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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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lachte freudlos. »Als genüge es ihm nicht, dass er mich beim Rennen um den Titel ausgestochen hat, muss er mich auch noch meiner Ehre und meiner Güter berauben.«
    Fragend sah Rosso von Brion zum Marquis.
    »Nur so viel, Meister«, der Marquis senkte die Stimme. »Wir sind den reformerischen Ideen freundlich gesinnt. Montmorency, Diane und Henri, dem sein bisschen Verstand in die Hose gerutscht ist, eifern den Spaniern nach. Habt Ihr von dem Massaker gehört, das der Gouverneur von Turin im Piemont angerichtet hat?«
    Rosso Fiorentino nickte. Vor einigen Wochen hatte Montjehan seine Truppen in waldensische Täler im Piemont einfallen lassen.
    »Meine Wenigkeit und Philippe haben sich deswegen bei Seiner Majestät beschwert. Montmorency macht ja noch nicht einmal einen Hehl daraus, dass er Montjehan, diesem Schlächter, seine Unterstützung gewährt hat.« Der junge Marquis hob verzweifelt die Hände und blickte sich vorsichtig um, doch die schwarzweiß gewandeten Seigneurs waren außer Sichtweite. »Anne hat sonst immer einen guten Einfluss auf den König, doch in Religionsfragen ist er in letzter Zeit vollkommen verbohrt. Er hat das Eingreifen des Connétable einfach so hingenommen und Montjehans Verhalten nicht gerügt! Und gerade eben hat Montmorency ein Verfahren gegen Philippe beantragt, wegen Veruntreuung von Staatsgeldern.«

    Das war ein schweres Vergehen, auf das die Todesstrafe stand. Rosso sah Brion mitfühlend an. Auch wenn es sich um eine Intrige handelte, lag es doch bei Brion, sich von den Anschuldigungen reinzuwaschen. In finanziellen Angelegenheiten war mit dem König nicht zu spaßen. So war bekannt, dass Franz Kreditgeber, deren Anrecht auf die Dankbarkeit des Königs zu groß wurde, schlichtweg kaltstellte, was Verbannung, Enteignung und schlimmstenfalls den Tod bedeutete. War er die lästigen Schuldeneintreiber los, suchte er sich einfach einen neuen Finanzclan, der ihm Kredite gewährte. Niemand lehnte schließlich eine Bitte des Königs ab. Zudem war das Schicksal des zu Unrecht in Ungnade gefallenen Connétable Bourbon noch jedem gut in Erinnerung. Vor diesem Hintergrund verstand Rosso die Besorgnis des Seigneurs. Es lebte sich gut in der Gunst des Königs, doch sie zu verlieren konnte bitter sein.
    »Ich bin betrübt, von Eurer prekären Lage zu hören, und kann nur hoffen, dass es Euch gelingt, die unverschämte Anklage von Montmorency abzuschmettern!«, sagte Rosso.
    Brion nickte abwesend. Er grübelte anscheinend bereits über eine Strategie nach.
    »Wie geht es Eurem Stukkador? Armido, war das nicht sein Name? Ein reizender Mensch, und auch seine Frau, entzückend. Ich hatte das Vergnügen, im Pariser Haus von Anne ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte der Marquis und fügte an Brion gewandt hinzu: »Das ist der junge Mann, der von Mallêts Sprössling und einem Inquisitor in Paris befragt wurde. Scheußliche Sache.«
    »Armido Paserini? Ich wünschte, ich könnte Euch sagen, wie es ihm geht.« Der Maler runzelte die Stirn. »Es scheint, dass er erneut inSchwierigkeiten steckt. Und es sieht nicht gerade rosig aus für die Reformisten.«
    Brion hob abwehrend die Hände. »Bitte, kein weiteres
Wort. Hier haben selbst Getreidesäcke Ohren. Mir reicht meine derzeitige Misere. Ich möchte nicht auch noch in den Ruf der Ketzerei kommen.« Mit Schweißperlen auf der Stirn sah er sich nach den Knechten um, die in ihrer Nähe einen Ochsenkarren entluden.
    »Jetzt übertreibt Ihr aber, Philippe. Nun, Meister, Ihr braucht Euch jedenfalls keine Sorgen zu machen. Künstler genießen Narrenfreiheit. Fast beneide ich Euch darum. Leider habe ich zwei linke Hände und kann weder zeichnen noch dichten.« Der Marquis lachte, doch Brions Miene blieb düster.
    Von der anderen Hofseite her winkte Pellegrino, der die gesattelten Reitpferde und das bepackte Maultier am Zügel führte. Erleichtert verneigte sich Rosso vor den beiden Edelmännern. »Messieurs, es war mir ein Vergnügen!«
    Aufatmend schritt Rosso Fiorentino über den belebten Schlosshof und überließ die Höflinge ihrem vom König bestimmten Tagesablauf. Vielleicht wurden Künstler mit großzügigerem Maß gemessen, doch letztlich waren sie alle in der einen oder anderen Weise vom König abhängig. und jeder Mensch hatte nur einen Kopf. Unwillkürlich rieb Rosso sich den Nacken. » Diligitur nemo, nisi cui Fortuna secunda est «, murmelte er ein Ovid-Zitat. Und Rosso war bestrebt, es sich mit seiner Glücksgöttin nicht zu

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