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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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brüllen. Fast hatte sie die Treppe erreicht, als eine wohlbekannte Stimme sie zurückhielt.
    »Luca Paserini, ich habe mit Euch zu reden!«
    »Aber ich nicht mit Euch!«, gab sie zurück und rannte auf die Stufen zu, doch Guy de Mallêt war schneller und packte sie am Ärmel.
    »Diesmal entkommt Ihr mir nicht. Was glaubt Ihr eigentlich, wer Ihr seid? Ausländischer Abschaum!« Er riss sie zu sich herum, umfasste ihren Nacken und presste seine Lippen auf ihre.
    Darauf war sie nicht gefasst gewesen. Wenn er ihre Identität entdeckte, war sie verloren. Sein Mund schmeckte sauer, und sein Atem roch faulig. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihn und entwand sich seinem Griff. Das Barett flog von ihrem Kopf, doch sie schaffte es ins Treppenhaus.
    »Gérard!«, schrie sie verzweifelt. »Gérard! Hilf mir!«
    Schon war Mallêt wieder hinter ihr und warf sie gegen die Wand des spindelförmigen Treppenhauses. Luisa drehte ihren Kopf hin und her, um seinem gierigen Mund zu entkommen.
    »Ihr macht mich verrückt! Warum sperrt Ihr Euch dagegen? Ihr könnt Eurem Schicksal nicht entkommen!«, murmelte der liebestolle Mallêt an ihrem Ohr.

    »Ihr widert mich an!«, stieß sie hervor und suchte nach ihrem Dolch.
    Endlich hörte sie jemanden die Treppe heraufeilen, und kurz darauf blitzte blanker Stahl an Mallêts Kehle.
    »Lasst meinen Freund los, Monsieur, oder …«, befahl Gérard, und seine Miene bestätigte, dass dies keine leere Drohung war.
    Mallêt nahm die Hände von Luisa, die sofort von ihm abrückte.
    »Zwei Mal seid Ihr mir entwischt, ein drittes Mal werdet Ihr nicht so viel Glück haben. Darauf schwöre ich einen Eid!« Mallêt atmete schwer und drückte mit einem Finger die Spitze von Gérards Degen zur Seite. Bevor er die Treppe hinaufging, sagte er mit bedrohlich leiser Stimme: »Die Frau Eures Bruders stirbt zuerst, dann er. Und es gibt niemanden, der das verhindern kann. Die Gefängnisse der Inquisition sind tief und dunkel. Wir sehen uns wieder, Luca, und dann gnade Euch Gott!«
    Guy de Mallêt strich über sein dunkelgrünes Wams und schritt, ohne sich umzusehen, gemessen die Treppe hinauf.
    Luisa schluckte, und ein kalter Schauer fuhr durch ihre Glieder. »Lass uns gehen.«
    Gérard wandte sich noch einige Male um, während sie die Stufen in die Halle hinunterstiegen. Draußen im Hof zögerte Luisa. »Wo sind unsere Pferde, Gé rard?«
    »Nicht hier in der Burg. Der Stallmeister hat sie in einem provisorischen Stall bei den Pferden der Truppe untergebracht. Warum, wollt Ihr noch heute Nacht fort?«
    »Ja.«
    Er steckte den Degen zurück und fuhr sich über die Stirn. »Schön und gut, aber wir kommen in der Dunkelheit nicht weit und brauchen ein Quartier. Ihr wisst selbst, wie es in der Umgebung aussieht.«

    »Das ist mir gleich.« Sie sah zum Mond, der halbrund am sternenklaren Himmel stand. »Es regnet nicht. Wir könnten unter freiem Himmel schlafen.«
    »Dann sind wir marodierenden Banden ausgeliefert. Kommt schon, Luca. Lasst uns in die Kammer gehen, die sie uns gegeben haben. Da kann ich die Tür im Auge behalten …«
    »Und wenn er mit seinen Schergen kommt? Was sollen wir dann tun? In der Kammer sind wir wie Lämmer auf der Schlachtbank.« Panik und Tränen stiegen in Luisa auf. Sie sah sich hilflos um.
    »Das glaube ich nicht. Wenn dieser Mallêt das vorhätte, wärt Ihr schon lange tot. So wie ich das sehe, will er Euch in sein Bett zwingen.«
    Der weitläufige Hof wurde seitlich von Fackeln und Laternen beleuchtet, in der Mitte stand eine Tränke. Unter den Vordächern der Stallungen und der Wirtschaftsgebäude hockten Soldaten und Knechte und würfelten oder spielten Karten. Ein alter Hofhund schlich über den Platz und ließ sich in einem Strohhaufen nieder. Es wäre tatsächlich vernünftig, bis zum Morgen innerhalb der Burgmauern zu warten.
    »Na schön. Warum spricht er davon, dass Armido sterben wird? O Gott, Gérard, haben sie meinen Bruder auch gefangen? Ich hatte ihm einen Brief geschickt und ihn gebeten, nichts zu unternehmen.«
    »Ich weiß es nicht, Luca, aber das ändert für den Moment auch nichts. Wir können heute nichts mehr tun! Was wollt Ihr denn machen? Etwa allein nach Embrun reiten und den Erzbischof um Gnade bitten?«
    Luisas Augen schimmerten feucht. »Wenn es sein muss …«
    »Hört auf, so zu reden! Wir reiten morgen nach Lyon und suchen Robert auf. Hier sind alle viel zu sehr mit den bevorstehenden
Verhandlungen in Nizza beschäftigt.« Gérard legte den Arm um ihre

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