Wir sind hier nicht beim Film.«
Der andere Wagen blieb dicht hinter ihnen. Immer, wenn Suko in eine scharfe Kurve fuhr, strahlte das Licht der Scheinwerfer in das Innere des Bentley.
Über die breite Buckingham Palace Road erreichten sie die Victoria Street. Zu dieser Zeit strömte selbst der große Bahnhof Victoria Station nicht mehr so viel Hektik aus. Sie kamen gut um den Kreisverkehr herum und konnten in die Victoria Street einbiegen. Vorbei an der Westminster City Hall ging es geradewegs auf das New Scotland Yard Building zu. Es war auch in der Nacht kein toter Bau. Immer brannten hinter den unzähligen Fenstern des Hochhauses zahlreiche Lichter, und Sir James hatte sich auf seinem Sitz vorgebeugt, um das Gebäude sehen zu können.
Suko achtete auf den Verkehr. Er hörte das Schnaufen seines Chefs, warf einen Blick nach links, und sah, dass Sir James ein weißes Taschentuch hervorgeholt hatte und sich die Stirn abtupfte.
»Was ist geschehen, Sir?«
»Fahren Sie mal langsamer!«
»Das werde ich wohl müssen, Sir. Da
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