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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Ich habe davon gehört. Weiter!« Es schien, dass der Erzbischof nun aufmerksamer zuhörte.
    »Paserini ist nur ein Stukkador aus Siena. Er und sein jüngerer Bruder arbeiten in Fontainebleau für Meister Rosso. Über den Bruder weiß ich nichts. Im Christmonat des vergangenen
Jahres ließ Guy de Mallêt bei einem berüchtigten Buchhändler in Paris eine Durchsuchung vornehmen. Im Vorfeld dieser Ermittlungen wurden wir eines Vaudois habhaft, der während der peinlichen Befragung verlauten ließ, dass Paserini ketzerische Ansichten vertritt oder gar selbst ein Ketzer ist. Um es kurz zu machen: Ich hatte Paserini bereits in den Händen, aber er erhielt unerwartete Hilfe durch eine gewisse Madame d’Étampes.«
    »Ah, die königliche Mätresse. Ja, sie sympathisiert mit den Reformisten.« Der Erzbischof drehte den Kopf Richtung Tür. »Pierre!«
    Langsam wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet, und der Junge steckte den Kopf hindurch. Seine blassblauen Augen schauten ängstlich in den Raum. »Euer Gnaden haben gerufen?«
    »Ja! Komm her!«
    Das Wams schlotterte dem dünnen Jungen am Körper, und aus den kurzen Pluderhosen sahen magere Beine hervor. Er verneigte sich und blieb mit gesenktem Kopf vor dem Erzbischof stehen.
    »Wie weit ist das Essen?«
    »Es kann aufgetragen werden, wenn Euer Gnaden es wünschen.« Er flüsterte so leise, dass man ihn kaum verstehen konnte.
    »Worauf wartest du dann? Gib Bescheid, dass wir einen Gast haben, und dann lass anrichten!« Lévis strich sich über den Bauch und winkte den Jungen fort.
    Nachdem die Tür zugefallen war, fuhr Sampieri in seiner Erklärung fort: »Ich bin davon überzeugt, dass sich Paserini hier in Embrun aufhält – und mit ihm auch die Dubrays. Es handelt sich um Geschwister, müsst Ihr wissen. Jetzt sagt mir, habt Ihr Kenntnis von Leuten, die mit ihnen in Verbindung stehen oder sie womöglich beherbergen?«

    Der Erzbischof erhob sich mühsam und griff nach dem geschnitzten Elfenbeinknauf seines Gehstocks. »Spontan fällt mir ein Wirt ein, dessen Frau eine Muselmanin ist. Er hat sie aus dem Orient mitgebracht, und obwohl sie behauptet, konvertiert zu sein, glaube ich das nicht. Dort könnten wir ansetzen. Dann gab es vor Jahren einen Prozess gegen eine Familie, die zu den Vaudois gehörte. Sie haben die Stadt verlassen, aber es gibt Gerüchte, dass sie noch in der Nähe leben. Eine äußerst interessante Sache, mein Bester. Aber bevor wir in medias res gehen, sollten wir etwas essen. Mein Koch bringt auch während der Fastenzeit ganz Erstaunliches zustande.«
    Gemeinsam gingen die beiden geistlichen Würdenträger zu einem Tisch mit sechs Stühlen auf der anderen Seite des Raumes. Auf dem Tisch stand bereits eine Karaffe mit frischem Quellwasser, und kaum hatten sich die Männer niedergelassen, öffnete sich die Tür, und ein Dienstmädchen mit rosigen Wangen und einem hübschen Gesicht trug ein Tablett mit dampfenden Speisen herein. Sampieris Zufriedenheit wuchs. Die Dinge entwickelten sich noch besser als erhofft, und der Erzbischof schien der richtige Verbündete, um den heiligen Kampf gegen die Häresie in Embrun zu führen.
    » Ave Maria gratia plena. Dominus tecum «, murmelte Sampieri und dankte dem Herrn für die schicksalhafte Fügung, die ihn nach Embrun gebracht hatte. » Amen .«

XXVIII
    Verbrannte Hoffnung
    D ie Rauchsäule stand wie eine Warnung über der Stadt. Schwarz ragte sie in den blauen Frühlingshimmel auf und kündete von Unheil. Unwillkürlich zügelte Armido sein Pferd und ließ es in ruhigen Schritt fallen. Er war schon im Morgengrauen in Saint-Bonnet aufgebrochen und hatte Chorges und dann Saint-Apollinaire hinter sich gelassen. Für den Rückweg von Lyon hatte er einen Tag weniger gebraucht, denn Peter Lavbruch hatte ihm ein neues Pferd gegeben. Den Braunen aus dem Stall von Fontainebleau mit dem königlichen Brandzeichen würde er auf dem Rückweg in Lyon wieder abholen. Bis dahin konnte der sich im Stall des Buchdruckers Matthieu Casper erholen. Alles in allem war er zehn Tage fort gewesen. Was war geschehen? Mit einem flauen Gefühl im Magen beobachtete Armido die Rauchsäule, die aus der Stadtmitte aufzusteigen schien.
    Noch befand er sich auf der Hauptstraße, die den Namen kaum verdiente, denn sie war wenig mehr als eine Schotterpiste mit zwei tiefen Fahrrinnen, in denen die Fuhrwerke dahinrumpelten. Der Fluss führte so viel Wasser, dass er stellenweise bereits über die Ufer trat. Die vergangenen sonnigen Tage hatten zu

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