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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Schulter und schob sie Richtung Zwinger, hinter dem sich der Garten und der Eingang zu ihrer Unterkunft befanden.
    Niedergeschlagen trottete sie neben Gérard her, als plötzlich eine weibliche Gestalt vor ihnen auftauchte. Die junge Frau trug einen dunklen Umhang und hatte die Kapuze ins Gesicht gezogen.
    »Seid Ihr der Künstler aus Fontainebleau?«, flüsterte sie auf Italienisch.
    Gérard zog seinen Degen. »Wer seid Ihr?«
    Die Frau schlug die Kapuze zurück, und ein hübsches Gesicht mit dunklen Augen und unverkennbar italienischen Zügen kam zum Vorschein. »Ich bin Cecilia di Cerchi, erste Kammerzofe der Eccellenza .«
    Luisa erwiderte auf Italienisch: »Ich bin Luca Paserini.«
    Daraufhin zog die Kammerzofe einen Brief aus ihrem Ärmel und reichte ihn Luisa. »Nehmt das mit den besten Wünschen der Eccellenza .«
    Erstaunt betrachtete Luisa den Brief, der mit dem königlichen Siegel versehen war. »Aber was …?«
    »Seine Majestät verabscheut alles, was mit der Inquisition zu tun hat, aber die Seigneurs zu verprellen wäre in der jetzigen Situation sehr unklug.« Cecilia sah sich um, doch sie standen allein vor dem Obstgarten gegenüber dem rückwärtigen Aufgang zum Palas.
    »Meine Herrin versteht sich gut mit dem König, besser als mit ihrem Gatten, diesem Trottel.« Sie kicherte. »Sie sagt, Ihr sollt nach Embrun reiten und dem Erzbischof diesen Brief vorlegen, und er wird Euren Bruder freilassen.«
    »Und die Frau meines Bruders?«
    »Oh, das weiß ich wirklich nicht.« Zwei Wachen näherten sich mit klirrenden Waffen, und Cecilia zog sich die Kapuze
über den Kopf. »Ich muss gehen. Sie ist nicht wohl, und wir reisen zurück nach Blois.«
    »Sagt Eurer Herrin tausend Dank! Ich stehe auf ewig in ihrer Schuld!«, versuchte Luisa der Zofe noch zu sagen, doch die huschte bereits auf leisen Sohlen durch die Dunkelheit davon.
    »Was gibt es?«, rief ein Wachmann laut und hielt seine Laterne in die Höhe.
    Rasch steckte Gé rard den Degen wieder zurück. »Wir suchen unser Quartier.«
    »Wo soll es denn liegen?« fragte der Wachmann argwöhnisch.
    »In der Nähe des Musikzimmers.«
    »Dort vorn! Ihr habt wohl zu viel getrunken!« Kopfschüttelnd ging die Wache weiter.
    Luisa konnte ihr Glück nicht fassen und bewegte sich wie in einem Nebel. Erst in der Kammer und nachdem Gérard den Riegel vorgelegt hatte, legte sie den Brief auf einen der Strohsäcke und betrachtete ihn ehrfürchtig. »Ist das zu glauben?«
    Gérard beugte sich zu ihr und studierte die Lilie, die sich deutlich im Wachs zeigte. »Ist das die Schrift der Eccellenza ?«
    »Ich denke ja. Katharina de Medici hat einen Gnadenerlass für meinen Bruder erwirkt!« Weinend brach Luisa auf dem Stroh zusammen, doch dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung.

XXXIII
    … und die Hoffnung stirbt zuletzt
    K ardinal Carafa stand am Hafen von Nizza inmitten seiner Amtskollegen, die Seine Heiligkeit Paul III. für den Empfang von Eleonore von Österreich, Königin von Frankreich, abberufen hatte. Hundert Edelleute und ebenso viele königliche Bogenschützen erwarteten die hochrangigen Damen unter Palmen und mit Blumen bekränzten Girlanden. Ängstlich darauf bedacht, dass man ihm nicht auch noch die Grafschaft Nizza fortnahm, hatte Karl III., jetziger Herzog von Savoyen, es abgelehnt, den Habsburger Kaiser und den französischen König in seiner Stadt aufzunehmen. Und so hatte sich der Papst mit seinem Gefolge im Monastère Notre Dame de Cimiez einquartiert. Fast wie ein Unterhändler zwischen den verfeindeten Parteien versuchte Paul III. alles, um eine Annäherung zwischen Karl und Franz zu erwirken. Und deshalb warteten sie nun also in der Hitze auf die französische Königin.
    Die Sonne brannte vom mittäglichen Himmel, und Carafa sah einigen der beleibteren Kardinäle zu, wie sie ihre Gesichter mit Taschentüchern trockneten und sich Luft zuwedelten. Lieber wären er und seine Kollegen in Rom geblieben, doch Seine Heiligkeit hatte darauf bestanden, dass sie mitkamen. In der Reihe vor ihm standen Sadoleto und Contarini und unterhielten sich.
    Kardinal Gasparo Contarini war im vergangenen Jahr
maßgeblich an der Verfassung des Consilium de emendanda ecclesia beteiligt gewesen, aber der Stern Contarinis war im Sinken begriffen. Der venezianische Kardinal wurde alt, was Carafa mit einiger Genugtuung feststellte. Die Zeiten, als Contarini als venezianischer Botschafter an Karls Hof weilte oder am Reichstag von Worms teilnahm, waren lange vorüber. Noch

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