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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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diskutiert und …« Er hob die Arme. »Die Regeln Eures Glaubens sind überzeugend.«
    »Zumindest überzeugender als das, was Euch die heilige römische Kirche bieten kann.«
    Armido verzog den Mund. »Ich habe mir meinen Glauben nicht ausgesucht. Ich wurde hineingeboren. Aber Eurer Gemeinschaft will ich aus Überzeugung beitreten. Ist das Grund genug?«
    »Ich hätte schon noch einige Fragen, aber gut. Und warum sagtet Ihr, trotz Aleyd?«
    »Ursprünglich war ich allein in Fontainebleau, aber meine kleine Schwester, Luisa, ist mir gefolgt.« Armido seufzte. »Sie ist Stukkadorin und Malerin. In unserer Werkstatt in Siena arbeitete sie als Mann verkleidet, weil wir jede Kraft brauchten und eine Frau nicht comme il faut ist. Mein Gott, ich hätte sie sofort zurückschicken sollen, aber sie ist etwas Besonderes, sie hat Talent. Jedenfalls ist sie als Luca nach
Fontainebleau gekommen und arbeitet für Meister Rosso in der Galerie. Ihretwegen wollte ich nicht konvertieren.« Ihre Beziehung zu Rosso verschwieg er, doch er legte die verzwickte Lage am Hof offen und seine Angst vor Guy de Mallêt und Sampieri.
    Sidrac lauschte mit ernster Miene. »Ich verstehe. Eine schwere Entscheidung, aber die einzig richtige. Da pflichte ich Euch bei. Ich kenne die Dubrays seit Jahren und schätze sie sehr. Jules ist manchmal ein wenig hitzköpfig, aber ein Kämpfer, genau wie seine Schwester. Jetzt braucht Aleyd Euch. Sie hätte nie um Hilfe gebeten. Dass sie Euch geschrieben hat, zeigt, dass sie gehofft hat, Ihr würdet handeln.« Er wischte sich die Hände an einem Tuch ab, packte alle Utensilien zurück in seine Tasche und richtete sich auf. »Armido Paserini, ich werde Euch in unsere Gemeinschaft aufnehmen, und ich werde Euch und Aleyd trauen.«
    »Ihr?«
    »Ihr wolltet einen barbe , nun, ich bin einer.«
     
    Die letzten Tage waren hektisch gewesen. Die Leiche aus dem See hatte viel Staub aufgewirbelt. Alle waren verhört worden. Sogar das Küchenpersonal hatte der bailli nach dem Toten ausgefragt. Didier schüttelte grinsend den Kopf. Was sollten die schon wissen? Niemand wusste etwas. Natürlich nicht! Sie waren blind und taub. Faules Gesindel! Grivel hatte doch keine Ahnung, was die alles trieben, wenn er ihnen den Rücken zuwandte. Oh, das war seine große Stunde gewesen. Als man den Ersten Kammerherrn nach dem Personal fragte, hatte er sein Dienerbuch mit nach unten genommen und jede Magd und jeden Diener finster angeblickt, so als wisse er mehr als sie. Der dumme Grivel!
    Didier schlich sich leise die Treppe hinunter. Es hatte lange gedauert, bis endlich alle zu Bett gegangen waren. Nach
dem Tod ihres Landsmannes hatten die Niederländer mehr als sonst getrunken und schimpften auf Franzosen und Italiener gleichermaßen. Allerdings ließen sie auch an Kaiser Karl kein gutes Haar. Sie hatten keine Ehrfurcht. Das war nicht richtig. Wenn es keine Ordnung gab, was würde dann aus der Welt? Die Kirche schaffte Ordnung. Sie gab den Menschen Halt. Aber diese sittenlosen Strolche schienen das zu vergessen. Sie spielten Würfel und trieben es mit den Weibern. Sogar nachdem einer der Ihren getötet worden war, hatten sie sich Huren aus dem Dorf geholt, denn die waren billiger als die Dienstmädchen, die bald genug von den Fremden gehabt hatten.
    In der Eingangshalle ging eine Wache vorbei. Didier griff nach seinem Amulett, einem kleinen Säckchen an seinem Gürtel, das er bei einer Kräuterfrau im Dorf gekauft hatte. Kräuter und ein winziges Holzkreuz sollten ihn vor bösen Geistern beschützen. In das Kreuz war eine Rune geritzt, die ihm zusätzlichen Schutz vor seinen Feinden gewähren sollte. Er hatte gesündigt und Buße getan, aber in seinem Fall war eine Rückversicherung besser. Natürlich konnte er Seiner Gnaden nichts von diesem Amulett sagen. In den Augen der hohen Geistlichkeit war das Teufelszeug. Doch Didier wusste es besser. Satan lauerte überall, und man konnte nicht vorsichtig genug sein.
    Der Wachmann war nicht mehr zu sehen. Rasch lief Didier durch die dunkle Halle in eines der noch unfertigen Königsgemächer. Dort gab es eine kleine Tür in der Vertäfelung, durch welche die Diener in ein Labyrinth schmaler Gänge gelangten, das die Gemächer miteinander verband. Zudem kam man von dort in die Küchen und hinaus in den Hof. Didier kannte jeden Winkel des Schlosses und hätte sich auch blind zurechtgefunden. Um das Knarren der Tür zum Cour Ovale zu vermeiden, drückte er mit einer Hand gegen ein Scharnier.
An der

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