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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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der mit den Knechten auf die Rückkehr der Mönche zu warten schien, begleitete Luisa Rosso zur Galerie.
    Als sie außer Hörweite waren, fragte Rosso: »Was ist das überhaupt für eine Geschichte? Weißt du mehr?«

    »Aber nein! Ich bin nur zufällig dort gewesen, so wie ich es berichtet habe. Mein Gott, hätte ich bloß nicht gesagt, dass mir der Mann bekannt vorkam …« Gekränkt ging sie neben Rosso her.
    »Entschuldige. Ich habe viel zu tun, der Ärger mit Primaticcio, die Pietà für Montmorency. Bleib einfach in meiner Nähe. Mallêt wird nicht wagen, dir etwas anzutun, solange ich hier bin. Was macht er eigentlich in Fon tainebleau?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Ich hätte erwartet, dass er den Kardinal nach Moulins begleitet.«
    Sie gingen die Treppe zur Galerie hinauf. Ein Diener öffnete ihnen die hohen Flügeltüren, auf denen der königliche Salamander prangte. Vor den Freskenpaaren auf diesem Ende der Galerie waren bereits überall Gerüste errichtet worden. Am östlichen Ende wurden die Wandflächen für das Anbringen der Vertäfelung vorbereitet. Luisas eben durchlebte Angst legte sich, als sie den vertrauten Raum betrat und ihr der Geruch von feuchtem Mörtel entgegenschlug. Sie sehnte sich nach Ruhe und ihrem Platz vor dem Fresko. Von ihren Engeln trug sie ein fertiges Bild in sich und wollte sie endlich Gestalt annehmen lassen.
    Rosso klopfte ihr auf die Schulter. »Nimm es nicht so schwer, wir sprechen später. Ah, Francesco!« Er winkte Pellegrino, der mit einem Schreiben in der Luft wedelte und ihnen entgegenkam.
    Auf Höhe der Danaë trafen sie auf Rossos Assistenten. Luisa trat an die Kiste, in der Farben und Pinsel lagen, band sich einen Schurz um und suchte die Farben heraus. Am Vortag hatte Luisa gelbe und rote Ockertöne in kleinen Schalen angemischt, so dass sie genügende Mengen eines Farbtons für das gesamte Bild hatte. Sie nahm nun von einem gelblich-braunen Ton und gab Kalkwasser und etwas Kalk dazu. Matteo sorgte dafür, dass stets frisches Kalkwasser zur Verfügung
stand. Während sie alles vermengte, hörte sie, wie Pellegrino sagte: »Es wird sich nicht vermeiden lassen. Der König wünscht Eure Anwesenheit.«
    »Was will er eigentlich?«, entrüstete sich Rosso. »Soll ich meine Werke beenden, oder soll ich bei Hof den Affen spielen? Schwänzeln denn nicht genügend Idioten um ihn herum?«
    »Ich bitte Euch«, sagte Pellegrino eindringlich. »Ihr wisst, wie sehr er Euch schätzt!«
    »Er will alles! Aber wie soll ich Großes schaffen, wenn er mich ständig abberuft?« Rosso warf Luisa einen kurzen unglücklichen Blick zu und ging mit Pellegrino fort.
    Den melancholischen Ausdruck Rossos in Erinnerung, trug sie kurz darauf ein Tablett mit Farben das Gerüst hinauf und richtete sich vor dem frisch verputzten Fresko ein. Dann ging sie wieder hinunter und holte die fertige Pause, die sie nach Rossos Entwurf angefertigt hatte. Sie legte die Pause auf die verputzte Fläche und zog mit einem Pinselstiel die Umrisse nach. Gleich einem sehr zarten Relief zeigte sich die Zeichnung nun auf dem Putz, der bereits trockener war, als Luisa es sich gewünscht hätte. Noch blieben ihr etwa vier Stunden zum Malen. Sie tauchte einen langhaarigen Borstenpinsel in dunklen Ocker. Nun, meine Engel, dachte sie, dann erwecke ich euch jetzt zum Leben und bitte euch, mir beizustehen, wenn Meister Rosso fort ist.

XXIII
    »… und beschütze mich vor dem Übel«
    D ie Kälte musste ihn geweckt haben. Armido lag noch unter seiner Rosshaardecke, doch das Gesicht fühlte sich kalt an. Die Kammer, die Arnaud ihm für die Nacht gegeben hatte, war klein und einfach ausgestattet, aber sauber. Es gab keine Feuerstelle, und die Kohlen in einem eisernen Becken waren längst verglüht. Immerhin waren die meisten Öffnungen des Sprossenfensters mit verschiedenfarbigem Glas bestückt. Vor die übrigen Löcher hatte man Wachspapier genagelt. Armido warf die Decke zurück und erhob sich von seinem Lager, das aus einem Holzgestell und einer mit frischem Stroh gefüllten Matratze bestand. Auf seiner Reise hatte er weit Schlechteres erlebt und fühlte sich ausgeruht. Trotz der Kälte goss er Wasser aus einem Krug in eine Schüssel und wusch sich. Seitdem er Fontainebleau verlassen hatte, hatte er auf das Rasieren verzichtet und beließ es auch heute dabei.
    Unten in der Küche stellte Aziza gerade eine Schüssel Grütze und einen Krug Milch auf ein Tablett und sagte zu ihrem Mann: »Ich bringe es deiner Mutter.

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