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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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von ihrer Arbeit an Krankenlagern zeugte, kam mit einer Lampe hinzu.
    Blasius öffnete die Flügeltüren. »Hier entlang. Im Stall ist genug Platz, denn die meisten Patienten sind so arm, dass sie gerade die Kleider auf ihrem Leib besitzen. Schwester Barbara, bereitet alles für die Wundversorgung vor«, sagte der Mönch, als er Gérards Gesicht sah. Sein runzeliges Gesicht und der gebeugte Rücken sprachen von hohem Alter, doch seine Augen waren hell und wach.
    »Wir sind überfallen worden.« Gérard erklärte, was geschehen war, während sie dem Mönch über einen dunklen, schmalen Innenhof zum Stall des Hospitals folgten.
    Bruder Blasius nickte. »In letzter Zeit hören wir oft von Überfällen in der Gegend. Ich hatte schon befürchtet, ihr bringt die Blattern, die in Gap ausgebrochen sind. Was soll mit dem Verstorbenen geschehen?«
    »Habt Ihr einen Raum, in dem die Toten aufgebahrt werden?«, fragte Gé rard.
    »Natürlich. Leider ist die Überlebensrate unserer Patienten nicht so hoch, wie wir es uns wünschen. Aber das liegt auch daran, dass sie meist erst kommen, wenn es schon zu spät ist.« Er winkte einem jungen Ordensbruder, an dessen Kutte Stroh hing und der eine Forke trug. »Hilf mir mit dem Leichnam hier, Bruder Antoine.«
    Gemeinsam hoben sie Armidos Körper vom Pferd. Luisa hielt den Kopf ihres Bruders und deckte die Kapuze des Umhangs über den geschorenen Schädel. Der vielsagende Blickwechsel der Mönche entging ihr nicht.

    »Ich hole eine Trage.« Bruder Antoine verschwand, und Luisa und Gérard sattelten die verschwitzten Pferde ab, die sich ihr Heu redlich verdient hatten. Mit Stroh rieben sie sie trocken.
    Bruder Blasius schlug das Kreuzzeichen über Armido und murmelte ein Gebet. »Wer ist der Mann, ein Freund, sagtet Ihr?«
    »Mein Bruder«, murmelte Luisa und wischte sich die Augen.
    »Gott gebe Euch Kraft. Ah, wir können Euren Bruder jetzt hinüber ins Hospital bringen.« Der junge Mönch kam mit einer einfachen Trage zurück, die aus einem Stück Tuch und zwei Stangen bestand.
    Sie betteten Armido darauf, und Gérard und der junge Mönch hoben die Trage vom Boden auf. Still folgte Luisa dem kleinen Zug über den dunklen Hof. Bruder Blasius schlurfte mit einer Öllampe voran und führte sie in einen Kellerraum, in dem drei Tische standen. Auf einem lag ein abgedeckter Leichnam.
    »Einer unserer Pfründner. Er ist vor drei Tagen friedlich entschlafen«, sagte Blasius und bekreuzigte sich.
    »Ein Pfründner?«, fragte Luisa.
    »Nun, unser Hospital lebt von den Gaben guter Bürger, aber eben auch vom Erbe reicher Pfründner, die bei uns ihren Lebensabend verbringen und dafür gepflegt werden, wenn sie unserer Hilfe bedürfen. Monsieur Flammant war Notar und hat vier Jahre in einem Einzelzimmer bei uns verbracht. Er hatte keine Familie, und mit seinem Nachlass können wir das Hospital renovieren und Heilmittel für die Armen kaufen.« Blasius legte Armidos Hände über Kreuz und murmelte ein Gebet für den Toten. »Danke, Bruder Antoine.«
    Der junge Mönch verneigte sich und eilte davon.

    Jetzt hob Blasius den Blick und musterte Gérard und Luisa. »Von mir habt Ihr nichts zu befürchten. Wir sind ehemalige Benediktiner und haben unser ganzes Tun der Pflege Kranker verschrieben. Ihr müsst mir Euren Namen nicht nennen«, sagte er zu Luisa. »Ich denke, Ihr kommt aus Italien. Es gibt viele religiöse Strömungen, die von der Kirche nicht geduldet werden, und Seine Heiligkeit hat einen strengen Kurs eingeschlagen.« Er legte sacht eine Hand auf Armidos Arm. »Ich kenne die Wunden, welche die peinliche Befragung der Inquisition hinterlässt.«
    Luisa atmete schwer und sah hilfesuchend zu Gérard.
    »Bruder, bitte, dieser Mann wurde zu Unrecht befragt, und Seine Majestät hatte ihn begnadigt.«
    Blasius hob die Augenbrauen. »Die Wunden sind frisch, und nur in Embrun herrscht derzeit ein Inquisitionsgericht.« Er schwieg nachdenklich.
    Luisa zitterte und starrte auf ihren Bruder. »Armido«, flüsterte sie.
    »Der Arm des Erzbischofs reicht weit, und Chorges gehört zu seinem Amtsbereich. Doch wir sind kein Kloster.« In den Augen des alten Mönches blitzte es auf. »Wir sind ein selbstverwaltetes Hospital und leben von den Zuwendungen unserer Wohltäter.« Hier machte er eine vielsagende Pause.
    Gérard begriff. »Oh, unsere Großzügigkeit steht außer Frage. Dessen seid gewiss. Wäre es möglich, unseren Freund in einem Armengrab bestatten zu lassen?«
    Luisa entfuhr ein leiser Schrei.

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