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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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und berichtete, daß die Krieger und Amazonen wieder unruhig würden und nach einer Entscheidung drängten.
    Alle Blicke richteten sich auf den Sohn des Kometen.
    »So versuchen wir es«, sagte er. »Ich weiß zwar nicht, wie du Carlumen nach Tinkers Ruh bringen willst, Robbin, aber wenn es etwas gibt, das ein kleiner Zauberlehrling dazu beitragen kann, so laßt es mich wissen.«
    »Steuern können wir Carlumen nach wie vor nicht«, erklärte Robbin. »Doch unser Geist kann die Fliegende Stadt versetzen, wenn wir stark genug sind. Denke an Tinkers Ruh, denkt alle an ein Eiland mit einer Pfaderstele und dem Mausoleum des großen Pfaders Tinker. Mehr könnt ihr nicht tun.«
    »Und du?«
    »Ich werde das Eiland mit meinen Pfadersinnen aufspüren, sobald wir in seine Nähe kommen.«
    Der Pfader rief Nadomir zu sich, und Lankohr und Heeva, und Joby mußte die Hexe Glair für ihn holen.
    Carlumen folgte dem Pfad ins Nirgendwo, und nichts zeigte sichtbar an, daß die Finsternis durchlässiger geworden sei…
    Die Wege der Vorsehung sind unerforschlich wie die Gezeiten des Schicksals und der gegensätzlichen Kräfte, die in ewigem Kampf miteinander liegen. Nur manchmal geschieht es, daß die Waage sich wie von magischer Kraft zur Seite des Schwächeren neigt.
    Was Carlumen betraf, so schlug die Waage zu ihren Gunsten aus, und nie sollten die Gefangenen erfahren, ob es Yhrs Schwäche zu verdanken war oder einem gewollten oder ungewollten Fehler Oomyds bei dessen Bemühen, die Fliegende Stadt in den Tunnel zurückzuschicken.
    Carlumen erschien über dem Eiland, das wie eine riesengroße Erbse im Mahlstrom der Schattenzone trieb, ein hellgrüner Ball, der von innen heraus erleuchtet schien. Tinkers Ruh mochte fünfmal so groß sein wie Oomyds Reich, und es gab Pflanzen und Seen aus zähem, farblosem Brei, der das leuchtende Grün tausendfach widerspiegelte. Die kriechenden Büsche, selbst kleine Bäume hoben sich von der Oberfläche etwas dunkler ab, und dunkle Kreise waren die Dächer der aus Treibgut errichteten Holziglus rings um die Stele und das erhabene Mausoleum, das aus dem mächtigen Kopf eines Schattenwals errichtet war, von Pfaders ohne Zahl bearbeitet und schließlich so verfremdet, daß von der ursprünglichen Form kaum mehr als die groben Umrisse zu erkennen waren.
    Die Gefährten in der Kommandobrücke Carlumens waren noch nicht ganz über die Erleichterung hinweg, daß ihnen die Flucht wahrhaftig gelungen war, als sie auch schon die zweite Überraschung erlebten.
    Robbin hatte von dem einen oder anderen Pfader gesprochen, der sich vielleicht gerade jetzt auf Tinkers Ruh aufhielt. Und nun, als sich Carlumen herabsenkte und neben den Iglus landete, machte er fast einen Satz aus einem der Augenfenster.
    »Seht ihr das Feuer bei der Stele?« schrie er in einer nie bei ihm beobachteten Verzückung. »Seht ihr es, und wißt ihr, was das bedeutet! Oh, wir haben großes Glück!«
    Mythor blickte durch das zweite Auge, und wahrhaftig brannte bei der acht Fuß hohen, schlanken Stele ein Feuer. Um die züngelnden Flammen herum hatten etwa zwei Dutzend Gestalten gesessen, die jetzt aufgesprungen waren und in alle Richtungen davonstoben.
    »Aber das sind Pfader wie Robbin!« sagte Fronja, die an Mythors Schulter vorbeischaute.
    »Pfader!« rief Robbin. »Das Schicksal meint es gut mit uns, Freunde! Seht, wie viele es sind! Ich wußte, daß sie sich von Zeit zu Zeit an Orten wie Tinkers Ruh zu einem Erfahrungsaustausch treffen, um zu berichten, zu hören und zu beratschlagen. Doch wie selten finden solche Treffen statt, und ausgerechnet jetzt ist…«
    Seine Stimme überschlug sich. Er, der sonst stets mürrisch und verschlossen Wirkende, war ganz außer sich vor Freude.
    Mythor dämpfte seinen Überschwang.
    »Im Augenblick«, sagte er, »sieht es nur so aus, als hätten wir sie mit unserer Landung erschreckt und verscheucht.«
    »Das kannst du ihnen auch nicht verübeln. Aber wartet. Laßt mich allein von Bord und zu ihnen gehen. Ich werde ihnen erklären, wer ihr seid und warum wir kamen. Und dann seid gewiß – wenn wir alle gemeinsam gegen Yhr vorgehen, kann sie gar nicht anders, als uns freizugeben und zu gehorchen.«
    »Du willst ihr diesen Vorschlag immer noch machen? Robbin, noch ist sie nicht aufgetaucht.«
    »Auf Oomyds Eiland hat sie sich damit auch Zeit gelassen!«
    Für Robbin schien es keine Bedenken, keine Zweifel mehr zu geben. Er schwebte wie auf Wolken, die ihn in den Pfaderhimmel trugen. Dennoch wartete

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